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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kommt? Legen wir uns hier hinter das Haselgebüsch; da können wir ihn genau sehen und ihm doch so bequem nach rechts oder links ausweichen, daß er uns gar nicht zu bemerken vermag.“
    Sie taten das. Der Mann kam langsam näher. Es war der Goldarbeiter Jakob Simeon. Am Waldrand angekommen, blieb er überlegend stehen. Er bewegte die Lippen, er schien mit sich selbst zu sprechen. Langsam und sinnend schritt er weiter. Im Vorübergehen hörten ihn die beiden sagen:
    „Nein, mich fängt er nicht. Ich vergrabe alles, alles, bis ich weiß, woran ich mit ihm bin. Dann –“
    Mehr war nicht zu hören.
    „Haben Sie verstanden?“ fragte Holm.
    „Ja. Er will etwas vergraben.“
    „Vielleicht etwas für uns Wichtiges. Wir müssen ihm unbedingt folgen.“
    „Ja, aber vorsichtig! Warten wir. Dort ist er stehengeblieben. Er beobachtet das Schloß. Er kommt mir außerordentlich bekannt vor. Den muß ich in der Residenz gesehen haben.“
    „Und mir kommt er nicht nur bekannt vor, sondern ich kenne ihn wirklich. Erst jetzt fällt es mir ein. Ich weiß, daß er ein jüdischer Goldarbeiter ist, nur seinen Namen wußte ich nicht. Jedenfalls ist es sicher, daß er der gesuchte Jakob Simeon ist.“
    „Da machen wir einen guten Fang. Wir sollten ihn gleich jetzt festhalten.“
    „O nein. Wir müssen wissen, was der Freiherr mit ihm beabsichtigt. Jetzt geht er weiter. Kommen Sie, immer hinter mir. Nur nicht sehen lassen!“
    Sie folgten ihm unter den Bäumen, die den Rand des Waldes bildeten. Er schien nach etwas zu suchen.
    „Was mag er wollen?“ meinte Robert.
    „Einen Ort, der sich gut eignet, etwas zu vergraben. Er muß sicher, aber doch auch leicht wiederzufinden sein.“
    „Halt! Dort bleibt er stehen!“
    „Ja, er scheint einen Entschluß gefaßt zu haben.“
    „Wie vorsichtig und mißtrauisch er sich umsieht! Ah, er durchsucht die ganze Umgebung, ob jemand da ist. Gehen wir noch ein wenig zurück.“
    „Nicht nötig. Jetzt kniet er nieder, dort bei jener Birke. Er nimmt das Messer heraus. Wahrhaftig, er sticht den Rasen aus und beginnt zu graben.“
    Die beiden hatten sich niedergekauert, um ihn besser beobachten zu können. Er arbeitete wohl eine volle Viertelstunde lang; die Einzelheiten konnten sie nicht sehen. Dann erhob er sich. Er nahm zwei schwache, eng nebeneinanderstehende Äste der Birke und flocht sie zusammen.
    „Da macht er sich ein Zeichen, um den Ort leicht wieder zu finden“, sagte Robert Bertram. „Ich brenne förmlich vor Begierde, zu wissen, was er da versteckt hat.“
    „Das werden wir sehr bald erfahren. Lassen wir uns nur ja nicht sehen. Treten wir lieber weiter in die Büsche hinein, wo wir schwerer zu bemerken sind!“
    „Ja, schnell, da kommt er zurück.“
    Sie versteckten sich. Er kam langsam vorüber und blieb dann für einige Sekunden stehen, um sich den Ort einzuprägen, an welchem er seinen Schatz vergraben hatte. Dann schritt er weiter.
    Die beiden warteten eine ganze Weile, dann meinte Robert Bertram: „Jetzt wird er wohl fort sein!“
    „Hoffentlich. Sehen wir einmal nach. Warten Sie hier!“
    Er schlich sich in der Richtung fort, in welcher Simeon verschwunden war, und kehrte erst nach längerer Zeit zurück, sich entschuldigend:
    „Ich wollte ganz sichergehen. Er konnte ja sehr leicht auf den Gedanken kommen, wieder umzukehren. Ich sah ihn über die Felder gehen, jenseits des Dorfes hinauf. Wir sind jetzt ungestört.“
    Sie begaben sich nach der Birke. Es war nicht die mindeste Spur zu bemerken, daß jemand hier gegraben habe. Er hatte seine Sache sehr gut gemacht. Da sie ihn aber so genau beobachtet hatten, war die Stelle sehr bald gefunden.
    Es gab unter der Birke einen dünnbewachsenen Waldrasen, aus welchem Simeon ein viereckiges Stückchen ausgeschnitten hatte. Sie hoben dasselbe empor und kamen auf lockere Erde, welche sie vorsichtig entfernten, indem sie sie in ihre Taschentücher sammelten. Dann – stieß Holm einen Ruf der Freude aus.
    „Hier!“ sagte er. „Sehen Sie! Eine Brieftasche.“
    „Ja. Ah! Was ist drin?“
    Holm öffnete.
    „Donner und Doria!“ meinte er. „Banknoten! Und zwar zu tausend Gulden das Stück.“
    „Echte?“
    „Ich denke es.“
    Er hob eine der Noten prüfend gegen das Licht und sagte dann:
    „Ich möchte wetten, daß diese Noten echt sind. Wollen zählen – ah, Sapperment! Fünfundzwanzig Stück, also fünfundzwanzigtausend Gulden. Das ist ja ein ganzes Vermögen!“
    „Und auch gerade die Summe, welche wir erlauscht

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