66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab
gut und ehrlich es gemeint sei.
„Ich danke dir!“ antwortete der König. „Es freut mich, zu hören, daß es dir wohl geht. Was treibst du denn jetzt?“
„Ich bin Tabulettkramer worden, weißt, von den dreihundert Markerln, die du mir damals geschenkt hast. Das Geschäft ist kein gar übles; es nährt seinen Mann besser als – als das Gamsenschießen, weißt.“
„Ja“, nickte der König ernst. „Das hast du also ganz gelassen?“
„Ganz und gar. Ich kann's ja nimmer besser haben, als du mir es mit dem Geldl gemacht hast.“
„So bist du also ein braver Mensch geworden, wie ich es damals wünschte. Darüber werden deine alten Eltern sich herzlich freuen.“
„Ja, das tun sie schon sehr.“
„Und freut sich nicht noch jemand?“
„Wer sollte das sein?“
„Nun, bist du nicht verheiratet?“
„Ich? Das fällt mir gar nicht ein!“
„Aber wenn dein Geschäft dich so befriedigt, so kannst du doch an die Gründung eines eigenen Hausstandes denken!“
„Damit darfst mir nicht kommen. Ich hab kein Haus und auch keinen Stand. In unserer kleinen Hütten hat die Kuh ihren Stand; einen andern kenn ich nicht, und einen andern mag ich nicht. Wann einer sich einen Hausstand schaffen will, so muß er sich eine Frau nehmen, und das ist aber die allergrößte Dummheiten, die man begehen kann.“
„Warum?“
„Weil's nicht eine einzige Frauen gibt, die was taugt.“
„Solltest du dich da nicht irren?“
„Nein. In diesem Kartoffelbrei hab ich ein Haar funden, oder vielmehr nicht etwa ein einzig Haar, sondern gleich einen ganzen Weibernzopf. Weißt, wannst so herumhausierst wie ich, so schaust gar manches, was kein anderer nicht sieht. Da seh ich die Weiber, o Jerum! Die eine hat keine Zähne, und die andere hinkt; die dritte schielt, und gar die viert läßt die Milchen ins Feuern laufen. Die fünft geht davon, um Theatern zu spielen, und die Sechst wascht die Hemden, daß sie ausschauen, als ob's in der Tinten gelegen hätten. Nachher die siebent, das ist erst die richtige Prise, von der kann man gleich das Liedl singen:
O du alte Kraxen
Mit den krummen Haxen,
Mach mir keine Faxen,
Sonst will ich dich paxen.
Geh, du alte Tratschen,
Du Karfreitagsratschen,
Jetzt sing ich den lieben Augustin!
's Geldl ist weg, 's Madl ist weg,
Und nun haben wir beid ein Dreck.
Oh, du lieber Augustin,
Alles ist hin!“
Er sang wirklich diese letzten Zeilen nach der bekannten Melodie und tanzte dazu in dem Zimmer herum. Dann fuhr er fort:
„Und weißt, was dann mit der achten ist? Die kann keinen richtigen Strumpfen stopfen und keine Brotsuppen kochen. Die neunt wieder putzt sich von früh bis abends und hängt Primperln und Pramperln an, hinten und vorn, oben und unten, aber am Rock hangen die Fetzen und die Schürzen triefelt aus, daß die Faden hinterher wehen eine ganze Meilen weit. So könnt ich zähln nicht nur bis zur Neun oder Zehn, sondern gleich bis zur Hundert oder gar Tausend. Sie sind alle nur gut zum in den Sirupen stecken und nachher sich selber ablecken.“
„So hat dir keine gefallen?“
„Nein.“
„Aber früher doch?“
„Ja, da hat's gar wohl eine gegeben; aber auch die ist mir unstat geworden und vom Weg abwichen und ins Kraut geraten. Ich mag nimmer daran denken und auch nimmer davon sprechen. Laßt mich aus mit dem Heiraten. Wer da heiraten tut, der erhält immer stets eine Nieten; sie aber hat dafür allemal das große Los!“
„Wirklich?“ fragte da Wagner.
„Ja. Oder meinst etwa vielleicht, daß du auch selbst so ein Nieten bist?“
„Das wohl nicht. Ich möchte mich doch viel lieber für einen Treffer halten.“
„Nun schau, so hab ich recht, und deine Frauen hat in dera Lotterien gewonnen. Wir Männer aber müssen immer nur verlieren. Darum bleib ich, was ich bin, mein eigener Herr. Und nun will ich hinüber zur Mühlen, um die Botschaften auszurichten. Hast sonst noch einer was zu bestellen?“
„Nein“, antwortete der König. „Aber vergiß nicht, zu wem du gehst, wenn du einmal Hilfe brauchst.“
„Da komm ich halt zu dir. Ich weiß schon, daß du ein guter Kerlen bist; ich hab's ja erfahren. Also nun behüt Gott derweilen, und bleibt allesamt recht hübsch gesund! Das ist das Beste, was man haben kann.“
Er ging.
Die Begegnung mit dem König hatte ihm große Freude bereitet und ihn in gute Laune versetzt. Das zeigte sich sogleich, als er vor der Mühle die große Käthe traf.
„Grüß auch Gott!“ sagte er. „Hast schon einen Schatz?“
Sie blickte
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