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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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natürlich, Herr Assessor.“
    Da auf einmal klang es ihm donnernd entgegen:
    „Und vorhin behaupteten Sie, gar nicht gewußt zu haben, um was es sich handelte! Lügner!“
    „Ah – oh – bitte!“ stotterte der vollständig Überrumpelte. „Ich dachte – ich wollte – ich hatte die Absicht –“
    „Die Absicht, brave, unschuldige Menschen unglücklich zu machen, die hatten Sie! Aber Sie haben es sehr, sehr verkehrt angefangen!“
    „Ich bin unschuldig und bitte, nach meinen Ringen suchen zu lassen, im Palais Helfenstein, wo die beiden wohnen.“
    „Warum dort? Woher wissen Sie, daß die Ringe sich dort befinden, nicht in der Privatwohnung der beiden?“
    „Ich vermute es.“
    „Nein, Sie wissen es! Sie wissen, daß die Ringe dort versteckt worden sind, um zwei brave Beamte zu verderben.“
    „Versteckt? Ich habe keine Ahnung davon.“
    „Nun, wir haben nicht die bloße Ahnung, sondern sogar die Gewißheit. Hier sind die Ringe. Sehen Sie!“
    „Ja, die sind es; die sind von mir.“
    „Aber nicht gekauft. Diese Ringe haben Sie Ihrer Geliebten in das Tivoli gebracht, um sie im Palais Helfenstein verstecken zu lassen.“
    Mehnert taumelte vor der Wucht dieser Anschuldigung zurück, faßte sich aber und antwortete:
    „Das ist elende Verleumdung!“
    Der Assessor klingelte; ein Herr in Zivil trat ein.
    „Dort gewesen, Herr Kommissar?“ fragte Schubert.
    „Ja.“
    „Etwas gefunden?“
    „Das hier.“
    Er legte das Armband hin, welches Mehnert gestern von Hulda an Zahlungsstatt empfangen hatte.
    „Wie kommen Sie zu diesem Gegenstand?“ fragte der Assessor.
    Der Goldarbeiter war totenbleich geworden. Er stammelte:
    „Dieses Armband habe – habe ich – habe –“
    „Nun, heraus!“
    „Ich habe es gestern gekauft.“
    „Von wem?“
    „Von einem Unbekannten.“
    „Da endlich taucht der berühmte Unbekannte wieder einmal auf. Freut mich sehr, aufs neue von ihm zu hören; ich befürchtete bereits, er sei gestorben. War denn der Handel ehrlich?“
    „Ja, ganz und gar.“
    „Warum haben Sie da das Armband unter den alten Ziegelsteinen in Ihrem Hof versteckt, wie mir soeben der Herr Kriminalkommissar hier zuflüstert?“
    „Weil – weil –“
    „Weil es von Ihrer Geliebten ist, die Ihnen das Armband gegeben hat für die fast wertlosen Gegenstände, mit denen Jette Horn abgefunden wurde.“
    „Ich weiß davon kein Wort!“
    „Pah! Hier sehen Sie die Sachen. Leugnen Sie, daß sie aus Ihrem Laden sind?“
    „Ja. Sie sind nicht von mir.“
    „Na. Sie werden wohl ein Lagerverzeichnis besitzen, aus welchen wir uns Sicherheit holen können. Einstweilen aber wollen wir Ihnen einen anderen Beweis bringen.“
    Er klingelte. Jette Horn trat ein.
    „Kennen Sie dieses Mädchen?“ fragte der Assessor.
    Als Mehnert die Zeugin erblickte, erschrak er. Er sagte sich zwar augenblicklich, daß nun an seiner Überführung kaum mehr zu zweifeln sei; aber er glaubte doch noch einen Ausweg vorhanden, nämlich den des Leugnens. Er war fest überzeugt, daß Hulda nichts gestehen werde. Es schoß ihm sogar der Gedanke durch den Kopf, die kleine Dicke, falls sie gegen ihn aussagen werde, meineidig zu machen. Darum antwortete er, seine Bestürzung beherrschend:
    „Nein, ich kenne sie nicht.“
    „Sie sind ein sehr unvorsichtiger Mensch“, sagte der Beamte. „Es ist nicht vorteilhaft, eine offenbare Lüge zu sagen, da dann auch die Wahrheit angezweifelt wird.“
    „Ich lüge nicht!“
    „Bilden Sie sich doch nicht ein, mich auf das Eis zu führen! Ich fordere Sie hiermit auf, und zwar zum allerletzten Mal, die Wahrheit zu gestehen!“
    „Ich habe sie gesagt. Es kann doch kein Mensch von mir verlangen, daß ich wissentlich und mir zum Schaden ein falsches Zugeständnis mache!“
    „Ihnen zum Schaden? Woher wissen Sie denn so gewiß, daß Ihnen dieses Zugeständnis schaden würde? Sie verraten mit diesen Worten mehr, als Sie denken.“
    „Ich vermute, daß es mir zum Schaden gereichen würde.“
    „Wir können uns hier gar nicht mit Vermutungen, sondern nur mit Tatsachen befassen. Also, bleiben Sie bei Ihrer Aussage?“
    „Ja.“
    „Das ist wieder höchst albern von Ihnen. Sie haben mit diesen Mädchen im Tivoli gesprochen.“
    „Nein.“
    „Sie haben sie sogar von ihrem Platz weggeholt, damit sie sich neben Ihre Geliebte setzen solle.“
    „Davon weiß ich kein Wort. Auch habe ich keine Geliebte.“
    „Vielleicht sind Sie gar nicht im Tivoli gewesen, ich meine nämlich vorgestern

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