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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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da?“
    „Nein. Wir wußten, daß Sie wiederkommen würden.“
    Er ließ sich die Nummer des Zimmers nennen und ging, um nach der Geretteten zu sehen. Es dauerte eine ziemlich lange Zeit, ehe er zurückkehrte.
    „Nun?“ fragte der Leutnant. „Ist Besorgnis nötig?“
    „Sie liegt im Weinkrampf und gibt keine Antworten. Das so schwer verletzte Schamgefühl tritt in Reaktion. Ich habe Schlaf- und Schwitzmittel verordnet. Man muß der Erkältung begegnen und dann abwarten, bis das empörte Gemüt sich beruhigt hat. Jedenfalls gehe ich nicht eher fort, als bis das arme Kind transportfähig ist, und dann bringe ich es selbst zu seinen Eltern zurück.“
    Im Laufe des Nachmittags wurde seitens der Polizei angefragt, ob es möglich sei, Fräulein Werner zu vernehmen. Der Arzt verneinte diese Frage und konnte erst am anderen Morgen die Erlaubnis dazu erteilen.
    Die Vernehmung wurde aus Rücksicht auf Emilie im Hotel vorgenommen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr sie, daß der Direktor mit allen Mitgliedern, deren Mitschuld sich herausgestellt hatte, sich in Untersuchungshaft befinde.
    Sie gab ihre Aussage zu Protokoll und erhielt dann von seiten des Einzelrichters die Versicherung, daß das an ihr begangene Verbrechen die allerstrengste Ahndung erfahren werde.
    Als der Beamte sich entfernt hatte, bat Doktor Zander, sie nach der Residenz begleiten zu dürfen, ein Anerbieten, welches ihr natürlich in hohem Grad willkommen war.
    Auf dem Bahnhof angekommen, fanden sie, daß sie noch genügsam Zeit hatten. Bevor der Zug abging, mußte erst der aus der Residenz kommende erwartet werden. Und als dieser dann eintraf, und die Passagiere den Wagen entstiegen, bemerkte der Arzt unter den Ausgestiegenen zu seiner Überraschung – den Fürsten von Befour und den Reporter Doktor Max Holm.
    Er eilte sofort auf die beiden zu, indem er seine Begleiterin einstweilen stehen ließ.
    „Durchlaucht hier in Rollenburg?“ fragte er. „Handelt es sich vielleicht abermals um die Rettung irgendeines armen, sich in schlimmer Lage befindenden Menschenkindes?“
    Diese Frage war im Scherz ausgesprochen; aber der Fürst antwortete in einem sehr ernsten Ton:
    „Sie haben es erraten, lieber Doktor.“
    „Ah! Wirklich?“
    „Ja.“
    „Nun, ich dachte an die arme Wally Petermann. Aber aus Ihrem Ton höre ich, daß es sich wirklich um etwas Ernstes handelt. Dieses Rollenburg scheint bestimmt zu sein, als Schauplatz von Rettungsepisoden zu dienen. Auch ich bin der Held einer solchen gewesen.“
    „Eben bei jener Wally Petermann, ja.“
    „Oh nein! Bei dieser Angelegenheit war meine Rolle eine sehr untergeordnete. Es handelt sich hier um einen ganz anderen Fall; aber, eigentümlich, die betreffende Person ist abermals ein Mädchen aus der Residenz.“
    „Die sich in ähnlicher Lage befand?“
    „Ähnlich, wenn auch nicht ganz so. Sie war einem Zirkusdirektor in die Hände geraten und –“
    „Meinen Sie etwa gar Emilie Werner?“ wurde er schnell von Holm unterbrochen.
    „Ja. Kennen Sie das Mädchen?“
    „Ja. Was ist mit ihr? Sagen Sie schnell, schnell!“
    „Nun, haben Sie keine Sorge! Sie ist gerettet. Dort neben der Türe steht sie.“
    Holm wendete sich nach der angegebenen Richtung und sagte:
    „Wirklich, das ist sie. Aber was ist mit ihr geschehen?“
    „Sie wurde scheinbar als Kassiererin engagiert –“
    „Ich weiß das“, fiel Holm ein. „Ihr Vater erzählte es mir.“
    „Sollte aber gezwungen werden, sich als Tau-ma vor dem Publikum zu produzieren.“
    „Herrgott! Weiter, weiter!“
    Der Arzt erzählte in kurzen Worten, was geschehen war. Als er geendet hatte, sagte der Fürst:
    „Das ist wirklich gräßlich! Welch ein Glück, daß Sie zufällig jene Unterredung belauschten. Das Interessanteste aber ist, daß wir beide wegen einer Schwester von ihr nach Rollenburg kommen. Sie wollen mit dem nächsten Zug mit ihr zurück?“
    „Ja. Er geht in einer Viertelstunde ab.“
    „Können Sie nicht noch um einen Zug länger warten?“
    „Wenn Sie es wünschen, Durchlaucht, ja.“
    „Ich will Ihnen den Grund jetzt noch nicht angeben, denn, wenn es sich um ein gutes Werk handelt, soll man keine Minute verlieren. Bitte, bleiben Sie hier im Wartezimmer. Wir fahren dann miteinander nach der Residenz.“
    Er verließ mit Doktor Holm den Bahnhof und begab sich direkt nach der Gefangenenanstalt, wo er sich zum Direktor melden ließ. Natürlich wurden beide sofort von dem Beamten vorgelassen.
    „Sie haben unter Ihren weiblichen

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