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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schmiede gerichtet.
    „Wui!“ antwortete der Sohn sofort.
    „Vielleicht aus Paris?“
    „Wui!“
    „Sind Sie auf Besuch in Deutschland?“
    „Nong, nong!“
    „Also in Geschäften?“
    „Wui!“
    „Es freut mich, daß Sie mich so sehr gut verstehen, obgleich ich deutsch frage. Haben Sie doch nun auch die Güte, mir deutsch zu antworten! In welchen Geschäften reisen Sie?“
    „Nix deutsch!“
    „Unsinn! Halten Sie uns doch nicht für dumm! Ich kenne Ihre Geschichte. Sie sind Pascher!“
    „Nong, nong!“
    „Allerdings eigentlich nicht Pascher, sondern Schmiede.“
    „Nong!“
    „Pah! Ihre Bärte können mich nicht täuschen. Herr Obergendarm, befehlen Sie, daß diesen Leuten die falschen Bärte und Perücken abgenommen werden. Es ist der Schmied Wolf aus Helfenstein nebst seinem Sohn.“
    „Was? Wäre das möglich?“
    „Gewiß! Überzeugen Sie sich!“
    Die beiden Gefangenen sträubten sich zwar, aber dennoch wurden ihnen die falschen Haare abgenommen. Nun erkannte man sie allerdings.
    „Wirklich! Die beiden Helfensteiner Schmiede!“ sagte der Obergendarm. „Kerls, wie kommt ihr in diese Kleider?“
    „Sie sind unser!“ antwortete der Alte trotzig.
    „Und zu den falschen Bärten?“
    „Wir wollten uns einen Spaß machen.“
    „Mit wem?“
    „Mit – na, das brauchen wir nicht zu sagen.“
    „Da irrt ihr euch sehr. Ihr werdet es schon sagen müssen. Nennt ihr eine Grubenexplosion einen Spaß?“
    „Diese Explosion geht uns nichts an.“
    „Nichts? Das wird sich finden. Warum habt ihr euch denn hier im Stroh versteckt?“
    „Wir wollten Laube erschrecken.“
    „So! Und ihr denkt, daß wir dieser Ausrede Glauben schenken werden? Legt ihnen Fesseln an! Sie sind arretiert und werden ins Gefängnis geschafft!“
    Die Schmiede sahen ein, daß Gegenwehr ihre Lage nur verschlimmern würde. Sie ließen sich also binden. Als sie dann aus dem Schuppen gebracht wurden, erhob sich unter der anwesenden Menge eine große Aufregung. Sie wurden für die Urheber der Explosion gehalten.
    „Schlagt sie tot! Verbrennt sie! Werft sie hinab in den Schacht!“ riefen viele Stimmen.
    Arndt nahm sich ihrer an. Er erklärte mit lauter Stimme, daß die Anwesenheit dieser beiden Männer mit der Explosion ganz und gar nichts zu tun habe. Das wirkte.
    Der Staatsanwalt hatte auch die Ansicht, daß die Schmiede nur in Absicht einer Schmuggelei heute hierhergekommen seien und erklärte sich mit ihrer Gefangennahme einverstanden.
    „Wir müssen uns auch noch eines anderen versichern“, sagte Arndt, „nämlich des Wächters Laube.“
    „Warum?“
    „Er ist Mitschuldiger und Vertrauter des Waldkönigs.“
    „Gut! Man suche ihn! Aber, Herr Arndt, wie steht es denn mit eben diesem Waldkönig? Sie sind ihm in den Stollen gefolgt. Haben Sie ihn ereilt?“
    „Nein. Die Explosion kam dazwischen. Aber dennoch bin ich beinahe überzeugt, daß er nicht entkommen ist.“
    „Das verstehe ich nicht. Sie haben ihn nicht ergreifen können, und dennoch soll er nicht entkommen sein?“
    „Er ist wahrscheinlich bei der Explosion mit verunglückt. Er hat sie hervorgerufen, um sich zu retten.“
    „Alle Teufel! Wäre es so?“
    „Ich vermute es. Der junge Seidelmann war es. Seinen Vater hat die Strafe auch ereilt. Er ist tot.“
    „Tot? Wie? Wo?“
    „Er ist ermordet worden und liegt da unten am Waldrand.“
    „Ermordet? Herr Arndt, das ist wirklich eine verhängnisvolle Nacht: Ein Ereignis drängt das andere. Wer soll ihn denn ermordet haben?“
    „Ich habe eine Vermutung, kann aber nichts beweisen. Der Förster Wunderlich steht bei der Leiche. Senden Sie ein oder zwei Ihrer Leute hin, um ihn abzulösen.“
    „Ich werde selbst mitgehen.“
    „Bitte, zu bleiben. Sie werden gebraucht.“
    „Ich denke, es handelt sich um einen Mord; das ist doch wichtig genug und ein triftiger Grund, den Ort aufzusuchen?“
    „Dazu ist später auch noch Zeit. Sehen wir zunächst, ob wir diesen Wächter Laube erwischen! Und dann müssen wir sofort nach Seidelmanns Wohnung.“
    „Warum dahin?“
    „Sie steht, wie ich ahne, nicht nur durch einen Klingelzug, sondern auch durch einen verborgenen Gang mit dem Kohlenwerk in Verbindung. Laube muß das wissen. Wir sind gezwungen, zu Seidelmanns zu gehen, um uns des Sohnes zu versichern, falls er doch noch entkommen wäre.“
    Diese Gründe waren überzeugend. Man suchte nach dem Wächter, konnte ihn aber nicht finden. Seine Frau erklärte, daß er bereits seit etlichen Stunden abwesend

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