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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jedenfalls das Vertrauen verloren und wäre morgen nicht zu ihnen gekommen. Aus diesem Grund antwortete Tannenstein:
    „Es ist Ihnen vollständig sicher!“
    „Das erwarte ich natürlich. Am sichersten ist es mir, wenn Sie es mithaben; aber Ihre Worte klingen beinahe so, als ob das Gegenteil der Fall sei?“
    „Sie erraten es.“
    „Ah! Sie haben also kein Geld!“
    „In diesem Augenblick nicht.“
    „Aber es war ja ausgemacht, daß ich es erhalten sollte.“
    „Sie bekommen es ja. Und in dieser Beziehung ist es recht passend, daß Sie bei mir sein werden. Es war heute meinem Bankier nicht möglich, die Summe zu beschaffen.“
    „Sie sind bei keinem anderen Bankier gewesen?“
    „Nein. Ich stehe nur mit diesem einen in Verbindung. Anweisung hätte ich erhalten können. Mit einer solchen kann Ihnen aber nicht gedient sein. In Ihrer Lage kann man nur bares Geld verwenden.“
    „Das ist freilich wahr. Wann sollen Sie es erhalten?“
    „Morgen, spätestens übermorgen.“
    Simeon schien doch Verdacht gefaßt zu haben. Er fragte:
    „Da er Ihnen Anweisung geben wollte, konnten Sie doch diese bei einer anderen Bank in Geld verwandeln. Nicht?“
    „Ja. Aber er bat mich, davon abzusehen. Man hätte an dieser Bank gemerkt, daß er sich augenblicklich in Zahlungsebbe befindet; das kann einem jeden Geschäftsmann einmal passieren, aber er vermeidet doch, es kund werden zu lassen. Ich hoffe, Sie sehen das ein!“
    „Ich gebe es zu.“
    „Und da es sich doch nur um einen so kurzen Aufschub handelt, so ist es doch nicht gefährlich. Sie wohnen bei mir, also kann es Ihnen gleich sein, ob Sie das Geld heute oder morgen erhalten. Sicher ist es Ihnen ja auf jeden Fall.“
    „Wenn das so ist, so muß ich mich fügen.“
    Er sagte dies langsam und in einem Ton, welcher erraten ließ, daß seine Bedenken noch nicht beseitigt seien.
    „Gehen wir jetzt?“ fragte der Freiherr.
    „Meinetwegen! Geht das Fräulein auch mit?“
    „Ja.“
    „Das ist eigentlich unnötig. Ja, es ist nicht nur überflüssig, sondern sogar gefährlich. Drei Personen erregen viel eher Aufmerksamkeit, als nur zwei.“
    „Ich muß dabei sein“, erklärte Theodolinde. „Bevor die Sachen vertauscht werden, ist es notwendig, sie genau zu vergleichen. Und da ist ein Frauenauge schärfer, als der Blick von hundert Männern.“
    „Mag sein! Aber dann wollen wir wenigstens nicht zusammenbleiben, sondern uns trennen. An der bekannten Seitentür treffen wir uns.“
    Simeon huschte, ohne eine Einrede abzuwarten, leise fort. Die beiden anderen entfernten sich auch.
    „Er scheint Verdacht gefaßt zu haben“, meinte die Tochter, indem sie weitergingen.
    „Es klang ganz so. Du, er wird uns doch nicht etwa einen Streich spielen!“
    „Welchen Streich meinst du?“
    „Daß er gar nicht kommt.“
    „Das glaube ich doch nicht.“
    „Undenkbar ist es aber nicht. Ist er überzeugt, daß er das Geld nicht erhält, so wird er sich hüten, den zweiten Teil des Dienstes zu leisten.“
    „Er kann wohl zweifeln, Gewißheit aber, nichts zu erhalten, kann er gar nicht haben. Es ist jedenfalls für ihn vorteilhafter, einen Tag zu warten, als ganz auf eine solche Summe zu verzichten. Und bedenke, daß er dann auch auf das Asyl verzichten muß, welches wir ihm angeboten haben!“
    „Ganz richtig. Aber wie nun, wenn er uns durchschaut?“
    „Dazu ist er zu dumm.“
    „Oh, ich halte ihn gar nicht für dumm. Na, wir werden ja sehen. Komm!“
    Sie fanden zwar, daß ihre Besorgnis unnütz gewesen war, aber ebenso erfuhren sie, daß der Freiherr recht gehabt hatte, als er nicht an Simeons Intelligenz gezweifelt hatte, denn als sie zu diesem letzteren kamen, sagte er:
    „Sie glaubten jedenfalls, ich werde nicht hier sein?“
    „Wieso?“ fragte der Freiherr, einigermaßen betroffen.
    „Weil Sie kein Geld haben.“
    „Das ist für Sie doch kein Grund, zu verschwinden.“
    „Vielleicht doch!“
    „Sie erhalten ja das Geld!“
    „Heute nicht, und zwischen heute und übermorgen kann sehr viel passieren. Ich sage Ihnen aufrichtig, daß ich mich auf mich zu verlassen pflege. Ihre Gedanken mögen sein, welche sie wollen, ich weiß, daß ich das Geld erhalten werde.“
    „Unsere Gedanken? Die sind natürlich ehrlich!“
    „Ich hoffe es.“
    „Daß wir es gut meinen, haben wir dadurch bewiesen, daß wir Ihnen ein Versteck anboten.“
    „Sie können das auch in einer mir nicht sehr freundlichen Absicht getan haben. Doch ist es ja ganz unnütz, darüber zu sprechen. Da

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