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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu steigen und die genannten Gegenstände unter eine Sträuchergruppe zu verstecken. Dort hole ich sie wieder hervor. Sie werden angelegt; wir steigen in ein Droschke und kehren zurück, wie wir uns entfernt haben. Kein Mensch im Hotel ahnt, daß meine Tochter inzwischen Männerkleidung getragen hat.“
    „Schlau angefangen. Aber man darf dem Teufel niemals trauen. Dieser Polizist ist uns auf der Spur. Ich mache, daß ich die Residenz hinter mich bekomme.“
    „Nun, das können wir auch tun. Unser Zweck ist erreicht, und so haben wir hier nichts mehr zu suchen. Sind Sie sicher, daß die beiden, welche da draußen standen, nun fort sind?“
    „Ich hörte sie gehen; aber Vorsicht ist immer gut. Wir wollen zunächst einmal lauschen.“
    Er steckte den Schlüssel ganz unhörbar in das Schloß und öffnete die Tür nur um eine schmale Lücke, dann langsam weiter und weiter, bis er hinaustrat, um sich umzuschauen.
    „Sie können kommen“, sagte er dann, „die beiden Kerls sind wirklich fort.“
    „Gut! Also heute abend?“
    „Ja, um Mitternacht an der Linde.“
    „Da hole ich Sie ab. Gute Nacht!“
    „Gute Nacht!“
    Sie trennten sich. Der Freiherr nahm seine Tochter an den Arm. Die Straßen waren öde. Die beiden begegneten nur hier und da einem Verspäteten. Und als sie den betreffenden Garten erreichten, lag er so einsam da, als ob er sich nicht mitten in einer Hauptstadt befände. Sie bleiben lauschend stehen.
    „Hörst du etwas?“ fragte er.
    „Nein“, antwortete sie.
    „Und mir war es doch so, als ob ich hätte Sand unter irgendeinem Fuß knirschen gehört.“
    „Du hast dich getäuscht. Die Angst wirkt auf die Einbildung. Es war nichts.“
    „Hoffentlich! Warte hier, bis ich wiederkomme! Ich hole die Sachen heraus.“
    Der Freiherr hatte sich nicht getäuscht. Das Geräusch, von welchem er gesprochen hatte, war ihm nicht von seiner Einbildung vorgegaukelt worden, sondern es hatte wirklich stattgefunden. Die beiden wurden belauscht, und zwar von einem, der ganz und gar nichts von ihrem Vorhaben ahnen durfte.
    Dieser lange, einsame Garten nämlich gehörte zu dem Gebäude, welches Alma von Helfenstein, der ‚Sonnenstrahl‘ bewohnte. Seit Robert Bertram erfahren hatte, daß sie seine Schwester sei, befand er sich täglich bei ihr.
    Heute hatte er während des ganzen Abends an ihrer Seite gesessen und von ihr sich erzählen lassen. Die so lange Jahre getrennten Geschwister hatten keinen Blick für die Uhr, kein Maß für die Zeit gehabt und waren nicht wenig überrascht, als sie bemerkten, daß bereits die zweite Stunde nach Mitternacht vorüber sei.
    Jetzt nun verabschiedete sich Robert. Um sich den Weg abzukürzen, beschloß er durch den Garten zu gehen. Er ließ sich den Schlüssel zu der Staketenpforte gar nicht geben, weil er wußte, daß ein leichter Sprung ihn auf die Straße bringen werde.
    In der Ecke des Gartens war der Boden erhöht worden; dort führten einige Stufen in eine offene Laube, aus welcher er in aller Gemütlichkeit hinaus auf die Straße springen konnte. Er stand bereits im Begriff, in diese Laube zu treten, als er nahende Schritte vernahm.
    Er hörte deutlich, daß es zwei Personen waren, welche kamen. Er wollte Sie vorüberlassen, ehe er den Sprung vornahm. Es brauchte ja niemand zu wissen, daß sich jemand hier noch so spät im Garten befand. Darum wartete er, sich ruhig verhaltend. Nur einen einzigen Schritt tat er, an die Laubenbrüstung vor, ganz unwillkürlich, um einen Blick auf die Passanten zu werfen. Da knirschte der Sand unter seinem Fuß; das hatte der Freiherr gehört.
    Sie blieben stehen, und er vernahm, was sie sprachen. Der eine Mann sprang über den Zaun und schritt auf eine Gruppe von Ziersträuchern zu. Noch mehr als das aber fiel Robert der Umstand auf, daß der andere Mann eine hohe, weibliche Diskantstimme hatte.
    Jetzt kam der erstere zurück, mit einem Päckchen in der Hand; er stieg wieder auf die Straße hinaus.
    „Es lag noch da, wie ich es hingelegt hatte“, sagte er. „Da zieh zunächst den Rock an. Ich helfe.“
    „Gib her! Es wird doch niemand kommen?“
    „Wohl kaum!“
    „Man ist doch immer ängstlich. Gut, daß es vorüber ist!“
    „Ja, Gott sei Dank! Nun mögen sie es wagen, diesen Findling als Baron Robert von Helfenstein auszuschreien! Wir werden ihnen einen Strich durch die Rechnung machen, der gar nicht größer sein kann.“
    „Wenn es nur gelingt!“
    „Pah! Die echte Kette haben wir, auch das richtige Kinderzeug. Wir müssen

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