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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Und dem Besuch im Gerichtsgebäude werden wir auch auf die Spur kommen. Vielleicht hängt beides zusammen. Ich werde den Staatsanwalt wecken müssen oder den Fürsten!“
    „Doch lieberden Fürsten!“
    „Sie haben recht; gehen wir zu ihm!“
    Es war bereits spät, aber im Zimmer des Fürsten von Befour gab es noch Licht. Als die Glocke geschellt wurde, stand der Portier auf, um nach dem Begehr zu fragen. Er erkannte Adolf und ließ ihn sofort ein. Bald stand der letztere mit dem Paukenschläger vor dem Fürsten, um alles zu erzählen. Der Herr hörte aufmerksam zu und fragte:
    „Weiß Anton bereits etwas?“
    „Nein.“
    „Ich hörte, daß ihr mit der Droschke kommt. Steht sie noch unten?“
    „Ja.“
    „So gehe ich gleich mit. Wir wecken zunächst den Staatsanwalt.“
    Eine Viertelstunde später saß auch der Anwalt mit in der Droschke, welche die vier Männer nach dem Hauptpostamt brachte, wo sie sich einen wachthabenden Beamten mitnahmen, um den betreffenden Briefkasten öffnen zu lassen. Dies geschah. Man fand den Brief. Er wurde sofort geöffnet, nachdem der Postmann entlassen und ihm noch Verschwiegenheit anbefohlen worden war. Der Inhalt lautete, wie vermutet worden war. Es war eine Denunziation, daß Anna Landrock und Emilie Werner Ringe tragen, welche von den Geliebten der beiden Mädchen aus dem Helfensteinschen Palais genommen worden seien.
    „Wunderschön!“ meinte der Fürst zum Staatsanwalt. „Haben Sie Ihre Schlüssel mit?“
    „Ich habe sie den beiden Wächtern gegeben.“
    „Schön! So könnten wir gleich jetzt den Inhalt der Schatulle untersuchen. Fahren wir also nach dem Palais.“
    Anton schlief. Er wurde geweckt und wunderte sich nicht wenig, als er hörte, um was es sich handelte. Die Schatulle wurde geöffnet. Man hatte vermutet, daß nur die beiden Ringe entfernt worden seien, fand aber alles leer.
    „Alle Teufel!“ meinte Anton. „Das ist stark! Wir werden sofort dieses Zöfchen aufsuchen, um uns die abhandengekommenen Sächelchen wiedergeben zu lassen.“
    „Nein, das werden wir nicht“, antwortete der Fürst. „Wir werden ihr vielmehr Gelegenheit geben, ihre Rolle auszuspielen. Wir erfahren nur auf diese Weise, wie weit Mehnert mitbeteiligt ist.“
    „Aber wenn sie die Gegenstände unterdes verwerten!“
    „Das geschieht nicht so schnell. Um zu erfahren, was wir wissen müssen, genügt es, uns der guten Jette Horn zu versichern. Wir nehmen Sie mit ihrer Mutter und ihren Schwestern heimlich in Gewahrsam. Die Zofe und ihr Verbündeter brauchen nicht zu erfahren, daß sie gefangen sind; sie mögen sie vielmehr für verreist halten. Ich, der Staatsanwalt und Anton genügen. Die anderen mögen nachkommen, um die Gefangenen im Empfang zu nehmen. Sie können unauffällig vor dem Haus warten.“
    Die drei Genannten stiegen wieder in die Droschke, verließen sie aber, ehe sie die betreffende Gasse ganz erreicht hatten, und begaben sich zu Fuß an das Haus des Apothekers Horn. Der Staatsanwalt und Anton lehnten sich an die Tür des Nachbarhauses, während der Fürst klopfte. Er tat das anhaltend, aber so leise und vorsichtig, als ob er befürchte, daß ein Unberufener sein Klopfen hören möge. Erst nach einiger Zeit wurde oben, wo die Familie schlief, ein Fenster geöffnet.
    „Wer ist unten?“ fragte es leise.
    „Das kann ich erst sagen, wenn ich weiß, wer es ist, der da oben fragt“, antwortete der Fürst ebenso leise.
    „Ich bin Frau Horn.“
    „Sehr gut! Ich bin zu Ihnen geschickt.“
    „Von wem?“
    „Das läßt sich unter freiem Himmel nicht gut sagen. Ich komme aus dem Gefängnis.“
    „Ah! Oh! Warten Sie; warten Sie! Wir kommen gleich!“
    Es wurde oben Licht gemacht; dann hörte man von außen die Treppenstufen knarren; die Stubentür wurde geöffnet und dann auch die Haustür.
    „Kommen Sie!“ flüsterte die Frau. „Meine Töchter sind bereits in der Stube.“
    Der Fürst trat ein, zugleich aber auch die beiden andern, welche rasch hinzugekommen waren.
    „Sie sind nicht allein?“ fragte sie, Argwohn schöpfend.
    „Nein, wie Sie bemerken.“
    „Ich darf nur Sie einlassen!“
    „Schweigen Sie. Ich lasse so viele ein, wie mir beliebt.“
    Bei diesen Worten machte er die Stubentür auf, schob die Frau hinein und folgte ihr mit den anderen. Da fiel der Schein des Lichtes auf ihn.
    „Der Fürst!“ rief die Frau erschrocken, und ihre Töchter stimmten mit ein.
    „Diese beiden anderen Herren sind Ihnen jedenfalls ebenso bekannt wie ich selbst. Wir kommen,

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