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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wiederkehren werde. Beide waren an der Tür stehengeblieben, weil Hauck sich erinnert hatte, daß aus derselben drei Personen getreten seien, welche sich mit der vierten dann vereinigt hatten.
    Die drei Lauscher horchten in größter Spannung, ja fast atemlos auf die draußen gesprochenen Worte. Sie wagten nicht, sich zu rühren, bis sie überzeugt waren, daß die beiden Sprechenden sich entfernt hatten.
    „Sapperment!“ sagte nun der Goldarbeiter. „Noch einen Augenblick später, einen einzigen, so wären wir erwischt worden!“
    „Wer mögen sie gewesen sein?“ fragte der Freiherr.
    „Wie? Das wissen Sie nicht?“
    „Nein. Kann ich etwa durch das starke Holz dieser Tür hindurchblicken?“
    „Das ist nicht notwendig. Diese eine Stimme muß ich schon gehört haben. Ich denke –“
    Er hielt nachdenklich inne. Tannenstein aber bemerkte:
    „Ich bin hier in der Residenz fremd. Muten Sie mir etwa zu, die Stimmen aller Bewohner zu kennen?“
    „Das nicht. Aber der Inhalt des Gespräches muß es Ihnen doch sagen, mit wem wir es zu tun haben.“
    „Ich habe keine Ahnung. Der eine erzählte, daß er uns gestern gesehen habe, als wir hier herausgekommen seien. Dann ist er uns gefolgt.“
    „So wissen Sie ja, wer er ist!“
    „Eben nicht!“
    „Nun, natürlich kein anderer, als derjenige, den ich dann niedergeschlagen habe.“
    „Alle Teufel! Der!“
    „Ja, freilich!“
    „Der Paukenschläger also, der Musikus!“
    „War er Musikus?“
    „Ja. Es stand doch in den Blättern.“
    „In den heutigen Nummern, meinen Sie. Die habe ich nicht gelesen. In meinem Versteck ist mir nur eine sehr alte Zeitung in die Hand gekommen. Was hat denn in den Blättern gestanden?“
    „Daß dieser Musikus Hauck im Zustand der Besinnungslosigkeit aufgefunden worden sei, daß er noch nicht zu sich gekommen sei, daß man aber vermute, er habe den Schlag mit einem sogenannten Totschläger erhalten.“
    „Da hat man freilich sehr richtig vermutet.“
    „Man hoffte, daß sich bei seinem Erwachen alles aufklären werde.“
    „Also war die Verletzung nicht gefährlich?“
    „Man glaubte nicht, für sein Leben besorgt sein zu müssen.“
    „Schön! So bin ich also kein Mörder. Und wie wir gehört haben, ist er wirklich wieder zu sich gekommen. Nur die Erinnerung scheint mangelhaft zu sein. Er war also kein Spion, kein Polizist. Er folgte uns nur aus dummer, privater Neugierde!“
    „Das hatte er nicht nötig!“
    „Freilich! Er hätte den Jagdhieb sparen können. Heute aber scheint es anders zu sein. Heute will er Entdeckungen machen, und der andere – ah, Sapperment!“
    „Was gibt's?“
    „Jetzt, jetzt besinne ich mich. Ich kenne den anderen.“
    „Wer ist es?“
    „Ich habe ihn an der Stimme erkannt. Er ist ein ganz und gar gefährlicher Kerl – ein Geheimpolizist, der im Dienst des Fürsten von Befour steht. Er und ein Kollege, diese beiden sind es denen der Fürst seine eklatanten kriminalen Entdeckungen verdankt.“
    „Verflucht!“
    „Was fluchten Sie?“
    „Das können Sie noch fragen?“
    „Nun ja. Die beiden sind jetzt fort; was brauchen Sie sich um sie zu scheren?“
    „Viel, sehr viel, ja außerordentlich viel. So ein Geheimpolizist hört, daß wir hier aus der Tür getreten sind. Sie haben doch vernommen, daß dieser Musikus unsere Namen nannte?“
    „Leider. Er hat sie gehört, er hat sie verstanden. Gestern war dieser Mehnert so dumm, unsere Namen zu nennen.“
    „So müssen Sie also einsehen, welche Gefahr uns droht. Der Polizist sagte jetzt da draußen, daß er sich erkundigen werde, ob ein Freiherr von Tannenstein sich gestern in der Residenz befunden habe.“
    „Das wird er freilich erfahren.“
    „Wieso denn? Woher?“
    „Nun, Sie sind doch polizeilich angemeldet. Ihr Name steht ja im Fremdenbuch.“
    „Meinen Sie? Oh, so dumm bin ich nicht gewesen.“
    „Sie haben also einen falschen Namen angegeben?“
    „Ja.“
    „Das ist gut, sehr gut. Wie aber arrangieren Sie den Kleiderwechsel des gnädigen Fräuleins?“
    „Das ist sehr leicht gegangen. Meine Tochter hat über diesen Herrenanzug einen Frauenrock und einen Damenmantel getragen. Beides ist in einer Minute abgelegt.“
    „Unterwegs natürlich.“
    „Freilich. Von unserem Hotel nach dem Altmarkt kommen wir an einem langen, tiefen Garten vorüber, der an der Hinterseite einer Straße liegt. Dort scheint wenig Passage zu sein. Meine Tochter legte Rock, Mantel und Hut ab. Es war mir ein leichtes, über das niedrige, eiserne Staket

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