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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Kopf.
    „Hm! Hm!“ brummte er nachdenklich. „Sie spricht erst von den fünftausend Gulden und dann von der Rache. Sie ist jedenfalls mittellos gewesen, und ihr habt, weil sie nach Paris mußte, Geld gebraucht –“
    „Onkel!“ rief der Leutnant drohend.
    „Oho! Willst du mir gebieten, meine Gedanken zu unterdrücken, deren einziger Herr doch nur ich bin?“
    „Denke, was du willst! Aber solche Gedanken mir gegenüber auszusprechen, das muß ich mir verbitten!“
    Der Neffe schien die Hoffnung zu haben, durch ein so sicheres Auftreten seinem Onkel zu imponieren. Dieser aber antwortete:
    „Verbitten? Dieses Wort sagst du mir, mir, während du doch mein Geld noch in den Händen hast?“
    „Ich habe meine Ehre zu wahren, selbst auch gegen Verwandte, wenn sie von diesen angegriffen wird!“
    Da nahmen die Züge des Regierungsrats einen eisigen Ausdruck an. Er zuckte die Achseln und sagte:
    „Ganz, wie du willst! Du scheinst sehr genau zu wissen, was deine Ehre von dir fordert. Darum will ich ein für allemal davon absehen, mich wieder mit deinen Angelegenheiten zu befassen. Ich werde dich also auch mit allen weiteren Erkundigungen verschonen. Sei dein eigner Herr; sei der Selbstschöpfer deines Schicksals, versuche aber nie wieder, mich mit demselben zu beschäftigen. Ich hielt es für meine Pflicht, mit dir über diese Leda zu sprechen. Du trittst mir abwehrend entgegen, und so mag es zwischen uns beiden so gelten, daß in Zukunft jeder seinen eigenen Weg gehe. Die Tänzerin wartet auf dich. Befriedige also ihre Sehnsucht. Du tust am besten, mit dem nächsten Zug nach der Residenz zu fahren. Abschied brauchst du nicht von mir zu nehmen, denn ich habe keine Zeit dazu. Natürlich wünsche ich dir alles Glück. Lebe wohl!“
    Nach diesen Worten ging der Direktor durch die gegenüberliegende Tür hinaus und verschloß sie hinter sich. Der Leutnant hörte das.
    „Ah“, sagte er zu sich. „Er schließt ab! Er mag nichts mehr von mir wissen! Meinetwegen! Bin ich doch jetzt diesen verteufelten Juden los! Das Weitere wird sich finden. Wenn nur die Leda – hm, lassen wir das jetzt! Dazu wird später Zeit. Erst will ich den Salomon Levi fortjagen.“
    Als er in das Vorzimmer zurückkehrte, nahm er eine triumphierende Miene an und sagte in stolzem Ton:
    „Hier sehen Sie den Wechsel. Ich zerreiße ihn.“
    „Herr Sabaoth! Nein, nein!“ rief der Jude voller Entsetzen, als er sah, daß der Leutnant das Akzept wirklich zerriß. „Das dürfen Sie nicht; das dürfen Sie nicht!“
    „Warum nicht?“
    „Sie haben doch noch nicht bezahlt das Papierchen.“
    „Ist es Ihnen wirklich so angst um Ihr Geld?“
    „Soll man nicht haben Sorge, wenn man braucht eine solche Summe und kann sie nicht bekommen?“
    „Da, beruhigen Sie sich! Hier ist das Geld!“
    Er gab dem Juden die Scheine. Dieser griff hastig zu, betrachtete, prüfte und zählte sie und sagte dann, indem ein breites, wohlgefälliges Lächeln über sein Gesicht ging:
    „Dem Gott meiner Väter sei Lob und Dank! Nun kann ich bezahlen den Gläubiger, der auf mich wartet! Aber der Herr Leutnant hat noch nicht bezahlt alles!“
    „Nicht? Es sind ja volle zweitausend?“
    „Aber ich bin gefahren für mein Geld nach Rollenburg und habe versäumt mein gutes Geschäft daheim.“
    „Schurke! Wieviel willst du haben?“
    „Fünf Gulden ist eine Wenigkeit; aber ich will nicht mehr fordern, weil ich nicht habe müssen protestieren den Wechsel.“
    „Hier hast du auch noch dieses Sündengeld!“
    Er zog die fünf Gulden aus der Tasche hervor und warf sie ihm zornig vor die Füße. Salomon Levi trat zurück.
    „Der Herr Leutnant meinen wohl, daß ich mich bücken soll, um aufzuheben dieses Geld?“ fragte er.
    „Ja, wenn du es haben willst!“
    „Oho! Der Jude ist kein Hund, daß man ihm vor die Füße wirft das, was ihm gehört! Ich habe bezahlt die Fahrkarte und ich habe versäumt mein Geschäft. Ich kann verlangen diese fünf Gulden, und ich will sie haben hergezählt in meine Hand.“
    „Du schnappst über! Pack dich fort!“
    Er wollte fortgehen, aber Salomon Levi trat ihm in den Weg und fragte in energischer Weise:
    „Wird der Herr Leutnant aufheben dieses Geld?“
    „Nein, laß es liegen, wenn du es nicht haben magst! Geh zur Seite! Ich habe weiter keine Zeit für dich!“
    Er griff bereits nach dem Türdrücker; da aber faßte der Jude ihn am Arm und sagte in siegesgewissem Ton:
    „Oh, ich weiß genau, daß der Herr Leutnant doch noch wird vom Boden

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