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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schlauen Kopf. Er ist ganz der Mann, zu erfahren, was gegen dich im Werk ist, und aus alter Anhänglichkeit warnt er dich.“
    „Was nützt mir das?“
    „Viel, sehr viel! Es ist immer besser, man weiß, daß man Feinde hat, als man ahnt es nicht.“
    „Aber er konnte sich bestimmter ausdrücken.“
    „Vielleicht tut er es noch. Er wird dich überhaupt in nächster Zeit besuchen. Er hat die Pflegegelder zu bezahlen. Oder hat er es bereits getan, und du hast's verschwiegen?“
    „Wo denkst du hin? Ich selbst lauere mit Schmerzen auf dieses Geld. Das hiesige Pflaster ist teurer als ich dachte.“
    „Nun, er ist stets pünktlich gewesen und wird es wohl auch dieses Mal sein. Eigentlich köstlich, köstlich!“
    „Was?“
    „Pflegegelder zahlen für ein Kind, welches gar nicht mehr vorhanden ist.“
    „Ja, dieser Gedanke war wirklich einzig.“
    „Er stammte von mir. Und zwar doppelte Ziehgelder. Von dem Baron und von diesem albernen Bruno. Kind, du glaubst nicht, wie dumm diese Männer sind. Ein schönes Gesicht, ein üppiger Bau, ein wenig geheuchelte Liebe – dann sind sie weg! Hätte dieser Bruno nachzurechnen vermocht, so hätte er einsehen müssen, daß das Mädchen nicht sein Kind sein könne. Er kannte dich ja nicht ganz acht Monate. Ich möchte wirklich wissen, ob Petermann damals aus freiem Antrieb gehandelt hat.“
    „Ich glaube es ihm. Er hielt große Stücke auf seinen jungen Herrn. Zeit aber war es, daß ich verschwand.“
    „Und das Kind dazu. Es war überhaupt damals fast wunderbar, wie alles so vorteilhaft ineinandergriff. Denke dir nur die Kirchhofszene!“
    „Die war allerdings einzig!“ lachte Leda. „Ich war am Tag bei dem Begräbnis gegenwärtig gewesen und hatte mir das Grab gemerkt.“
    „Abends begleitete ich dich bis an die Mauer. Brrr! Ich fürchtete mich doch. Kirchhof bleibt Kirchhof. Als ich dich hinaufgehoben hatte, duckte ich mich nieder und zog den Mantel über mich weg. Ich wollte gar nichts sehen. Denke dir dann meinen Schreck, als ich dich sprechen hörte!“
    „Auch ich erschrak nicht garstig, als ich, in der Nähe des Grabes angekommen, dort eine Gestalt sah, welche sich emsig zu schaffen machte.“
    „Hahahaha! Du hieltest sie für ein Gespenst!“
    „Beinahe. Ich bemerkte aber sehr bald, daß ich es mit einem Mädchen zu tun hatte. Ich legte den Wurm beiseite und schlich mich hin.“
    „Den Schreck, oh, den Schreck hätte ich sehen mögen!“
    „Sie brach förmlich zusammen. Und die guten Worte, welche sie dann geben konnte! Pah! Mir war es gerade recht, daß ich sie traf. Sie mußte es auf sich nehmen.“
    „Ja, das war ein feiner Gedanke von dir. Damals sah ich, daß ich an dir keine schlechte Schülerin gehabt hatte.“
    „Ich ließ sie fort, grub dann die Schachtel wieder aus und legte unseren Wurm hinein. Den ihrigen aber nahm ich mit. Es war kein Wurm, sondern ein Würmchen, ganz dürr, dünn und armselig. Heute frage ich mich oft, ob der Baron vielleicht gewußt hat, daß –“
    „Was?“
    „Daß dieses Mädchen auf dem Kirchhof sein wird.“
    „Wie soll er das gewußt haben?“
    „Weil er mir den Rat gab, die Leiche nach dem Kirchhof zu schaffen.“
    „Wie, er war es, der dich auf diesen Gedanken brachte?“
    „Ja. Er machte mich auf das halb zugeworfene Grab aufmerksam.“
    „Davon weiß ich doch gar nichts!“
    „Es ist die Rede noch nicht darauf gekommen. Er sagte mir sogar die Zeit, zu welcher ich gehen sollte.“
    „Sonderbar!“
    „Und sodann fügte er hinzu, daß ich vielleicht etwas finden könne, was des Umtausches wert sei.“
    „Sollte er jene Kindesleiche gemeint haben?“
    „Ich weiß es nicht, möchte es aber fast vermuten. Natürlich hat er da gedacht, daß das Mädchen fertig sei und sich nicht mehr auf dem Kirchhof befinde.“
    „Das ist ein Gedanke, der allerdings nicht aus der Luft gegriffen zu sein scheint. Aber, wenn du das Richtige ahnst, sollte er dann auch das von der Scheune wissen?“
    „Ja.“
    „Wieso?“
    „Er sagte mir ja, daß ich das, was ich umtausche, unter dieser Scheune verbergen könne.“
    „Wie? Das hat er gesagt?“
    „Ja.“
    „Und das erfahre ich erst jetzt!“
    „Er verbot mir, dir davon zu sagen.“
    „Warum?“
    „Vielleicht traute er dir nicht!“
    „Hm! Getraut hat er mir stets. Jedenfalls hat er irgendeine Absicht gehabt. Er ist ein unergründlicher Mensch. Er weiß stets, was er tut, selbst wenn es anderen ganz unerklärlich erscheint. Also deshalb mußte ich mit zu der

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