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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gelungen war, aus der Irrenanstalt zu verschwinden. Daraufhin war es vielleicht möglich, diese beiden Personen zu erfragen.
    Von dem, was er eigentlich erlauschen wollte, hatte er nur wenig gehört, desto mehr aber anderes. Und dieses andere war im höchsten Grad wichtig. Gelang es ihm, den Faden zu finden, dann war es um diese Leda geschehen. Ein Leutnant von Scharfenberg war genannt worden, dessen Geliebte sie gewesen war. Nun, man konnte sich ja nach diesem Namen erkundigen.
    Jetzt nun war nichts mehr zu erlauschen. Holm hielt es für geraten, sein Versteck zu verlassen. Er schlich sich hinaus, klinkte die Tür zu und verließ, ohne behelligt zu werden, das Hotel.
    Natürlich ging er nun direkt nach Hause. Als er die drei Treppen emporgestiegen war und die Tür leise öffnete, sah er den Vater schlafend in dem Polsterstuhl liegen. Auf dem Gesicht des Kranken lag ein Zug lächelnden Glücks, wie es lange, lange nicht mehr zu beobachten gewesen war. Hilda saß am Tisch und nähte. Sie war allein, da sich die Nachbarin nicht mehr hier befand.
    Als sie den Bruder erblickte, sprang sie eilig auf und kam ihm freudig entgegen.
    „Endlich, endlich!“ flüsterte sie, ihm den Mund zum geschwisterlichen Kuß bietend. „Welch eine Angst habe ich um dich ausgestanden!“
    „Wirklich, Hilda?“ fragte er leise.
    „Jawohl! Du bist ja seit gestern gar nicht nach Hause gekommen!“
    „Das geschieht nicht zum ersten Mal.“
    „Aber gerade dieses Mal habe ich so sehr auf dich gewartet.“
    „Warum?“
    „Ich habe dir viel zu erzählen.“
    „Gutes?“
    „Ja.“
    Sie lächelte ihn so glücklich an, daß er den Kopf schüttelte und dann sich erkundigte:
    „Es scheint allerdings hier ein freundlicher Engel eingezogen zu sein. Vater lächelt im Schlaf, und auch du machst ein Gesicht, als ob du einen großen Fund getan hättest.“
    „Das ist auch wirklich der Fall.“
    „So erzähle!“
    „Nicht jetzt. Erst mußt du natürlich essen.“
    „Ich habe bereits gegessen.“
    „Oh, oh, das glaube ich dir nicht!“ sagte sie, ihm mit dem Finger drohend.
    „Warum nicht?“
    „Weil du stets behauptest, gegessen zu haben. Das tust du aber nur, damit Vater und ich alles bekommen sollen.“
    „Dieses Mal aber ist es wirklich so.“
    „Das wird sich zeigen. Riechst du nichts?“
    Erst diese Frage machte ihn auf den Bratengeruch aufmerksam, welcher die Stube durchduftete.
    „Sauerbraten!“ sagte er. „Hilda, welche Verschwendung!“
    „Oh“, lächelte sie, „wir können fein leben, denn wir haben die Mittel dazu!“
    „Du hast gestern Arbeit fortgetragen?“
    „Ja.“
    „Nun, was du da erhalten hast, wird nicht lange reichen. Aber ich habe Geld, ich! Hörst du es?“
    Sie machte ein scherzhaft überraschtes Gesicht und fragte:
    „Du? Du hast Geld?“
    „Ja, ich.“
    „Das wird auch viel sein!“
    „Oh, es ist wirklich viel, außerordentlich viel.“
    „Multipliziere nicht! So viel Geld, wie ich habe, hast du aber auf keinen Fall!“
    Er hielt das für einen Scherz, daher antwortete er:
    „Das will ich glauben. Zähle doch einmal auf!“
    „Jetzt nicht. Erst mußt du essen. Komm heraus, damit wir den Vater nicht stören!“
    Sie öffnete die Schlafstube. Auch diese war geheizt. Und das kleine, dort stehende Tischchen war gedeckt.
    „Hilda! Sapperlot! Ist denn Feiertag?“ scherzte er.
    „Ja, heute ist Feiertag“, antwortete sie. „Setz dich! Ich hole das Essen!“
    „Aber Kind, ich sage dir, daß ich wirklich nicht essen kann. Ich habe bereits gegessen!“
    Sein Gesicht war dabei so ernst, daß sie sich versucht fühlte, ihm für dieses Mal Glauben zu schenken.
    „Wirklich?“ fragte sie.
    „Ja.“
    „Wo denn?“
    „Im Hotel ‚Zum Kronprinzen‘.“
    „Aber dort soll es so teuer sein!“
    „Ja. Ich habe vier Gulden bezahlt.“
    „Herrjeses!“
    „Siehst du, wie du staunst! Und rate einmal, was ich mir habe auftragen lassen!“
    „Sage es lieber gleich!“
    „Nun, Gänsebraten und Rehrücken.“
    „Gänsebraten und Rehrücken? Fast hätte ich geglaubt, daß du gegessen hast, nun aber ist es gewiß, daß du wieder nur so sagst. Du denkst, wir haben nicht viel, und willst uns alles lassen. Aber warte nur, du sollst merken, daß deine Rechnung falsch ist!“
    „Sie ist richtig. Schau einmal her!“
    Er öffnete das Portemonnaie und legte sein Geld auf den Tisch. Als sie diese Summe erblickte, schlug sie die Hände zusammen und sagte:
    „Welch ein Geld! Welch eine Summe! Ist das dein, wirklich

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