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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eure Verhältnisse aufzubessern. Auf diese Weise kann ich überzeugt sein, viel eher zu meinem Geld zu kommen. Ich hoffe, du nimmst es!“
    „Ah! Du bringst mich wirklich in eine Versuchung, der ich kaum zu widerstehen vermag. Was wird dein Vater sagen, wenn er es erfährt?“
    „Da sorge dich nicht! Er wird es billigen.“
    „Meinst du?“
    „Ich versichere es dir mit meinem Ehrenworte. Also streiche nur getrost ein!“
    Da drückte Hagenau ihn an sich und rief:
    „Edmund, der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht alles Mögliche tue, um dir dankbar zu sein! Ja, ich will das Geld nehmen. Ich habe zu leicht gelebt, weil ich mich für reich hielt; aber liederlich bin ich nicht. Wenn es gilt, so kann ich arbeiten, und das werde ich tun, und sollte mir das Blut von den Fingern laufen. Um dein Geld kommst du nicht, darauf verlasse dich!“
    „Diese Überzeugung habe ich auch ohne deine Versicherung. Greif also zu; ich mag das Geld nicht mehr sehen.“
    „Gut. Das Dokument stelle ich dir gleich aus.“
    Er strich das Geld zusammen und verschloß es, dann stellte er ihm die Schuldverschreibung aus, welche Randau mit jener Behaglichkeit einsteckte, welche die natürliche Folge einer guten, ehrenhaften Tat ist.
    „Jetzt trink weiter!“ sagte Hagenau, indem er einschränkte. „Ich will dir mitteilen, daß ich grad noch so eine Flasche habe. Ich kaufte ein Dutzend dieser Sorte, als ich noch nicht wußte, daß bei mir einmal das Geld alle werden könne. Jetzt freilich werde ich es mit einer billigeren Marke halten müssen.“
    „Doch nur für kurze Zeit, hoffe ich.“
    „Oh, das Geld fliegt viel schneller fort, als es zurückkehrt.“
    „Na“, lachte Randau, „es gibt Wege, welche schnell zum Wohlstand führen!“
    „Schnell? Meinst du etwa Arbeit?“
    „Nein. Die führt zwar sicher zum Ziel, aber langsam.“
    „Was dann?“
    „Zum Beispiel eine reiche Heirat.“
    Hagenau lachte laut auf und antwortete:
    „Heirat? Ich?“
    „Nun ja!“
    „Jetzt möchte ich abermals fragen, ob du toll bist.“
    „Ich bin sehr bei Sinnen.“
    „Siehe meine Figur an!“
    „Die ist etwas in die Länge gezogen, aber doch proportioniert.“
    „Ja. Ihr habt mich ja stets nur den Kranich genannt. Dieses Wort bezeichnet den ganzen Inbegriff meiner Schönheit! Schau ferner meine Nase an!“
    „Auch ein wenig lang, aber nicht unmäßig.“
    „Ja, sie paßt grad so zu mir, wie der Schnabel des Kranichs zu dem ganzen Vogel.“
    „Deshalb brauchst du nicht zu verzagen. Du trägst einen alten, berühmten Namen.“
    „Da kann ich eine ebenso alte Jungfer heiraten, deren Schnabel ebenso lang ist, wie der meinige.“
    „Heirate bürgerlich, aber reich!“
    Das Gesicht Hagenaus nahm einen außergewöhnlichen Ernst an. Er antwortete:
    „Höre, Freund, ich wäre der letzte, welcher mit den Gefühlen seines Herzens Spekulation treibt. Wenn ich ja einmal heiraten sollte, dann sicherlich nur eine, welche mich trotz meiner Häßlichkeit lieb hat. Und da dies ein Wunder sein würde und also wohl nicht gut möglich ist, so bleibe ich ledig. Mein alter Name wird trotzdem nicht auf den Aussterbeetat kommen, da der liebenswürdige Onkel Oberstkommandierender ja zwei Jungens hat, die hübscher sind als ich, und also wohl auch Frauen bekommen werden. Es hat jeder Mensch ein Herz, ich also auch; aber es ist eben nicht jeder so glücklich, auf die Stimme des Herzens hören zu dürfen.“
    Sein Ton klang klagend und resigniert, gar nicht so schnarrend wie gewöhnlich. Randau sagte:
    „Du wirst ja beinahe schwermütig! Fast scheint es, als ob dein Herz schon einmal gesprochen hätte!“
    „Hm! Möglich.“
    „Ah, Alter, ertappe ich dich!“
    „Na, gegen einen anderen würde ich nichts sagen; du aber hast mir heute einen solchen Beweis wahrer Freundschaft gegeben, daß ich mich einmal lächerlich machen will. Denke dir also, die Stunde des Kranichs hat geschlagen.“
    „Das ist freilich wundersam!“
    „Nicht wahr?“
    „Du und verliebt! Der kalte, sarkastische, prosaische Kranich, der sich bisher nur über die Liebe und überhaupt über die Damenwelt lustig machte, ist verliebt!“
    „Ja; aber er ist nur deshalb verliebt, weil es nicht eine von euren sogenannten Damen ist.“
    „Also wohl bürgerlich?“
    „Hm, vielleicht noch weniger!“
    „Soll ich erschrecken?“
    „Tue es! Es ist freilich schauderhaft, aber dieser gefühllose Hagenau hat sich in eine – Schusterstochter verliebt.“
    „Rede kein Blech!“
    „Es ist die

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