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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Fingerzeig, womöglich um meinen Abschied einzukommen. Urlaub hat man mir unbeschränkten erteilt.“
    „Das ist freilich schlimm, lieber Freund.“
    „Schlimm? Pah, schlimm! Was ist schlimm? Nichts, gar nichts! Es ist teuflisch, satanisch, höllisch! Es gibt gar kein Wort, welches hinreichend wäre, meinen Grimm zu beschreiben, meine Wut zu schildern.“
    „Du mußt dich eben beruhigen.“
    „Na, schließlich bleibt mir nichts anderes übrig; aber das Unheil ist doch zu stark und zu dick. Man läßt sich wohl gefallen, daß es Tropfen regnet, aber klumpenweise braucht das Wasser doch nicht vom Himmel zu fallen. Den Abschied nehmen! Verflucht!“
    „Was sagt dein Onkel dazu?“
    „Der Kommandierende von Rollendorf? Von dem kommt ja eben jener Fingerzeig! Und dabei bemerkt er, daß es ihn freuen werde, mich nach fünf oder zehn Jahren zum ersten Mal wiederzusehen! Und heute erhalte ich von meinem Vater einen Brief oder vielmehr einen Wisch, der mir auch zu denken gibt.“
    „Kennt er die Prozeßgeschichte?“
    „Weiß nicht. Geschrieben habe ich ihm natürlich kein Wort. Es handelt sich um etwas anderes, um den leidigen Mammon. Mein Bankier kam auf einmal auf den Gedanken, nicht zu Hause zu sein, wenn ich ihn besuchte.“
    „Was? Er verweigert dir den Kredit?“
    „Ja, denke dir!“
    „Das ist doch kaum glaublich!“
    „Es ist so. Natürlich beschwerte ich mich darüber bei meinem Vater. Als Antwort erhielt ich die Aufforderung, ohne Versäumnis zu ihm zu kommen. Heute nachmittag dampfe ich ab.“
    „Du befindest dich doch nicht etwa in Verlegenheit?“
    Randau machte mit den Fingern die Bewegung des Geldaufzählens. Hagenau zog beide Schultern empor, machte eine Grimasse dazu und antwortete:
    „Meine Passionen haben Geld gekostet.“
    „Passionen? Die habe ich doch gar nicht an dir bemerkt!“
    „Ja. Damals hatte ich nur die eine; die andere ist erst später dazugekommen.“
    „Darf man sie erfahren?“
    „Na ja. Ich habe ein verdammt weiches Gemüt, ein altes, gutes, dummes Herz. Ich habe viel wohlgetan, im stillen, ohne daß jemand es so recht erfahren hat, an Kameraden und an anderen. Das hat Geld gekostet, viel Geld. Später kam ich gar ins Spielen. Ich hatte Glück, dann Unglück, viel Unglück.“
    „Hm! Ich hörte allerdings davon. Hatte nicht Scharfenberg dich mit falschen Banknoten bezahlt?“
    „Freilich, freilich!“
    „Da hattest du allerdings Verlust!“
    „Gar nicht. Der Schurke erschoß sich, und ich mußte vor den Untersuchungsrichter. Du kannst dir denken, daß dies weder nach meinem Geschmack, noch zu meinem Vorteil war. Sein Onkel, der Zuchthausdirektor, löste zwar sämtliche Falsifikate, welche sein Neffe ausgegeben hatte, ein, und ich kam also zu meinem Geld, allein es lag kein Segen darauf. Ich verlor und verlor. Ich machte Schulden und verlor immer und immer wieder. Ich spielte, um zu gewinnen und meine Schulden zu bezahlen und dann dieser unseligen Passion für immer zu entsagen; aber ich blieb im Verlust. Mein Bankier gab mir nichts mehr, und mein Vater schickte nichts mehr. Ich schrieb ihm; ich sagte zwar nichts Genaues, aber ich ließ es ihn vermuten, daß ich in Not sei. Statt mir Geld zu schicken, ruft er mich zu sich. Ich vermute, daß es einige Szenen geben wird.“
    „Und dann aber Geld!“
    „Hm!“ brummte Hagenau nachdenklich. „Ich möchte beinahe befürchten, daß mein Vater plötzlich Ursache erhalten hat, sparsam zu sein. Ein Bankier schickt einen Kunden, wie ich war, nicht ohne Ursache heim.“
    „Bitte, sind deine Gläubiger verständig?“
    „Donnerwetter! Verständig! Ja, wenn sie das wären! Diese Blutsauger aber hetzen mich außer Atem. Übermorgen kommt ein Wechsel – na, ich bat um Verlängerung der Frist, fand den Kerl aber so obstinat wie ein altes Maultier. Was nun tun?“
    Er schritt zornig im Zimmer auf und ab. Randau folgte lächelnd seinen Bewegungen und sagte:
    „Aber, Mensch, hast du denn keine Freunde?“
    „Freunde? Unsinn! Welcher Mensch hat wahre Freunde! Früher pumpte das ganze Regiment von mir; jetzt hat keiner einen einzigen Kreuzer für mich.“
    „Du siehst zu schwarz.“
    „Nein, ich sehe richtig.“
    „Denkst aber wenigstens nicht an mich.“
    „An dich? Mann, Edmund, soll ich etwa dich anpumpen, der niemals von mir gepumpt hat!“
    „Ja, das wünsche ich! Grad mich sollst du anpumpen! Du bist der beste, liebenswürdigste Kamerad gewesen; ich nenne mich deinen Freund; das tue ich nicht nur aus Lust und Phrase,

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