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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Licht nicht auf der Straße sehen. Bitte setz dich an den Tisch und schreib.“
    „Na, ich will dir den Willen tun. Aber wenn uns dabei der Teufel holt, so bist du schuld!“
    Er setzte sich an den Schreibtisch, und Simeon leuchtete so, daß der Schein der Laterne nur auf den Tisch fiel. Tannenstein nahm einen Bogen des reichlich vorhandenen Aktenpapieres und schrieb. Simeons Blicke folgten den aus der Feder fließenden Buchstaben.
    „Sind Sie so zufrieden?“ fragte der Tannensteiner, als er fertig war.
    „Noch nicht ganz“, antwortete der Goldarbeiter.
    „Ich denke doch nichts vergessen zu haben!“
    „O doch!“
    „Was denn?“
    „Mit dem Inhalt des Geschriebenen bin ich ganz zufrieden. Wie aber nun, wenn Sie diese Zeilen verleugnen?“
    „Fällt mir gar nicht ein!“
    „In Geschäften kann man nicht vorsichtig genug sein! Ich kenne Ihre Handschrift nicht.“
    „Hier sehen Sie sie doch!“
    „Ist sie es wirklich?“
    „Sapperment! Glauben Sie etwa, daß ich meine Hand verstellt habe?“
    „Das will ich nicht behaupten, obgleich in der Welt sehr vieles möglich ist. Aber ebenso möglich wäre es, daß ein anderer behauptete, Sie hätten das nicht geschrieben, oder ich hätte Ihre Handschrift nachgemacht und gefälscht. Darum ist es zu meiner Sicherheit notwendig, einen unanfechtbaren Beweis zu haben, daß dieses Dokument wirklich von Ihnen angefertigt worden ist.“
    „Wollen Sie etwa meinen Stempel haben?“
    „Haben Sie ihn vielleicht mit?“
    „Nein. Was Verlagen Sie also sonst?“
    „Ihr Siegel.“
    „Donnerwetter! Meinen Sie, daß ich mein Petschaft so aus Langeweile mit mir herumschleppe?“
    „Das Petschaft nicht. Aber ich sehe, daß Sie einen Siegelring anstecken haben.“
    „Sie sind ein rechter Satan!“
    „O nein! Ich bin nur exakt und vorsichtig, wie ich bereits gesagt habe.“
    „Aber ich kann doch unmöglich siegeln!“
    „Warum nicht? Da auf dem Schreibzeug liegt ja eine ganze Stange Lack.“
    „Wenn ich den anbrenne, leuchtet es bis hinunter auf die Straße!“
    „Das wollen wir schon verhüten. Sie siegeln da unter dem Tisch. Die Tischplatte dient als Schirm. Es dringt kein einziger Lichtstrahl bis an das Fenster.“
    Der Freiherr hätte seinen Dränger am liebsten gleich niedergeschossen. Das ging aber nicht. Er warf einen fragenden Blick auf seine Tochter. Diese nickte ihm ruhig zu und sagte:
    „Tue ihm den Willen, Vater. Er kann es verlangen, denn wir müssen ihn bezahlen.“
    „Na, dann meinetwegen! Habe ich geschrieben, so kann ich auch siegeln. Also, leuchten Sie!“
    Als er fertig war, gab er die Schuldverschreibung dem Goldarbeiter. Dieser steckte sie befriedigt zu sich und sagte:
    „Danke! Jetzt ist alles in Ordnung, und nun machen Sie da mit den Sachen, was Sie wollen.“
    Der Umtausch wurde bewerkstelligt, und dann begaben sie sich hinab nach der Tür. Dort angekommen, verlöschte Simeon das Licht, steckte die Laterne zu sich und flüsterte:
    „Draußen trennen wir uns sofort. Ich verlasse augenblicklich die Stadt. Sie benützen die Bahn?“
    „Natürlich.“
    „Bleibt es dabei, daß ich um Mitternacht kommen soll?“
    „Na, eigentlich sollte ich Sie zum Teufel jagen. Sie haben da oben nicht etwa manierlich an mir gehandelt!“
    „Nun, ich habe tun müssen, was ich meinem Wohl schuldig war. Wenn Sie mir darüber zürnen, so muß ich es eben tragen. Ich würde mich dann nach zwei Tagen einstellen, um das Geld gegen Rückgabe der Anweisung in Empfang zu nehmen. Besser freilich wäre es, wenn Sie mir meine geschäftliche Strenge verzeihen und mir die Erlaubnis geben wollten, Sie heute aufzusuchen.“
    „Na, sei es denn. Kommen Sie um Mitternacht!“
    „Gut, ich danke! Ich werde meiner Tochter die Schlüssel zustellen und mich dann sogleich auf den Weg machen; denn zu Fuß ist – halt! Still, ganz still!“
    Er hatte schon im Begriff gestanden, den Schlüssel anzustecken; da aber erklangen draußen Schritte, welche grad vor der Tür anhielten. Dann hörten die inwendig stehenden drei die Stimmen zweier Männer, welche sich halblaut unterhielten. Obgleich das Gespräch nur in gedämpftem Ton geführt wurde, war doch ein jedes Wort desselben deutlich hörbar. Man kann sich denken, wie Simeon, Tannenstein und dessen Tochter lauschten, als sie vernahmen, daß von ihnen die Rede sei.
    Die beiden Männer waren nämlich Adolf und der Paukenschläger, welche die bereits erzählte Tour machten, um zu sehen, ob das entschwundene Gedächtnis des Zweitgenannten

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