Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Sie doch nur zwei Gulden bei mir.“
    Er hatte nämlich aus Vorsicht zwei Gulden im Portemonnaie gelassen, das andere Geld aber versteckt.
    „Zwei Gulden, das ist für mich schon viel!“
    „Ich muß damit drei volle Tage reichen.“
    „Pah! Sie haben Kredit.“
    „Nicht übermäßig.“
    „Aber doch. Wie wäre es, wenn Sie mir die zwei Gulden bis zum nächsten Gagentage borgten?“
    „Sapperment! An wieviel Gagentagen haben Sie mich eigentlich schon bezahlen wollen?“
    „Diesmal sicher.“
    „Es war allemal sicher.“
    „Mensch, auch Sie werden obstinat! Ich hänge mich noch.“
    „Warten Sie lieber noch! Zum Hängen kommt man stets zeitig genug. Hier sehen Sie mein Geld: Gerade zwei Gulden. Ich kann nun einmal gegen Sie nicht anders sein. Nehmen Sie das Geld! Ich will sehen, wie ich verkomme.“
    „Mensch, Christ, Engel! Sie sind weiß Gott der beste Kerl, den ich kenne. Ich hätte nicht einmal diesen Schnaps bezahlen können. Jetzt bin ich gerettet!“
    „Wenigstens auf einen Tag!“
    „Das genügt. Trinken Sie einen Doppelkümmel mit?“
    „Ich danke! Wer reitet heute die hohe Schule?“
    „Miß Rocca. Hole sie der Teufel!“
    „Hörte ich nicht, daß ein neuer Clown engagiert sei?“
    „Weiß nichts davon.“
    „Oder war es etwas Anderes. Ich bin überhaupt längere Zeit nicht im Zirkus gewesen.“
    „Ja. Sie haben auch mir gefehlt.“
    „Wie haben Sie denn eigentlich jetzt die Kinderrollen besetzt?“
    „Seit wann interessieren Sie sich dafür?“
    „Das Interesse ist nicht bedeutend. Ich dachte eben nur so daran.“
    Sie blickte ihn von der Seite an und antwortete:
    „Wollen Sie mir das weismachen? Mir?“
    „Wieso?“
    „Spielen Sie doch wenigstens nicht mit mir Verstecken. Ich bin zu gescheit dazu. Oder wenigstens habe ich Sie zu gut studiert, als daß ich nicht wüßte, was Sie meinen.“
    „Na, was meine ich denn?“
    „So speziell läßt es sich nicht sagen. Etwas aber wollen Sie erfahren. Gestehen Sie es nur! Es ist besser. Sie wissen ja, daß ich Ihnen gern gefällig bin.“
    „Na, dann meinetwegen, ja.“
    „Ist's gefährlich für uns?“
    „Gar nicht!“
    „Für den Direktor?“
    „Auch nicht. Aber einen anderen kann es packen.“
    „Wen? Kenne ich ihn?“
    „Ja. Ich meine den Herrn Seidelmann.“
    „Den Jesuiten? Den kann der Teufel reiten. Wenn ich dem eins auswischen kann, so tue ich es ganz gewiß. Also, um was handelt es sich?“
    „Um einen Jungen.“
    „So, so! Wie alt?“
    „Fünf Jahre und blond. Sehr hübsche Figur.“
    „Zu welcher Zeit?“
    „Vor Weihnachten.“
    „Stimmt, stimmt! Ein Engel von einem Kind! Wird aber wohl auch Engel geworden sein.“
    „Sie besinnen sich also!“
    „Ja. Der Seidelmann kam und tuschelte einige Male mit dem Direktor. Dann wurde der Junge gebracht. Er kostete, glaube ich, hundertzwanzig Gulden.“
    „Das ist richtig.“
    „Nach einigen Tagen hatte er aber schon das Bein gebrochen. Armer Wurm!“
    „Mein Gott.“
    „Der Alte wollte ihn gern loswerden, und als der Bormann zufällig kam –“
    „Meine Ahnung! Der Bormann hat ihn bekommen?“
    „Ja.“
    „War das Kind wieder gesund?“
    „Gott bewahre, das Bein hing nur so an der Flechse; aber der Bormann machte das Wimmern doch sofort still.“
    „Mit der Peitsche?“
    „Natürlich.“
    „Bestie!“
    „Ich denke, der Kleine wird es nicht lange getrieben haben.“
    „Er ist tot.“
    „Nicht wahr? Dachte es mir! Bei dem Bormann steckte das Leben eines Kindes nicht fest. Hoffentlich wird es ihm nun aber selbst an den Kragen gehen. Er hat gemordet.“
    „Ja. Ich glaube nicht, daß er mit dem Leben davonkommt. Jetzt aber will ich wieder aufbrechen.“
    „Schon!“
    „Ja. Ich muß doch sehen, wo nun ich etwas gepumpt bekomme, da ich Ihnen meinen Rest gegeben habe. Guten Abend!“
    „Guten Abend, Liebling! Bald wieder!“
    „Sobald ich wieder bei Kasse bin!“
    „Schön! Desto willkommener!“
    Er ging, um dem Fürsten das Ergebnis seiner Nachforschung mitzuteilen. –
    Es war an demselben Abend wenig vor Mitternacht. Der Wachtmeister Uhlig hatte die Runde durch die Zellengänge gemacht und sich kaum erst zur Ruhe niedergelegt, so wurde er von dem wachhabenden Zellenschließer wieder aufgeweckt.
    „Was gibt es denn?“ fragte er den draußen Klopfenden.
    „Nummer Fünfundzwanzig plötzlich krank geworden.“
    „Wer ist das gleich?“
    „Apotheker Horn.“
    „Was fehlt ihm denn?“
    „Blutsturz.“
    „Sapperment! Komme gleich!“
    Er beeilte sich

Weitere Kostenlose Bücher