65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell
soll –?“
„Ermordet? Herrgott!“
„Und darum im Zuchthaus gesessen hat?“
„Zuchthaus –“
Hauck war stehengeblieben. Er war ganz starr vor Erstaunen.
„Ja“, meinte der Polizist. „Antworten Sie doch!“
„Was soll ich antworten?“
„Darauf bin ich neugierig.“
„Das Mädchen, von welchem Sie sprechen, geht mich ja ganz und gar nichts an!“
„Ich denke, Sie wollen es heiraten?“
„Fällt mir gar nicht ein! Ich habe von Laura Werner gesprochen, aber von keiner anderen.“
„Ich auch von ihr und von keiner anderen.“
Da trat Hauck einen Schritt zurück und sagte:
„Ich habe wirklich große Lust, Ihnen den Hut anzutreiben, obgleich Sie keinen aufhaben!“
„Das ist aber ja eben das doch, von dem ich sprach!“
„Sind Sie des Teufels? Laura sollte schon ein – ein – Donnerwetter – ein Kind gehabt haben? Gott stehe mir bei! Sagen Sie die Wahrheit?“
„Leider ja.“
„Dann adieu mit allem, was ich mir gedacht und vorgenommen hatte. Ich bin dem Mädchen so schnell aber auch so herzlich gut geworden. Gott weiß es, daß ich mir Mühe gegeben hätte, sie glücklich zu machen. Nun aber wollte ich, mein verlorengegangenes Gedächtnis wäre geblieben da, wo es hingelaufen ist. Aber diesen Kerl möchte ich umbringen! Wer ist denn der Vater gewesen?“
„Der Baron von Helfenstein.“
„Dieser Teufel in Menschengestalt! War es nicht genug an den anderen, die er unglücklich gemacht, zum Beispiel jenes arme Mädchen, welches wegen der Leda, die auch seine Geliebte gewesen ist, unschuldig verurteilt wurde!“
„Kennen Sie dieses Mädchen?“
„Ich habe erzählen hören.“
„Haben Sie auch den Namen gehört?“
„Ja, aber ihn wieder vergessen. Sie hat bei der Baronin gedient, und er hat sie überfallen und überwältigt ganz ohne ihren Willen.“
„Würden Sie dieses unglückliche Mädchen nicht heiraten, weil sie eine solche Vergangenheit hinter sich hat?“
„Herr, halten Sie mich für einen so herzlosen Menschen, für einen Schuft und Schurken? Wenn Sie mir gut wäre, würde ich sie heiraten und grad stolz auf sie sein. Ich würde sie zur Frau nehmen grad den Unverständigen zum Ärger und zum Trotz. Nicht ein jeder kann eine Frau haben, an welcher das Gesetz so sehr viel gutzumachen hat!“
„Na, das ist brav gedacht! Aber warum wollen Sie da so plötzlich von dieser Laura nichts mehr wissen?“
„Von Laura? Ja, das ist denn doch ein anderes Ding.“
„Nein, das ist eben dasselbe Ding. Die Geschichte, welche Sie jetzt erwähnt haben, ist eben Lauras Geschichte.“
Es dauerte eine ganze Weile, ehe Hauck sich hören ließ:
„Laura Werner! Sehen Sie mich einmal an!“
„Na warum?“
„Bin ich jetzt nicht ganz Steingut-Porzellan oder gar Marmor? Greifen Sie mich an!“
„Na, ich fühle glücklicherweise doch Fleisch.“
„So? Ich dachte schon, daß ich aus Erstaunen eine Statue geworden sei – ungefähr eine Venus oder Minerva. Nein, nein! Also Laura war dieses Mädchen?“
„Ja, sie war es.“
„Das gibt der Sache allerdings eine ganz andere Wendung! Also darum sagte sie, daß sie für ihr Leben lang dem Lachen entsagen müsse?“
„Nur darum!“
„Hören Sie, haben Sie Zeit?“
„Warum diese Frage?“
„Weil ich wissen möchte, ob Sie heute noch sehr beschäftigt sind.“
„Gar nicht. Ich begleite Sie und gehe dann schlafen.“
„Schön, schön! Sie haben also Zeit. Bitte, warten Sie ein wenig, bis ich wiederkomme. Ich muß gleich zu Werners!“
„Wozu aber?“
„Ich muß ihr schleunigst sagen, daß sie in Gottes Namen lachen kann, so sehr und so viel sie will.“
„Ist das so eilig?“
„Natürlich. Man kann niemand schnell genug glücklich machen.“
„Das ist wahr; aber wissen Sie denn, daß Sie es sind, von welchem Laura glücklich gemacht sein will?“
„Hm! Sapperment!“
„Na, also! Übrigens, wie wollen Sie zu Werners kommen. Es ist alles zugeschlossen.“
„Das wäre das wenigste. Ich würde so lange rumoren, bis dieser liebenswürdige Inspektor oder Hausverwalter käme, um mir aufzumachen.“
„Sie sind wahrhaftig ganz Feuer und Flamme!“
„Ja, kommen Sie nicht näher, rühren Sie mich ja nicht etwa an! Wenn ich einmal einem Mädchen gut bin, so ist meine Liebe nicht von Pappe, sondern aus Dynamit.“
„Sapperment! Das ist lebensgefährlich! Aber Sie werden sich doch gedulden müssen. Es wäre lächerlich, morgen früh zu Werners zu gehen. Sie müssen zunächst erst wissen, ob Ihre Liebe
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