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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehabt hatte. Er erkannte, daß er seine Tochter förmlich an den Rand des Verderbens gebracht hatte, und daß sie von Eduard Hauser gerettet worden war. Er fühlte sich ganz glücklich, ihn zum Schwiegersohn zu haben, zumal der junge Mann alle Hoffnungen gab, einst ein reicher Mann zu werden.
    Heute also war die Hochzeit, und alle Bekannten waren geladen. Da Hausers Wohnung sie nicht fassen konnte, so wurde das Festmahl im Saal der Schenke abgehalten, wo gleich nach der Mittagskirche sich alle Gäste versammelten.
    Als die beiden Förstersleute eintraten, wurde Frau Barbara gleich von den anwesenden Frauen in Beschlag genommen. An ihren Mann aber schlich sich der auch anwesende Lehrer heran und fragte:
    „Nun, Herr Förster, geht es?“
    „Hm! So leidlich. Aber meine Alte hält mich für verrückt.“
    „Sie haben es ihr gesagt?“
    „Gott bewahre! Aber da ich den Toast auswendig lernen mußte, so habe ich mich eingeschlossen und tüchtig laut memoriert. Da denkt sie nun, ich bin übergeschnappt.“
    „Das schadet nichts. In kurzer Zeit wird es sich zeigen, daß Sie bei vollen Sinnen sind.“
    „Ja. Aber ich habe doch eine gewisse Angst.“
    „Warum?“
    „Daheim in meiner Stube bringe ich es ganz gut fertig, aber hier, das ist ein ganz anderes Ding.“
    „Pah! Es ist auch nichts anderes.“
    „Das denken Sie. Sie sind solche Sachen gewöhnt. Aber ich! Sapperment! Wenn ich nun stecken bleibe?“
    „Dagegen wollen wir schon sorgen. Haben Sie den Zettel mit?“
    „Ja.“
    „Ich werde dafür sorgen, daß ich gerade neben Sie zu sitzen komme. Ehe Sie anfangen, geben Sie mir ihn, und dann mache ich den Souffleur. Sobald ich merke, daß Sie stocken, sage ich Ihnen leise, wie es weiter lautet.“
    „Schön, sehr schön! Aber wenn nun ein anderer vor mir so etwas ähnliches bringt?“
    „Das werden wir vermeiden. Der erste Toast muß sich auf das Brautpaar beziehen; den bringt natürlich der Herr Pastor. Der zweite bezieht sich selbstverständlich auf die Eltern des Brautpaares, und den bringe ich. Ein dritter Toast müßte der Höflichkeit wegen nun die Frauen im allgemeinen zum Gegenstand haben; das ist der Ihrige. Ich werde aufpassen. Sobald ich merke, daß ein anderer reden will, so klopfe ich gleich an das Glas und melde Sie an. Dann erheben Sie sich und deklamieren das Gedicht recht ernsthaft und kräftig vor.“
    „Ja, Donnerwetter, wird das Aufsehen machen! So etwas hat man mir doch nicht zugetraut! Und meine Alte! Die werde ich auslachen, daß sie hat denken können, ich sei übergeschnappt. Na, es wird eine Heidenlust! Leider aber fehlt einer, der hier sein sollte, weil er an dieser Hochzeit und an dem jetzigen Wohlstand unserer Bevölkerung den größten Anteil hat.“
    „Wer ist das?“
    „Der Fürst des Elends.“
    „Das ist wahr. Wenn man nur wüßte, wer er ist und wo er wohnt, so hätte man ihn einladen können.“
    Der Förster lächelte verschmitzt; er wollte antworten, wurde aber dieser Antwort überhoben. Nämlich der Bräutigam, welcher gekommen war, um nachzusehen, ob alle Gäste versammelt seien, war herzugetreten und hatte die letzten Worte des Lehrers gehört. Er fragte:
    „Wen hätte man einladen können? Ist vielleicht jemand vergessen worden?“
    „Ja. Der Fürst des Elends.“
    „Ach, der. Nun, beruhigen Sie sich, Herr Lehrer! Der ist eingeladen worden.“
    „Wie? Was? Wirklich? Wissen Sie denn seine Adresse?“
    „Natürlich!“
    „Woher denn?“
    „Von ihm selbst. Er hat mir so viel Geld geborgt, und ich, als sein Schuldner, muß ihm die Zinsen zahlen. Ich muß also wissen, wo er ist und wo er wohnt.“
    „Und das halten Sie so geheim?“
    „Er hat es gewünscht. Übrigens bin ich nicht der einzige, der dieses Geheimnis kennt. Hier der Herr Förster weiß es ebenso genau wie ich.“
    „Der alte, schmauchende Heuchler!“ sagte der Lehrer in komischem Zorn. „Wird man es wohl auch einmal erfahren?“
    „Jedenfalls. Ich habe ihm bereits vor einigen Wochen geschrieben, daß heute meine Hochzeit ist.“
    „Wird er etwa kommen?“
    „Wohl schwerlich. Er ist ein hoher, vornehmer Herr, der sich um ganz andere Dinge zu bekümmern hat. Doch war es ja meine Pflicht, ihn zu benachrichtigen. Jetzt nun, Herr Förster, habe ich eine Bitte. Wissen Sie wohl, wem ich eigentlich mein Glück zu verdanken habe?“
    „Dem Fürsten.“
    „Ja, aber ganz besonders auch Ihnen.“
    „Mir? Sapperment, davon weiß ich gar nichts!“
    „Aber Sie erinnern sich noch jenes Abends im Wald,

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