67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
weggebrannt?“
„Noch in derselbigen Nacht.“
„Was Sie sagen!“
„Ja. Ich bin niemals in der Schenk über Nacht blieben, sondern stets bei einem Bekannten. So ein Lagern auf dem Heu kann ein jedem einem armen Teuxeln geben. Am damaligen Abend bin ich beim Silberbauern zur Nacht blieben.“
„Bei dem?“ fragte der Lehrer schnell. „Hören Sie, das ist mir im höchsten Grad interessant.“
„So? Warum?“
„Weil na, weil ich einen gewissen Verdacht nicht loswerden kann.“
„Welchen Verdacht?“
„Daß das Feuer damals angelegt worden ist.“
„Das hab ich bereits denkt, und viele Leutln haben's damals gradheraus gesagt.“
„Aber an den Tag ist nix gekommen?“
„Gar nix.“
„Waren Sie auch mit beim Brand?“
„Natürlich. Wann an einem so kleinen Ort ein Feuert ist, so rennt ja alles hinzu.“
„Und haben Sie nichts besonders Auffälliges bemerkt?“
„Nein; nur daß das Feuer heiß war, hab ich gemerkt.“
„Ich scherze nicht; ich habe meine ganz bestimmte Absicht, wenn ich Sie jetzt frage.“
„So! Aber die Absichten ist mir nicht bekannt.“
„Natürlich war der Silberbauer auch mit bei dem Feuer?“
„Ja. Er hat brav mit gerettet.“
„War er gleich mit da?“
„Nein. Bereits vor dem Feuern, so um die Mitternachten, als beim Silberbauern alles schlief, da konnt ich keine Ruhe finden. Ich hatte eine innre Ängsten, als ob was passieren wollt. Da bin ich vom Heuboden, wo ich schlafen wollt, wiedern herabgangen und in denen Garten hinaus. Da hab ich gesessen im Mondenschein und so an dieses und jenes denkt, bis der Bauern kommen ist –“
„Nach Hause?“
„Nein. Wann er nach Hause kommen wär, da wär er doch durch die vordere Türen herein. Er kam durch die Hintertüren in denen Garten hinaus.“
„Was hat er dort gewollt?“
„Das hab ich mich auch gefragt. Es ist so ein heller Mondschein gewest, und da hab ich sehen, daß er einen Hammern in der Hand tragen hat.“
„Um Mitternacht mit einem Hammer in den Garten?“
„Ja. Das hat mich auch gewundert. Er hat mich nicht gesehen, bis ich auf ihn gesprochen hab. Da, als er mich gehört und gesehen hat, ist er schier verschrocken.“
„Ah. Das böse Gewissen!“
„Meinens? Täten 'S nicht auch verschrecken, wenn in der Nacht plötzlich einer auf Sie sprechen tät?“
„Vielleicht.“
„Na, also! Er ist fast zornig worden, daß ich noch nicht schlafen gangen war.“
„So! Er schlief doch selber nicht!“
„Freilich!“
„Warum war er noch wach?“
„Das hab ich ihn auch fragt, und er hat sagt, daß er nach dem Wassern will.“
„Mit dem Hammer?“
„Ja. Als ich vom Hammern gesprochen hab, ist er wiedern verschrocken und hat ihn schnell in die Taschen gesteckt.“
„Wozu hatte er ihn bei sich?“
„Um Nachtangeln zu setzen.“
„Mit dem Hammer? Hm!“
„Ja. Er hat ihn wohl braucht, um die Holzpflöckern in die Erd zu schlagen.“
„So! Dann ist er wirklich gegangen?“
„Ja. Und mir hat er gesagt, daß ich mich nun aufs Ohr legen soll. Das hab ich auch tan.“
„So haben Sie nicht bemerkt, wann er wieder nach Hause gekommen ist?“
„Nein.“
„Vielleicht ist er gar nicht am Bach gewesen.“
„Warum sollt er nicht? Warum sollt er mir eine Lügen gemacht haben? Es war gar kein Grund vorhanden?“
„Vielleicht doch!“
„Ich seh keinen ein. Und am Wassern, am Bach ist er ganz gewiß gewest. Das weiß ich genau.“
„Woher?“
„Als ich schon einschlafen gewest bin, hat man ganz plötzlich Feuern schreit. Ich bin schnell auf und fort. Da hat dem Balzerbauern sein Gut brannt, lichterloh empor. Ich bin spät kommen, weil ich fest geschlafen hatte; aber der Silberbauern kam noch spätern, und als er kam, ist er ganz naß gewest. Also muß er doch nach dem Bach gangen sein.“
„Hm, hm! Und wie hat er sich beim Feuer verhalten?“
„Wie soll er sich verhalten haben? Wie ein jeder andre auch. Er hat sich mit in Reih und Glied gestellt, um Wassern nach der Feuerspritzen zu reichen. Aber die Spritzen ist ausdorrt gewest und hat einen Sprung und Löchern gehabt, so daß mehr Wassern heraustropft ist, als man hinein tan hat. In denen Schlauch ist kein Tropfen kommen, und so hat man nicht löschen könnt, und das ganze Gut ist abbrannt mitsamt deren Scheuern und Stallen.“
„Und der Bauer war beinahe auch mit verbrannt?“
„Viel hat nimmer daran gefehlt. Er muß sehr fest gschlafen haben. Die Frau hat gar nicht gewußt, daß er daheim ist, weil er noch nicht im
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