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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zuletzt lächelte sie mir schon von weitem entgegen. So ein Lächeln! Edmund, ich sage dir, dieses Lächeln könnte mich zu vielem bringen. Ich könnte die größten Dummheiten begehen, um es immer zu sehen. Leider habe ich bereits seit vierzehn Tagen verzichten müssen.“
    „Wieso?“
    „Geradesolange Zeit habe ich sie nicht gesehen. Das hat mir zu denken gegeben. Ob sie vielleicht mit ihrem Kochkurs schon zu Ende ist?“
    „Möglich“, lachte Randau, der es viel besser wußte. „Der Herr Oberleutnant von Hagenau hält es für eine Lebensfrage, ob eine Schusterstochter das Kochen bereits völlig gelernt habe oder nicht! Es ist eigentlich toll!“
    „Ja, es ist toll; aber du machst es nicht anders. Wenn ich nur wüßte, woran ich bin. Leider muß ich heute verreisen, wie ich dir bereits sagte, und da ist es möglich, daß ich viel, sehr viel, wo nicht gar alles versäume.“
    „Wo befindet sich dein Vater jetzt?“
    „Auf Schloß Reitzenhain.“
    „Dorthin also fährst du?“
    „Ja, natürlich.“
    „Sage, gibt es dort nicht ein Bad?“
    „Gewiß. Warum fragst du?“
    „Weil ich zufällig von diesem Bad sprechen hörte.“
    „Pah! Es hat einen anderen Grund. Du machst ein so geheimnisvolles Gesicht, daß dich eine ganz besondere Absicht zu dieser Frage veranlaßt haben muß.“
    „Das wissen die lieben Engel.“
    „Du nicht?“
    „Nein. Ich lasse Gottes Wasser über Gottes Land laufen. Es muß sich dann finden, welch' ein Hühnchen aus diesem Ei schlüpft.“
    „Du spielst mit dem Feuer!“
    „Tut nichts. Ich bin ja bereits verbrannt. Vielleicht finde ich die richtige Stelle, und dann –“
    Er hielt inne. Draußen hörte man den Glockenschlag von den Türmen hallen. Er zog seine Uhr und sagte erschrocken:
    „Alle Wetter! Du, verzeihe! Ich muß fort!“
    „Wohin?“
    „Nach der Schillerstraße.“
    „Besuch machen?“
    „Unsinn.“
    „Wozu denn?“
    „Das kannst du dir doch denken! Es ist jetzt die Zeit, in der sie gewöhnlich kommt. Willst du hier warten?“
    „Nein. Ich gehe mit.“
    „So mach schnell! In anderthalb Minuten muß ich dort sein.“
    „So laß uns laufen!“
    Sie stürmten fort, Hagenau mit größtem Eifer voran und Randau heimlich lachend hinterdrein.
    Der letztere wußte, daß sich Hilda mit ihrem Vater und der alten Nachbarin jetzt in Reitzenhain befand, wo der Vater auf Anordnung Doktor Zanders Moorbäder zu nehmen hatte. Als sie die Schillerstraße erreichten, ging Hagenau ein wenig langsamer, so daß Randau wieder mit ihm sprechen konnte. Darum sagte der letztere:
    „Würdest du mir vielleicht einen Gefallen tun?“
    „Gern! Lieber hundert als einen.“
    „Einen Gruß mitnehmen.“
    „An wen?“
    „An ein Fräulein Holm, welches sich mit ihrem kranken Vater dort befindet.“
    „Also bürgerlich?“
    „Ja. Ihr Bruder ist Doktor der Philosophie und ein guter Bekannter von mir. Ich glaube, daß sie sich freuen wird, wenn du ihr meinen Gruß bringst.“
    „Schön! Ist sie zu ertragen?“
    „Ich denke es.“
    „Vielleicht alte Jungfer?“
    „Ja, ich schätze sie so über dreißig.“
    „O weh! Aber da du es wünscht, so will ich es tun. Was ist ihr Vater?“
    „Musikdirektor gewesen. Sein Sohn, der Doktor, ist auch musikalisch, so etwas wie Geigenvirtuos.“
    „Vortrefflich! Ich werde also – alle Himmel! Sie ist wieder da! Dort biegt sie um die Ecke!“
    Randau erkannte Hilda, welche jedenfalls nur für kurze Zeit nach der Residenz zurückgekehrt war.
    „Soll ich sie auch grüßen?“ fragte er lächelnd.
    „Natürlich! Das gehört sich ja.“
    „Rede sie doch endlich einmal an! Sonst verschwindet sie dir wieder, und zwar auf Nimmerwiedersehen.“
    „Meinst du? Gut, deine Gegenwart gibt mir Mut. Ich werde sie anreden. Aber daß du nicht etwa lachst!“
    „Gott bewahre!“
    „Schön! Donnerwetter, aber wie spreche ich denn?“
    „Närrischer Mensch! Du sagst, was dir gerade einfällt. Da ist sie! Mut, Alter!“
    Sie waren langsam vorwärtsgegangen, und Hilda war ihnen nun ganz nahe. Randau griff an den Hut, und auch Hagenau zog den seinigen. Der sonst so sichere, selbstbewußte Offizier war über das ganze Gesicht weg tiefrot. Er verbeugte sich und sagte:
    „Entschuldigung, Fräulein! Darf ich mir vielleicht eine Frage gestatten?“
    „Gern“, antwortete sie, ebenso errötend.
    „Wo hat Ihr Herr Vater seinen Laden?“
    Sie blickte erstaunt zu ihm auf.
    „Seinen Laden?“ fragte sie.
    „Ja. Ich meine natürlich seinen

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