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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein wenig ironisch. „Wenn Sie die Sennerin Leni erblicken, werden Sie sofort sagen, daß diese geeigneter dazu ist.“
    „Aber wo mag sie sein? Da sie nicht mit Madame Qualèche gekommen ist, weiß sie nun doch gar nicht, welches Logis für sie bestimmt ist.“
    „Das ist freilich ein unangenehmer Umstand. Soeben schickte der Müller zu uns, um uns sagen zu lassen, daß er die Sängerin Mureni durch das Fenster werfen lassen werde, wenn sie nicht sofort selbst gehe. Die Dame scheint einige Ansprüche gemacht zu haben, für welche dieser Mann kein Verständnis hat. Es ist eine Komödie der Irrungen, welche wir sogleich aufklären müssen. Es muß einer von uns hinüber in die Mühle.“
    „Ick werden kehen, ick ßelber, ßoforten, ßoforten“, erklärte der Italiener dienstbereit.
    „O bitte, Herr Konzertmeister! Ihr Deutsch dürfte wohl kaum hinreichend sein, den zornigen und rohen Mann zu besänftigen. Ich werde selbst –“
    „Das ist auch nicht nötig, mein Lieber“, unterbrach ihn da der König, welcher in der Nähe des Fenster gestanden und einen zufälligen Blick hinausgeworfen hatte. „Ich sehe da einen kommen, der sich sehr freuen wird, um als Bote zu dienen. Es ist das ein ganz eigenartiger Zufall, welchen ich benutzen werde, eine Begegnung zwischen zwei Personen zu veranstalten, welche sich sehr gern und doch wohl auch sehr ungern wiedersehen. Er soll mich nicht sofort erblicken; darum rufen Sie ihn herein. Er heißt Anton.“
    Der Betreffende war kein anderer als der Krickel-Anton, welcher sich ja vorgenommen hatte, heut noch einmal nach der Mühle zu spazieren. Er hatte keine Ahnung, welche Begegnung ihm bevorstand. Eben als er an der kleinen Anhöhe, auf welcher die Villa lag, vorüber wollte, wurde ein Parterrefenster derselben geöffnet. Dort stand Wagner.
    „Anton!“ rief er laut.
    Der Tabulettkramer, welcher aber jetzt natürlich seinen Kasten nicht mit hatte, blieb stehen.
    „Meinst mich?“ fragte er.
    „Ja, dich!“
    „Was soll's?“
    „Komm doch einmal herein zu mir!“
    „Wozu?“
    „Das wirst du ja hören.“
    „Ich kenn dich gar nimmer, und ich hab auch keine Zeit.“
    Er wollte gehen.
    „Höre“, lachte Wagner, „für so einen ungefälligen Menschen habe ich dich freilich nicht gehalten.“
    Da blieb der Anton stehen und fragte:
    „Ja, du kennst mich vielleicht?“
    „Hätte ich dich sonst bei deinem Namen gerufen?“
    „Nun, wannst mich kennst, so werd ich hineinkommen. Wart ein kleins bißle!“
    Er stieg die Anhöhe hinan und begab sich in die Stube, nachdem er vorher angeklopft hatte.
    „Verdimmi, verdammi!“ rief er aus. „Da möcht ich doch gleich so rufen wie der Nachtwächtern, welcher mich dazumalen hat verarretieren wollen. Das bist's ja, gar der König selber!“
    Die drei anderen waren doch ein wenig verwundert, als der König ihm die Hand entgegenstreckte und in freundlichster Weise sagte:
    „Freilich bin ich es. Sei willkommen bei dem, welchem du damals das Leben gerettet hast!“
    „Na, von dasselbige brauchst gar nimmer viel zu reden“, meinte der Krickel-Anton, indem er die ihm dargebotene Hand kräftig schüttelte.
    „O doch! Oder meinst du, daß ich mein Leben so gering anschlagen muß, daß ich meinem Retter den Dank verweigere?“
    „Wir sind quitt!“
    „Nein, nein!“
    „Ja freilich. Ich hab den Bären derschossen, und du hast mir die Freiheiten geschenkt. Da hat nun keiner dem andern was herauszuzahlen. Aber warum hast mich jetzt zu dir hereinrufen lassen?“
    „Um dich zu begrüßen zunächst, und sodann auch, um dich um eine kleine Gefälligkeit zu bitten.“
    „Na, so schieß los! Du weißt ja, daß ich dir ganz gern einen Gefallen tu.“
    „Weißt du die Mühle?“
    „Ja, ganz gut.“
    „Da wohnt jetzt eine Sängerin, welche Signora Mureni heißt. Willst du nicht einmal zu ihr gehen?“
    „Wannst mich schickst, so geh ich schon.“
    „Gut! Sage ihr, daß sie sogleich einmal zu mir kommen soll. Aber du darfst niemandem sagen, wer ich bin. Man kennt mich hier nur als den Herrn Ludwig.“
    „Schön! Das hab ich schon verstanden. Soll ich etwa auch wieder mitkommen?“
    „Das ist nicht notwendig. Hast du vielleicht einen Wunsch, den ich dir erfüllen kann?“
    „Ja.“
    „So sage ihn.“
    „Ich wünsch, daß du immer recht hübsch gesund und munter bist, und daß deine Geschäften bei der Regierung so gut gehen wie die meinigen jetzt auch!“
    Er sagte das in so treuherziger, aufrichtiger Weise, daß alle fühlten, wie

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