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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von Ihnen abwenden wollte.“
    „Es ist mir nichts geschehen.“
    „Es kann Ihnen aber noch geschehen. Ich hatte etwas gehört, Worte, auf die ich mich leider nicht mehr besinnen kann. Da ging ich. Ich bin dabei niedergeschlagen worden. Das ist ein Beweis, daß die erwähnte Gefahr wirklich existiert, daß sie sogar eine sehr ernste ist.“
    „Was könnte das sein?“ wurde rundum gefragt.
    Die Mitglieder der Wernerschen Familie begannen bereits besorgt zu werden, wurden aber von dem Polizisten beruhigt.
    „Das sind Hypothesen. Herr Hauck kämpft mit Unklarheiten, welche uns jetzt nicht stören dürfen. Warten wir, bis es klargeworden ist.“
    „Aber ich bin kein Freund von Warten“, meinte der Paukenschläger. „Was man gleich tun kann, soll man nicht aufschieben. Wollen wir gehen?“
    „Bleiben wir noch“, antwortete Adolf. „Die jetzige Stunde ist unpassend.“
    „Warum?“
    „Wenn Sie sich beziehentlich des Geschehenen wirklich zurechtfinden sollen, dürfen Sie möglichst wenig gestört werden. Jetzt aber gibt es zu viel Verkehr. Warten wir also, bis zu späterer Zeit sich die Straßen entleert haben.“
    „Sie mögen recht haben; aber inzwischen könnte man mich hier fortholen, um mich einzusperren; denn ich habe mich ohne Erlaubnis aus dem Krankenhaus entfernt.“
    „Haben Sie deshalb keine Sorge. Sie können sich kurieren lassen, wo Sie wollen.“
    Jetzt war Hauck beruhigt. Übrigens war es ihm mit der schnellen Entfernung von hier gar nicht so sehr Ernst gewesen. Der Anblick Lauras hatte seine gestrigen Regungen aus dem Schlaf erweckt. Er erinnerte sich des Eindrucks, den sie auf ihn gemacht hatte, und dieser Eindruck verstärkte sich nun heute desto mehr, je länger er hier mit ihr an demselben Tisch saß.
    Ihre Augen waren so groß, so tief und dunkel wie ein See, welcher untergegangene Geheimnisse birgt. Es lag auf ihnen wie ein feuchter Schimmer, als ob an jedem Augenblick die Tränen hervorbrechen wollten.
    Als er diese Bemerkung im stillen für sich machte, fuhr es ihm auf einmal wie ein heller Blitz durch den Kopf.
    „Ich habe alle Ursache dazu, für mein Leben lang dem Lachen zu entsagen!“
    Das waren die rätselhaften Worte, welche sie gestern zu ihm gesprochen hatte. Jetzt wußte er sie auf einmal. Laura war unglücklich, das war gewiß. Aber aus welchem Grund? Er nahm sich fest vor, dies zu erfahren.
    Aber diese Worte waren doch nicht diejenigen, wegen deren er den Saal verlassen hatte. Sie enthielten keine Drohung. Hatte überhaupt Laura eine Drohung ausgesprochen? Konnte sie eine Drohung äußern, die doch gegen sie selbst gerichtet gewesen wäre?
    Er sann und sann. Er marterte sich – vergebens. Endlich gegen Mitternacht rief Adolf zum Aufbruch.
    War es absichtlich oder unabsichtlich, Laura nahm das Licht, um die beiden Scheidenden vor die Türe zu bringen. Adolf gab ihr zuerst die Hand und ging dann langsam fort, jedenfalls mit Berechnung. Hauck hielt ihr auch die Hand entgegen und fragte halblaut:
    „Haben wir gestern wirklich nur Gewöhnliches gesprochen?“
    „Ja“, antwortete sie.
    „Ich bitte Sie sehr, aufrichtig zu sein! Ein einziges Wort kann mir das erwünschte Licht bringen.“
    „Ich kann mich wirklich auf nichts Außergewöhnliches besinnen.“
    „Ein Wort aber kommt mir ungewöhnlich vor. Sprachen Sie nicht davon, daß Sie für Ihr Leben lang dem Lachen entsagt hätten?“
    „Ja, das habe ich gesagt!“ antwortete sie zögernd.
    „Meine Frage ist unhöflich und belästigend; ich weiß recht gut; aber ich muß mir die Antwort erbitten; ich brauche sie. Warum sagten Sie mir diese Worte?“
    „Weil Sie davon sprachen, daß ich so ernst sei.“
    „Aus keinem anderen Grund?“
    „Nein.“
    „Nicht etwa, weil Sie glaubten, es drohe Ihnen eine Gefahr?“
    „O nein. Ich habe keine Ahnung von einer Gefahr, die mir drohen könnte.“
    „Das beruhigt mich einigermaßen. Aber vorhanden ist diese Gefahr; das weiß ich genau; ich habe Ihretwegen das Tivoli verlassen. Verzeihen Sie mir das unbequeme Forschen! Es geschieht wirklich zu Ihrem Besten.“
    Er hielt noch immer ihre Hand in der seinigen. Er hätte sie am liebsten für immer so festgehalten. Er sagte nichts mehr, und da Laura das Drückende der so entstandenen Pause gar wohl empfand, bemerkte sie:
    „Wie soll ich Ihnen zürnen? Sie forschen ja, wie Sie sagen, zu meinem Besten. Und doch bin ich Ihnen so fremd.“
    „Ja, wenn wir zusammenzählen, wie oft wir uns gesehen oder getroffen haben. Aber ich zähle

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