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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und öffnete den Fensterflügel.
    „Ah! Parterre! Wie schlau sie es angefangen haben. Na, erst esse ich, natürlich nur den Kartoffelsalat, die Wurst nehme ich mit nach Hause. Das gibt morgen noch ein Frühstück. Mit dem Arnika mag der Hausverwalter sich selbst und dann meinetwegen auch sämtliche Ärzte einreiben. Ich werde mir mein Gedächtnis auch ohne Arnika wieder holen.“
    Er setzte sich wieder in das Bett und aß den Salat. Als er damit fertig war, stieg er wieder heraus und schob den Riegel vor, um nicht überrascht zu werden. Er zog sich an, so schnell es gehen wollte, brannte sich eine der Zigarren an, steckte die anderen nebst Wurst, Uhr und Portemonnaie ein, riegelte die Tür wieder auf, blies das Licht aus, öffnete das Fenster und stieg hinaus.
    Er befand sich im Garten des städtischen Krankenhauses, an welches eine wenig belebte Straße stieß. Es war ihm ein leichtes, über den Zaun zu springen; dann überlegte er, wohin er sich zunächst wenden werde.
    „Nach Hause nicht! Ich muß gewärtig sein, der Arzt hält diesen Fall eines verlorengegangenen Gedächtnisses für so sehr interessant, daß er mich sogar durch die Polizei zurückholen läßt. Nein, nach Hause nicht. Zunächst gehe ich zu meinem Geiger. Vielleicht weiß der, wo bei mir der Hase im Pfeffer liegt.“
    Der Genannte wohnte als Garçon. Er war zu Hause und saß beim Notenschreiben. Als er den Eintretenden erblickte, sagte er ganz erstaunt:
    „Hauck, du! Ich denke, du liegst ganz ohne Verstand!“
    „Mensch! Was fällt dir ein! Kann so ein Kerl, wie ich bin, jemals ohne Verstand sein?“
    „Alle Welt sagte es, und es war auch in der Zeitung zu lesen.“
    „Glaube nur nicht, was dir die Blätter aufbinden! Ich bin ohnmächtig gewesen, aber niemand kann daraus folgen, daß ich keinen Verstand gehabt habe.“
    „Na, gut, daß du wieder zu dir gekommen bist!“
    „Unsinn! Nicht zu mir, sondern zu dir bin ich gekommen das siehst du doch!“
    „Du bist und bleibst doch der alte Spaßvogel!“
    „Das ist auch das Beste, was ich bin; alles andere ist nicht viel wert. Laß mich setzen. Es ist wirklich nicht so leicht, wie ich dachte, nämlich das Ausreißen. Der Kopf tut mir weh, und die Glieder sind matt.“
    „Wohl gar aus dem Krankenhaus?“
    „Wo denn sonst. Sie wollten mich behalten, weil mein abhandengekommenes Gedächtnis gar so sehr interessant ist. Ja, denke dir, infolge des Hiebs, welchen ich gestern erhalten habe, kann ich mich nicht mehr auf das besinnen, was gestern geschehen ist. Ich weiß nur, daß ich im Tivoli Musik gemacht habe und dann heute vor kurzer Zeit im Krankenhaus aus der Ohnmacht erwacht bin.“
    „Du weiß also nicht, wer dich geschlagen hat?“
    „Nicht die Spur. Ich weiß ja sogar nicht einmal, daß ich gestern getanzt habe. Man hat es mir gesagt.“
    „Das ist freilich sehr interessant!“
    „Höre, es wäre mir viel interessanter, wenn ich alles wüßte. Ich nehme an, daß ich dich gefragt habe, bevor ich tanzte?“
    „Natürlich. Ich mußte ja die Pauken schlagen.“
    „Kanntest du meine Tänzerin?“
    „Erst später. Er war Laura, die Tochter des früheren Theaterdieners Werner, welcher jetzt Kassierer ist.“
    Hauck schüttelte den Kopf und meinte:
    „Die kenne ich doch gar nicht!“
    „Aber angeguckt hast du sie immerfort, ja, du warst so weg in sie, daß du immer falsch pausiert hast und dabei aus dem Takt gekommen bist.“
    „Höre, sei still! Das ist mir noch nie passiert.“
    „Es war so. Du tanztest einen Walzer mit ihr und hingst auch dann noch mit den Augen in der Nebenstube, wo sie saß. Nachher hast du noch zwei andere Mädchen beobachtet und bist wegen ihnen fortgegangen.“
    „Noch zwei? Also drei! Da wäre ich doch der reine türkische Pascha gewesen! Wie kam das denn?“
    Der Geiger erzählte, was er wußte.
    „Höre“, sagte dann der Paukenschläger, „daraus kann ich nicht klug werden. Ich muß Klarheit haben, und da ist es am allerbesten, ich gehe gleich einmal zu Werners.“
    „Du hast recht. Weißt du, wo sie wohnen? Ich weiß es: Altmarkt Nummer Dreizehn, vier Treppen hoch im Hinterhaus.“
    „Schön! Vielleicht finde ich mein Gedächtnis auf einer von diesen vier Treppen liegen.“
    Er ging. Sein Gedächtnis fand er nicht, sondern er traf auf den intriganten Hausverwalter Solbrig, welcher gezwungen gewesen war, auf Emilie Werner zu verzichten.
    „Wohnen Sie vielleicht hier in diesem Hause?“ fragte der ihn.
    „Ja“, antwortete Solbrig mürrisch.
    „So

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