67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
im Haus des Balzernbauern verkehrt?“
„Alle Tagen.“
„So daß er die Örtlichkeit genau gekannt hat?“
„Wie der Balzer selberst.“
„Hm! Warum ist er erschrocken, als er Sie im Garten bemerkte?“
„Ja, und als ich den Hammern sah, verschrak er auch schon wiedern.“
„Also muß er ein böses Gewissen gehabt haben. Und warum befahl er Ihnen, nun schlafen zu gehen?“
„Ich sollt nicht sehen, wann er wiedernkommt.“
„Oder sollten Sie nicht bemerken, daß er überhaupt gar nicht wiederkam.“
„Das glaub ich halt nicht. Wiederkommen ist er. Wann er wirklich das Geld holt hat, so hat er's doch wohl nach Hause schafft. Oder nicht?“
„Er wird sich gehütet haben, es in seine Wohnung zu verstecken. Nein, nein. Er hat es außerhalb derselben verborgen. Das ist gewiß. Und von dem Versteck aus ist er gleich nach dem Feuer zurückgekehrt.“
„Wo mag das Versteck sein?“
„Am Wasser.“
„Wie? Am Bach? Warum denken 'S das?“
„Weil er naß gewesen ist. Er muß also mit dem Wasser zu tun gehabt haben.“
„Sapperlotern! Daran hab ich gar nicht denkt.“
„Ja, man denkt oft grad an die Hauptsache nicht.“
„Und ist halt nicht ganz und gar besonderbar, daß wir grad denselbigen Gedanken haben?“
„Freilich.“
„Und auch denselbigen Mann im Verdacht! Nun hab ich's so lange Jahren mit mir herumtragen, und Sie haben's gefunden und sind doch erst nur so ganz kurze Zeiten hier. Das ist zum Verwundern!“
„O nein. Es ist mir eben aufgefallen, als ich mit der Balzerbäuerin sprach. Übrigens wundert es mich, daß die Behörde nicht auch auf einen ähnlichen Gedanken gekommen ist.“
„Die? Ja, warum meinen 'S das?“
„Nun, hat man etwa Verdacht gehabt?“
„Wegen Mord nimmer, aber wegen Diebstahlen. Das Geld hat nämlich in einem eisernen Kastl gelegen.“
„Ah, ah! Das ist ja ein neuer Anhaltspunkt! Wenn dies der Fall ist, so hätte man das geschmolzene Geld unbedingt finden müssen, da die Goldstücke nicht zerstreut sein konnten.“
„Und weil man nix gefunden hat, so hat das Amt denkt, daß doch ein Spitzbuben dagewest sein könnt.“
„Der das Gut angebrannt hat, um den Diebstahl zu verdecken?“
„Ja. Und darum hat das Amt nach dem Schein forscht und nach der Nummern, die er tragen hat. Sie ist in allen Blättern bekanntmacht worden.“
„Das ist gut, sehr gut. Der Dieb hat es nicht wagen dürfen, den Kassenschein auszugeben. Vielleicht hat er ihn gar noch heut im Besitz!“
„Und das eiserne Kastl auch noch!“
„Alles ist möglich, alles. Und da wir einmal den ersten Schritt getan haben, so müssen wir auf demselben Weg weiter vorwärts schreiten. Ich vermute, daß der Silberbauer der Täter ist.“
„Ich auch.“
„Und daß er das Geld damals in der Nähe des Bachs versteckt hat. Vielleicht hat er dieses Versteck noch heut in heimlichem Gebrauch. Ach, da fällt mir ein: Sie sagten doch, daß er ein fleißiger Bader sei?“
„Das ist er!“
„Daß er aber nie schwimme?“
„Schwimmen habe ich ihn noch niemals sehen.“
„Badet er stets da, wo wir heut gewesen sind?“
„Oft auch am Mühlenwehr.“
„Wo ist das?“
„Über der oberen Mühlen, in welcher der Müllerhelm wohnt. Es ist von dem Silberbauern vor langer Zeit baut worden, damit die Mühlen stets das richtige Wassern haben.“
„Gehört die Mühle ihm?“
„Beide, die obere und auch die untere. Er hat sie nur verpachtet.“
„Gibt es nicht einen bestimmten Ort am Bach, an welchem er oft zu sehen ist?“
„Nein. Einen Lieblingsort hat er halt nicht.“
„Und doch kann ich den Gedanken nicht loswerden, daß er sein damaliges Versteck noch heut dort hat. War, als das Balzergut niederbrannte, das Wehr bereits fertiggebaut?“
„Ja, ganz fertig.“
„Nun, wollen sehen. Übrigens kommt mir da ein neuer Gedanke, der uns vielleicht zum Ziel führt. Nämlich das Geschäft, welches er morgen mit dem Talmüller abschließen will, ist auch ein derartiges, daß er es geheimhalten muß. Der Müller hat sein Geld nicht sehen lassen, und so denk ich, daß der Silberbauer es auch verstecken wird.“
„Auf alle Fällen.“
„Aber wohin?“
„Nun, in seinem Haus. Odern – Sapperlotern, jetzt weiß ich, was Sie meinen! Wann das alte Verstecken noch da ist, so wird er das Geld aus der Türkeien auch dorten verbergen. Nicht?“
„Ja, das hab ich gemeint.“
„Nun, so brauchen wir ja nur aufzupassen.“
„So? Stellen Sie sich das so leicht vor? Ich halte es für
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