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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ließ vermuten, daß dieser Herr sich in besseren Umständen befinde als der Wurzelsepp.
    Er war von sehr hoher, kräftiger, imposanter Figur. Sein Gesicht hatte einen edlen, vornehmen, durchgeistigten Ausdruck. Die Züge waren bedeutend. Das Auge zeigte bei aller Schärfe etwas Weiches, Unbestimmbares, fast möchte man sagen, Mystisches. Der Eindruck der ganzen Persönlichkeit und des von einem wohlgepflegten Bart gezierten Gesichtes erweckte Ehrerbietung.
    Als Sepp ihn erblickte, reckte er sich staunend empor und rief:
    „Millionenschockteuf – ah, oh! Da hätt ich fast beinahe geflucht! Ist's denn möglich?“
    „Was?“ fragte der Fremde.
    „Daß du der Ludwig – nein, daß Sie der Ludwig bist! O nein, daß du – daß Sie – Herrgottsakra! Jetzt geht mir halt gar noch der Verstand in die Luft, grad wie die Wurzeln!“
    „Welchen Ludwig meinst du denn?“
    „Na, den Zweiten!“
    „Ich verstehe dich noch nicht.“
    „Das glaube ich. Ich bin ja vor Freude, nein, vor Verlegenheit – nein, auch nicht, Jesses, Jesses – vor lauter Dummheit so außer Rand und Band geraten, daß ich mich halt selbst schon gar nicht mehr kenne. Aber warten Sie! Jetzt werde ich es wohl richtig fertigbringen!“
    Er schlug die Fersen militärisch zusammen, richtete sich stramm empor, präsentierte den Bergstock wie ein Gewehr und meldete:
    „Sie sind Königliche Majestät Ludwig der Zweite von Bayern, mein allergnädigster Gebieter und Herr! Ich aber bin halt nur der Wurzelsepp! Na, ist's nun so richtig?“
    „Ja, mein Guter“, lächelte der König. „Woher kennst du mich?“
    „Ich habe Sie drin in München gesehen und sodann auch in Hohenschwangau, auf Lindenhof, Schloß Berg und auch am Chiemsee.“
    „So weit kommst du herum!“
    „Alleweil ja, und auch noch viel weiter. Um meinen lieben König zu sehen, würde ich auch nach Lappland rennen und zu den Negern. Freilich, man muß sich schon eine Mühe geben, um dieses hohe Glück zu haben; aber ich meine halt, ein König braucht sich auch nicht von einem jeden gleich so angaffen zu lassen.“
    „Da hast du recht. Wer ist denn eigentlich die Sängerin, welche da so schön sang:
    ‚Doch der König wird mein Mann nicht,
Doch dem Sepp, dem bin ich gut!‘
    Die heiratet also dich lieber als mich.“
    „Jess', Maria, Jossepp! Ich glaube gar! Ich mein vielmehr, daß sie Euer Majestät tausendmal lieber nehmen würde als mich, ihren Paten. Es ist die Leni, die Muren-Leni, Königliche Hoheit, ein Mädchen wie eine Bachstelze, so sauber und wie Gold so rein und treu.“
    „So bin ich also auf dem richtigen Weg. Ich will zu ihr.“
    „Was! Wie! Wo! Majestät wollen zur Leni? Hurra! Da muß ich sogleich vorausspringen und es ihr sagen, damit sie schnell einen Schmarren oder einen Gugelhupf oder eine tüchtige Dampfnudel backen mag!“
    Er wollte fort.
    „Halt! Freund!“ kommandierte der König, und der Sepp gehorchte. „Sie darf nicht wissen, wer ich bin. Ich habe gehört, daß da oben herum ein Bär sein Wesen treibt; den will ich haben, und damit ich morgen früh gleich wohlauf bin, will ich bereits heut zur Halbscheidt emporsteigen und in der Sennhütte bleiben. Man hat mir gesagt, daß es bei dieser Sennerin sauber sei?“
    „Wie in einem Schatzkästerl, Majestät. Die Leni ist ja selbst ein schmuckes, bildsauberes Leutle. Na, Majestät werden das ja bald selbst gleich weghaben. Aber den Bären gibt es da oben nicht. Der hält sich jenseits der Alp auf, wo er erst vorgestern wieder in einen Stall gebrochen ist.“
    „Ich weiß es und will dort hinüber. Ich verbiete dir, irgendwo davon zu erzählen, daß du mich getroffen hast. Aber zum Oberförster magst du gehen und ihm sagen, daß ich bei der Leni bin, wo er sich morgen einzufinden hat. Hier hast du etwas!“
    Er zog die Börse und reichte dem Sepp ein Goldstück entgegen. Der Alte fuhr zurück, als ob er eine giftige Otter angreifen solle.
    „Heiliger Johannes! Nein, Majestät. Soll ich mir einen Weg bezahlen lassen, den ich für meinen guten König und Herrn tun soll? Nein und tausendmal nein! Eher lasse ich mir die Finger abhacken. Welch eine Freude, für unsern Herrscher laufen zu können. Herrgottsakra, ich würde für ihn zum Mond emporklettern, wenn ein Strick von da oben herunterhing! Und für ein paar Schritte soll ich mich bezahlen lassen! Oh, da kennen Majestät den Wurzelsepp doch noch nicht richtig!“
    „Es soll ja keine Bezahlung sein. Mein Bild ist darauf; das schenke ich dir zum

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