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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihnen gefunden hat?“
    „Der Hauptschlüssel zum Palais und der Schlüssel zu der Geschmeideschatulle“, mußte sie gestehen.
    „Warum haben Sie diese beiden Gegenstände nicht abgegeben, als Sie entlassen wurden?“
    „Ich habe es vergessen.“
    „So sollten Sie es später tun. Doch, hören wir jetzt auf, Komödie zu spielen. Ich habe Sie alle jetzt nur so en passant hören wollen und also Ihre Aussagen auch gar nicht zu Protokoll genommen. Was Sie sagen, ist so lächerlich, daß es rein unsinnig sein würde, es niederzuschreiben. Sie beide befinden sich bei so spaßhafter Laune, als glaubten Sie, in einem Lustspiel oder in einer Posse aufzutreten. Da dies aber nicht der Fall ist, werde ich Ihnen Gelegenheit geben, zu dem Ernst zu gelangen, welcher hier an dieser Stelle und nach Lage der Sache so dringend geboten ist, und von Ihnen gefordert werden muß. Wenn Sie sich dann in der hier gebräuchlichen Stimmung befinden, werde ich Sie rufen lassen. Sie werden jetzt hinter Schloß und Riegel Zeit finden, sich zu besinnen!“
    Mehnert und Hulda wurden abgeführt. Dann nahm der Beamte Jettes Aussage zu Protokoll. Sie zeigte sich wahrheitsliebend und aufrichtig. Infolgedessen befahl der Assessor dem Wachtmeister, ihr während der Zeit ihrer Haft, der sie freilich nicht entgehen konnte, möglichst Beschäftigung in seiner Familie zu geben.

SIEBENTES KAPITEL
    Ende gut, alles gut!
    Am vorigen Abende, eine Stunde nach Mitternacht, hatte sich der Freiherr von Tannenstein wieder mit seiner Tochter auf dem Altmarkt in der Nähe des Brunnens eingefunden, um auf den Goldarbeiter Jakob Simeon zu warten. Der erstere trug ein kleines Bündel bei sich. Sie unterhielten sich leise miteinander.
    „Ich bin neugierig, ob er kommen wird“, meinte der Vater. „Es wäre höchst unangenehm, wenn er ausbliebe.“
    „Ist es seiner Tochter heute abermals möglich, die Schlüssel zu erwischen, so kommt er ganz sicher. Es ist ihm ja um die zweite Hälfte des Geldes zu tun.“
    „Abermals fünfundzwanzigtausend Gulden! Das ist verteufelt viel verlangt!“
    „Und wir haben sie nicht.“
    „Er wird sie aber verlangen. Wir haben Sie ihm versprochen, und er wird nicht eher mit uns gehen wollen, als bis wir sie ihm auch gegeben haben!“
    „Nein. Wir haben ausgemacht, ihm die erste Hälfte zu bezahlen, wenn er uns die Kette gibt, und die zweite, sobald wir das Kinderzeug in den Händen haben. Er muß also die letztere Bedingung erfüllen.“
    „Aber dann wird er das Geld verlangen.“
    „Er bekommt es nicht!“
    „So können wir uns vor ihm in acht nehmen.“
    „Pah! Diesen Menschen haben wir ganz und gar nicht zu fürchten. Er wird von der Polizei gesucht. Er darf es nicht wagen, sich sehen zu lassen, oder gar gerichtlich gegen uns vorzugehen. Ich habe sogar den Gedanken, ihm das Geld, welches er erhalten hat, wieder abzunehmen.“
    „Er wird sich hüten, es herzugeben.“
    „Das wird er allerdings; aber gibt er es nicht freiwillig, so nehme ich es ihm eben mit Gewalt ab.“
    „Jedenfalls hat er es versteckt.“
    „Meinst du? Ich denke das Gegenteil. Er hat flüchtig werden müssen. Er weiß heute nicht, wo er morgen sein wird; er ist also gezwungen, sein Geld stets bei sich zu führen.“
    „Was willst du tun, es zu bekommen?“
    „Das wollen wir jetzt besprechen. Komm näher an den Brunnen. Wenn wir auf einer der Stufen sitzen, können wir nicht so gut bemerkt werden wie hier.“
    Er folgte ihr. Sie begannen, sich ihre Absichten flüsternd mitzuteilen. Nach einiger Zeit bemerkten sie eine männliche Gestalt, welche vorsichtig näher kam und dann den Brunnen suchend umschlich. Sie erkannten den Goldarbeiter und gaben ihm ihre Anwesenheit zu erkennen.
    „Haben Sie die Schlüssel?“ fragte der Freiherr.
    „Ja. Aber haben Sie auch die Sachen?“
    „Hier in diesem Bündel.“
    „So sind Sie fertig geworden, Fräulein?“
    „Sehr leicht. Die Arbeit war nicht schwer. Wo haben Sie sich aufgehalten? Sind Sie bei Ihrem früheren Gehilfen geblieben, den wir gestern trafen?“
    „Das kann mir nicht einfallen. Der scheint auch bereits so viel Werg am Rock zu haben, daß er schon unter heimlicher Polizeiaufsicht steht.“
    „Haben Sie mit ihm von uns gesprochen?“
    „Kein Wort.“
    „Sie versprachen es ihm aber doch, als er uns am Gerichtsgebäude überraschte.“
    „Versprechen und Halten ist zweierlei. Es war sehr gut, daß Sie sich von uns trennten. Er hatte sehr große Lust, Sie auszuforschen. Ich habe zunächst meiner

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