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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zander mit Emilie Werner saß. Holm reichte der letzteren die Hand zum Gruß und sagte ihr:
    „Fräulein Werner, die Frau Inspektor möchte Sie einmal bei sich sehen. Darf ich Sie zu ihr führen?“
    „Mich sehen, warum?“
    „Sie hat mir weiter keine Mitteilung gemacht; aber bitte, kommen Sie nur!“
    Sie folgte ihm, einigermaßen verwundert, daß sie zu der Frau des Bahnbeamten, die sie jedenfalls doch gar nicht kenne, kommen solle. Dort an der Tür angelangt, klopfte Holm an.
    „Herein“, sagte eine halblaute, zaghafte Stimme.
    „So, gehen Sie hinein!“ meinte Holm. „Wenn Sie fertig sind, kommen Sie beide wieder zu uns hinüber.“
    Er öffnete, schob sie hinein und drückte hinter ihr die Tür wieder in das Schloß. Einen Augenblick lang war es still; dann aber ertönte ein doppelter Schrei:
    „Laura! Ist's wahr?“
    „Emilie! Du?“
    Ein schluchzendes Jauchzen folgte, dann schlich Holm sich fort. Im Wartesaal fand er den Fürsten mit dem Arzt bereits im angeregten Gespräch. Ersterer fragte gerade:
    „Aber einen positiven Grund hat dieser Baron zu seiner impertinenten Frage wohl nicht gehabt?“
    „Nein; davon bin ich überzeugt.“
    „Er hat also nur auf den Strauch geschlagen?“
    „Jedenfalls.“
    „Und was gedenken Sie nun zu tun?“
    „Ich komme natürlich nicht mehr zurück, werde vielmehr sehen, ob es mir möglich ist, in der Residenz mein Zelt aufzuschlagen.“
    „Natürlich, natürlich! Sie können sich auf meine Beihilfe jedenfalls verlassen, und ich denke, daß Sie bald in Kundschaft kommen werden. Einen Patienten haben Sie ja bereits dort.“
    Er deutete dabei lächelnd auf Holm, welcher ja seine linke Hand in der Binde trug.
    „Wie geht es? Haben Sie Schmerzen?“ fragte Zander.
    „Nein, gar nicht.“
    „Nun, so bin ich überzeugt, daß Sie den vollständigen Gebrauch der Hand wieder erhalten werden.“
    Da kam Holm ein Gedanke. Er fragte:
    „Sagen Sie, Herr Doktor, ist der Krebs heilbar?“
    „Er wird für unheilbar ausgegeben; aber ich halte ihn im Gegenteil für heilbar. Es handelt sich freilich um seine Ursachen, ferner wie alt er ist und unter welchen Umständen er auftritt. Kennen Sie vielleicht einen Krebskranken?“
    „Ja, die Mutter der beiden Schwestern, welche jetzt ihr Wiedersehen feiern!“
    „Nun, da wir uns so angelegentlich mit den Töchtern beschäftigen, kann man sich auch für die Mutter interessieren. Ich werde diese also noch heute besuchen.“
    „Danke! Aber bitte, erzählen Sie uns doch ausführlicher, was mit dieser armen Emilie hier geschehen ist.“
    „Ja. Vorhin konnte ich nur kurze Andeutungen geben. Hören Sie!“
    Er gab nun einen umständlichen Bericht. Den beiden Zuhörern graute es, als sie hörten, wie das arme Mädchen behandelt worden sei.
    „Und ihr Vater freute sich so über dieses Engagement“, sagte Holm. „Wird er das Geld herausgeben müssen?“
    „Man wird es so einzurichten wissen, daß er es behalten kann“, meinte der Fürst.
    „Aber ich hörte von ihm, daß er sich ebenso wie seine Tochter habe unterschreiben müssen. Ich vermute da irgendeine Infamität.“
    „Nun, dieser Direktor Baumgarten ist ein Schurke. Er hat Emilie Werner in sein Netz gelockt, und die Mittel, deren er sich hierzu bediente, haben keine rechtliche Geltung. Die Unterschrift des Vaters und der Tochter wird für diesen Menschen von keinem Vorteile sein. Er hat die beklagenswerte Person angebunden, also ihrer Freiheit beraubt, und zwar zu unzüchtigen Zwecken. Darauf ist eine sehr hohe Zuchthausstrafe gesetzt, der er gar nicht entgehen kann.“
    „Hm! Darüber wird sich sein Herr Bruder wohl nicht sehr freuen“, bemerkte Doktor Zander.
    „Sein Bruder? Wer ist das?“ fragte Holm.
    „Der Intendant des Residenztheaters.“
    „Donnerwetter! Entschuldigung, meine Herren, daß dieser Fluch mir entschlüpft. Aber das ist mir hoch, hoch interessant. Sie irren sich doch nicht etwa, Herr Doktor?“
    „Nein. Emilie Werner selbst sagte es mir.“
    „Sie selbst? Ah, dann ist es mir unbegreiflich, daß sie dieses Engagement eingegangen ist, nachdem sie den Intendanten auf eine ganz armselige Weise kennengelernt hat.“
    „Sie hat es ja gar nicht gewußt! Sie hat es erst erfahren, als die Mitglieder dieser Künstlerbande in ihrer Gegenwart davon gesprochen haben.“
    „Ah! Jetzt geht mir ein Licht auf, und was für eins. Warten Sie, mein bester Herr Intendant, wie ich Sie fassen werde! Dieser Mensch hat das arme Mädchen seinem Bruder in die Krallen

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