Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
können Sie mir sagen, ob der Herr Theaterkassierer Werner da oben wohnt.“
    „Der? Was wollen Sie bei ihm?“
    „Wünschen Sie das zu wissen?“
    „Ja.“
    „Na, da fragen Sie ihn nachher selbst. Ich habe es nämlich nicht auswendig gelernt und kann es also nicht hersagen.“
    Er stieg weiter und lachte über die kräftigen Ausdrücke, welche Solbrig ihm nachschickte. Als er oben eintrat, fand er die Bewohner des Logis in fröhlicher Stimmung beieinander sitzen. Adolf, Emilies Bräutigam, befand sich bei ihnen. Auch Laura war da.
    „Herr Hauck!“ sagte Adolf, „Sie hier? Sie?“
    Der Paukenschläger antwortete nicht. Er stand eine ganze Weile wortlos da, den Blick starr auf Laura gerichtet.
    „Sapperment!“ stieß er endlich hervor. „Jetzt kommt es!“
    „Was kommt?“ fragte Werner befremdet.
    „Das Gedächtnis.“
    „Ich verstehe Sie nicht.“
    „Aber ich verstehe ihn“, sagte Adolf, der Polizist.
    „Sie? Mich verstehen?“
    „Ja. Wenigstens glaube ich, vermuten zu können, was Sie meinen. Sie wurden so geschlagen, daß Sie das Bewußtsein verloren.“
    „Ja, so ist es. Ich wußte absolut nichts, was mit mir geschehen ist. Der gestrige Abend war aus meinem Gedächtnis gestrichen. Man sagte mir, daß ich getanzt habe. Ich bin sogleich hierhergegangen, um vielleicht durch den Anblick meiner Tänzerin den verlorenen Faden wieder aufzufinden.“
    Er hielt inne. Man sah ihm an, daß er mit sich rang. Er bemühte sich, einen Gedanken festzuhalten, welcher sich nicht ergreifen lassen wollte.
    „Gönnen Sie sich Ruhe!“ bat Adolf. „Setzen Sie sich bei uns nieder und trinken Sie ein Glas Grog mit uns.“
    „Ja, wenn Sie es erlauben, nehme ich diese Einladung an. Vielleicht weiß das Fräulein noch, was wir miteinander gesprochen haben. Dadurch erhielte ich vielleicht einen Fingerzeig.“
    Laura antwortete errötend:
    „Wir haben nur ganz gewöhnliche Worte gewechselt, Herr Hauck, so wie es unter Tänzern, welche sich nicht näher kennen, ja üblich ist.“
    „Hm! Es ist mir, als hätte es einige Worte gegeben, welche ich mir besonders merken wollte.“
    „Ich weiß nichts.“
    „Wirklich nicht? Habe ich nicht gesagt, daß ich mich aus dem Saal entfernen wollte?“
    „Nein.“
    „Auch kein Wort, aus welchem Sie schließen konnten, warum ich fortgegangen bin?“
    „Nein.“
    „Dann bin ich freilich ganz umsonst hierhergekommen.“
    „Vielleicht auch ich“, meinte der Polizist. „Sie wollen Ihrer Erinnerung zu Hilfe kommen und tun dies vielleicht auf dem verkehrten Weg. Sie wollen vorwärts und sollten vielleicht rückwärts gehen.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Sie knüpfen da an, wo das gestrige Erlebnis begonnen hat, und sollten wohl da anfassen, wo es endete.“
    „Im Krankenhause?“
    „Nein, sondern auf der Straße, wo man Sie fand. Wenn Sie die betreffende Stelle sehen, erinnern Sie sich vielleicht, welche Absicht Sie hatten, dorthin zu kommen.“
    „Ah, das ist wahr! Das ist ein richtiger Polizeikniff! Ich werde mich sofort aufmachen, um Ihren Rat zu befolgen.“
    Er stand vom Stuhl auf. Adolf aber ergriff ihm beim Arm, zog ihn wieder nieder und sagte:
    „Wissen Sie den Ort genau, an welchem man Sie gefunden hat?“
    „Nein. Na, da läßt sich ja helfen. Ich werde fragen.“
    „Ist nicht nötig. Ich kenne den Ort und werde Sie hinbringen, wenn Sie mir erlauben, Sie zu begleiten.“
    „Natürlich sehr gern!“
    „Ich habe nämlich auch bereits gesucht und geforscht, aber ohne jedes Resultat. Die Wächter haben die wenigen Passanten, die es in der späten Stunde gegeben hat, nicht erkannt. Vier Personen, welchen ein Wächter dort in der Nähe begegnet, haben seinen Gruß erwidert. Weiter wußte er auch nichts –“
    „Vier –“, sagte Hauck langsam. „Vier Personen? Das ist mit ganz so, als ob dies in Verbindung mit – vier Personen! Sollte man denken, daß ein Mensch so dumm sein kann, die Erinnerung an den gestrigen Abend zu verlieren?“
    „Warum nicht? Eine Dummheit ist das nicht. Finden Sie den richtigen Faden, dann haben Sie das ganze Gewebe.“
    „Ich werde ganz irre an mir. Da Sie von vier Personen sprechen, ist es mir ganz so, als ob ich mit ihnen zu tun gehabt habe. Und dennoch ist es mir auch genauso, als ob ich wegen Fräulein Laura hier den Saal verlassen hätte, ganz genauso.“
    „Wegen mir?“ fragte sie verlegen. „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß von gar nichts.“
    „Das ist richtig. Es drohte Ihnen eine Gefahr, irgendeine Gefahr, welche ich

Weitere Kostenlose Bücher