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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stoßen Sie? Sie scheinen es geradezu auf mich abgesehen zu haben.“
    „Das ist wahr“, antwortete Robert ruhig.
    „Unverschämtheit!“
    „Nur in anderer Weise, als Sie meinen, sehe ich es auf Sie ab.“
    „Was wollen Sie damit sagen? Halten Sie ihr Maul, und sitzen Sie ruhig!“
    Und nach kurzer Pause meinte Theodolinde:
    „Vater, ich bitte dich! Befindet man sich hier denn in einem Mörser, um zu Mehl zerstoßen zu werden!“
    „Nehmen auch Sie sich in acht!“ schnauzte infolgedessen der Freiherr Holm an. „Sie befinden sich nicht in der Schnapspenne, wo sie zu verkehren scheinen!“
    „Haben Sie mich jemals dort gesehen?“ fragte Holm, indem er ihm in dieser Weise die Beleidigung zurückgab.
    „Flegel!“ war die Antwort.
    Das war dem Doktor denn doch zu viel. Er klopfte an das Vorderfenster, ließ halten und stieg aus.
    „Was gibt es?“ fragte der Postillion.
    „Man hat die Plätze verwechselt.“
    „Wieso?“
    „Lassen Sie sich die Fahrscheine zeigen.“
    Dabei schob er ihm ein Trinkgeld in die Hand. Der Mann sieg sofort vom Bock, nahm den Hut ab und sagte zum Freiherrn:
    „Darf ich die Herrschaften um die Fahrscheine bitten?“
    „Wozu?“
    „Es ist der Plätze wegen.“
    „Pah! Wir beide haben Plätze!“
    „Aber vielleicht die falschen Plätze.“
    „Geht uns nichts an. Wir sind zuerst eingestiegen.“
    Da sagte Holm:
    „Diese beiden Personen scheinen noch nie mit der Post gefahren zu sein, da sie nicht wissen, in welcher Weise die Plätze vergeben werden.“
    „Schweigen Sie, Unverschämter!“ antwortete Tannenstein. „Sie haben uns während der ganzen Fahrt belästigt.“
    „Das ist freilich wahr. Wir haben sie gegrüßt. Das ist eine Belästigung, die Sie gar nicht zu verdienen scheinen.“
    „Das ist stark! Postillion, befreien Sie uns von diesen beiden Personen.“
    Der Genannte kratzte sich verlegen in den Haaren und antwortete:
    „Was das betrifft, so mag es auf der nächsten Station ausgemacht werden. Ob jemand unwürdig ist, mitzufahren, darüber habe ich nicht zu entscheiden. Aber ob jeder Passagier seinen richtigen Platz hat, darauf habe ich zu sehen. Bitte also die Fahrscheine.“
    „Ist nicht nötig.“
    „Ganz richtig“, nickte Holm. „Es ist nicht nötig, daß Sie die Fahrscheine der anderen betrachten. Hier ist der meinige – Nummer Eins, sehen Sie? Und mein Freund hier hat Nummer Zwei.“
    „Hm! Das ist dumm!“ brummte der Roßlenker.
    „Warum dumm? Die anderen Passagiere haben also Nummer Drei und Vier. Wir hätten uns schweigend verhalten. Da man uns aber unsere Höflichkeit mit Roheit vergilt, so verlangen wir die uns gebührenden Plätze.“
    „Verflucht!“ brummte der Postillion in den Bart.
    „Sie haben nicht zu fluchen, sondern Ihre Pflicht zu tun!“
    „Das ist freilich wahr. Also Sie bestehen darauf?“
    „Ja.“
    Der Kutscher kannte den Freiherrn und dessen Tochter. Er meinte jetzt möglichst demütig zu ihnen:
    „Ja, meine Herrschaften, da kann ich nicht helfen. Sie müssen sich eben hier herübersetzen.“
    „Sie phantasieren wohl?“ fragte Tannenstein.
    „Nein, das Nervenfieber habe ich noch nicht; aber ich kann es leicht bekommen, wenn es so fortgeht. Bitte, geben Sie Nummer Eins und Zwei frei!“
    „Niemals! Fällt uns nicht ein. Fahren Sie weiter! Auf der nächsten Station werde ich mich übrigens beschweren. Wer mit seinem Platz nicht zufrieden ist, mag aussteigen und auf Schusters Rappen fahren.“
    „Na, was soll man da tun!“ meinte der Postillion, indem er Holm ratlos anblickte.
    „Ihre Pflicht“, antwortete dieser.
    „Die tue ich ja.“
    „Nein. Sie bitten nur, aber Sie befehlen nicht.“
    „Na, man gehorcht mir doch nicht!“
    „So sind wir beide also auf uns selbst angewiesen. Wir haben unsere Plätze gelöst und bezahlt; wir wollen sie haben. Wer uns dabei im Weg ist, der mag sehen, wo er bleibt. Ich bitte also zum letzten Mal, unsere Sitze freizugeben.“
    „Lassen Sie sich nicht auslachen!“ sagte der Freiherr.
    „Allerdings nicht. Wenigstens glaube ich nicht, daß Sie der Mann sind, uns auszulachen.“
    „Keine Beleidigung weiter! Sie wissen nicht, wer und was ich bin!“
    „Das weiß ich sehr genau.“
    „Nun, was bin ich?“
    „Ein Flegel!“
    „Mensch! Ich werde Sie auf der nächsten Station arretieren lassen! Ich bin der Freiherr von Tannenstein.“
    Da fiel Robert schnell ein:
    „Das ist nicht wahr; das ist eine Lüge!“
    „Ah! Sie Grünschnabel wollen auch mitreden?“
    „Ja, und zwar

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