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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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siegen.“
    „Es kostet Geld genug. Hoffentlich nehmen wir es diesem Simeon wieder aber, wenn er heute nach Grünbach kommt. Wann reisen wir?“
    „Am besten ist es sogleich. Halb vier Uhr geht der erste Zug nach Station Wildau; ihn wollen wir benutzen. Je eher wir hier fortkommen, desto früher können wir Atem holen. Es wäre doch ganz verteufelt, wenn man hier den Freiherrn von Tannenstein auf schlüpfrigen Wegen erwischt hätte. Fertig?“
    „Ja. Nimm das Paket!“
    „Komm!“
    Sie gingen.
    Kein einziges Wort war dem Lauscher entgangen. Er stand noch einige Sekunden lang bewegungslos, nicht aus Berechnung, sondern aus Überraschung, welche man sogar hätte Bestürzung nennen können.
    Was war aber gesagt worden? Er wiederholte sich die Worte. Er selbst war gemeint; da gab es keinen Zweifel. Er wußte auch, daß es einen Freiherrn von Tannenstein gebe, welcher auf Rittergut Grünbach wohnte. Er hatte vom Fürsten gehört, welches Renkontre dieser mit ihm auf Schloß Hirschenau gehabt hatte. Es durchzuckte ihn hell, wie ein Blitzstrahl, und da – hopp, stand er draußen auf der Straße und eilte den beiden mit möglichst gedämpften Schritten nach.
    Sie waren noch nicht weit entfernt. Er sah sie in ein Gasthaus mittleren Ranges treten. Dieses gehörte zu den Etablissements der Residenz, welche die Erlaubnis besaßen, während der ganzen Nacht geöffnet zu sein. So war es ihm also möglich, auch einzukehren.
    Er hatte zuletzt seine Schritte so beschleunigt, daß er, als er durch die Tür trat, bemerkte, daß die beiden die Treppe emporstiegen. Soeben kam der Hausknecht diese Treppe herab. Robert hörte, daß er einen Befehl von den beiden bekam; dann trat er in das Gastzimmer, wo er sich eine Tasse Kaffee geben ließ. Er wollte seine Erkundigung nicht im Augenblick anbringen, weil diese zu auffällig gewesen wäre. Erst nach einer kleinen Weile ging er hinaus. Er traf den Hausknecht im Flur, wo er Stiefel wichste. Er steckte ihm einen Gulden in die Hand und fragte:
    „Kennen Sie den Herrn, welcher von wenigen Minuten mit der Dame zurückkehrte?“
    Der Gefragte betrachtete den Gulden, machte eine sehr tiefe, respektvolle Verbeugung und antwortete:
    „Natürlich kenne ich sie. Sie logieren ja hierbei uns.“
    „Seit wann?“
    „Seit gestern nachmittag.“
    „Was ist der Herr?“
    „Kaufmann aus Kirchenbach. Moosberg ist sein Name. Scheint reich zu sein, der Mann.“
    „Ist die Dame seine Frau?“
    „Gott bewahre! Seine Tochter!“
    Und als ob er erst jetzt ahne, weshalb Robert Bertram sich nach den beiden erkundigte, sagte er:
    „Sie ist also unverheiratet! Hübsches Mädchen! Sehr hübsch; nicht wahr?“
    Dabei kniff er das eine Auge zusammen und nickte Robert höchst pfiffig zu. Dieser hielt es für das beste, auf die Ansicht des Menschen einzugehen. Darum antwortete er:
    „Ja, sehr hübsch! Also reich ist sie?“
    „So scheint es.“
    „Wie lange bleiben sie hier?“
    „Hm! Lieber Herr, Sie dauern mich!“
    „Warum?“
    „Weil ich Ihnen keinen guten Trost geben kann. Sie werden wohl auf das Fräulein verzichten müssen.“
    „Sapperment! Hat sie schon einen anderer?“
    „Das weiß ich nicht. Aber, Sie wohnen hier?“
    „Ja.“
    „Da ist es schon so, wie ich dachte: Sie werden verzichten müssen, denn die beiden reisen ab.“
    „Wann?“
    „In einer halben Stunde habe ich die Droschke nach der Bahn zu besorgen.“
    „Das ist freilich höchst unangenehm.“
    „Ja. Mir sehr oft passiert. Man muß resignieren. Andere Städtchen, andere Mädchen. Ist's nicht die eine, so ist es doch die andere. So ein Herr, wie Sie es sind, bekommt allemal eine andere. Darauf können Sie sich verlassen.“
    Jetzt wußte Robert genug. Seine Tasse Kaffe hatte er gleich bezahlt. Er brauchte gar nicht wieder in das Gastzimmer zurückzukehren. Er ging.
    Er befand sich ganz außer allem Zweifel über das, was er zu tun hatte.
    Er blieb ein kleines Weilchen halten, nur um zu überlegen, ob er allein bleiben oder vielleicht auf der Polizei um einen Begleiter bitten solle. Nach Hause konnte er nicht erst; dazu blieb ihm keine Zeit.
    Er überlegte noch. Da kam ein Herr die Straße herauf, mit einem Reisekoffer in der Hand. Die Gaslaterne brannte nicht sehr hell. Der Herr ging vorüber, ohne zu grüßen. Robert blickte auf. Diese Gestalt kam ihm bekannt vor.
    „Herr Doktor, sind Sie es?“ fragte er.
    Der andere drehte sich um.
    „Meinen Sie mich?“
    „Ja. Hoffentlich irre ich mich nicht. Ja, Sie sind

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