67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
Müllern.“
„Oh, dir ist auch nicht zu trauen!“
„Da irrst dich sehr. Ich will sogar gut sein und dir einen guten Rat erteilen.“
„Da bin ich neugierig drauf.“
„So sollst's gleich hören. Der Franz hat einen Fehlern begangen, aber der Sepp hat ihn wiedern gutgemacht. Deine Käth hat auch einen gemacht. So wend dich an den Sepp. Vielleichten kann er auch dir helfen.“
Das leuchtete dem Müller ein.
„Kannst etwa?“ fragte er den Sepp.
„Warum nicht?“
„So tu's doch!“
„Wirst's wiedern falsch machen!“
„Gewiß nicht. Was hätt ich zu tun?“
„Gar nix Schweres! Mußt's grad so machen, wie's der Franz auch gemacht hat. Der Käth ihr Fehlern ist, daß sie den Franz für einen Geistern halten hat. An welcher Stell ist das geschehen?“
„Am Kreuzweg.“
„Und wohin willst den Schatz haben?“
„Hm! Wohin meinst?“
Die Augen des Müllers flimmerten vor Begierde.
„Wohin du willst.“
„Wird er auch ganz gewiß so da sein wie dem Fingerl-Franzen sein Schweinerl?“
„Ebenso sicher.“
„Nun, dann möcht ich nicht danach laufen oder fahren müssen.“
„Das hast gar nimmer notwendig.“
„Könnt ich ihn in meinem Haus finden?“
„Gern.“
„Gar in der Stuben?“
„Jawohl. Sogar auf dem Polsterstuhlen, auf dem du sitzt. Dahin ist er auch am allerleichtesten zu bringen.“
„Meinst?“
„Ja, weilst selbern jahraus, jahrein drauf sitzt.“
„Nun wohl, so will ich ihn halt auf den Stuhl haben!“
„Soll geschehen, wannst keinen Fehlern machst.“
„Werd mich hüten! Aber wann?“
„Gleich wannst nach Haus kommst.“
„Das, wenn's wahr ist, so sollst mich kennenlernen als einen nobligen und splendierbaren Kerlen!“
„Ich mag nix. Das hab ich dir schon bereits gesagt. Mach nur deine Sachen gut, damit's nicht fehl geht und ich mich nicht hernach über dich ärgern muß!“
„Werd mir schon Mühen geben. Aber nun sag mir auch, was ich tun soll!“
„Hab's schon gesagt: Ganz dasselbige, wie's beim Franz geschehen ist.“
„Ohrfeigen etwa?“
„Ja. Straf muß sein. Das verlangen die Geistern so. Und denen muß man ihren Willen tun.“
„Soll ich sie bekommen?“
„Nein, sondern die Käth; die hat ja den Fehlern getan.“
„Das ist mir schon liebern. Aber wo?“
„Die erst gibst ihr dort, wo sie den Franz für den Geist ansehen hat, die zweit vor deiner Stubentüren, bevor du diese öffnest. Wannst sie nachher aufgemacht hast, so brennst Licht an. Dann wirst gleich sehen, daß der Schatz auf dem Stuhl ist. Da mußt dich hinfahrn lassen und mußt ihr die dritte Watschen geben.“
„Auch eine immer stärker als die andre?“
„Freilich!“
„Ob ich's aber auch so leiden wird?“ meinte die Käth.
„Mußt's schon, wennst den Schatz nicht verlieren willst.“
„So mag er nur fein leise zuschlagen.“
„Werd mich schon in acht nehmen“, meinte der Müller. „Aber wann's so ist, so will ich auch die Zeit nicht hier versäumen. Mach dich fertig, Käth, damit wir aufbrechen!“
„Gleich! Ich will nur zuvor in die Küchen gehen und mein Tuchen holen, was ich dort zum Trocknen an den Ofen aufhängt hab.“
Sie ging hinaus. Da flüsterte der Sepp:
„Merk dir's gut, Müllern: Je stärker du die Ohrfeigen gibst, desto größern wird der Schatz.“
„Meinst?“
„Ja, freilich! Je größer die Strafen ist für den begangenen Fehlern, desto mehr sind die Geistern ausgesöhnt!“
„So soll's nicht daran fehlen! Ich hab auch noch Kraft zu einer Ohrfeign, die fest sitzen bleibt.“
„Und wir müssen auch erfahren, ob du zu dem Schatz kommst“, meinte der Wirt. „Wir gehn mit.“
„Euch brauch ich nicht.“
„O doch! Zum zählen.“
„Ich dank gar sehr! Das tu ich schon selbst.“
„Aber ansehen dürfen wir den Schatz.“
„Nein.“
„Bist auch ein Geizhals und Pfennigfresser!“
„Nein. Aber wann ihr mitlauft, macht ihr mich unterwegs irr, so daß ich Fehlern mach.“
„Wir kommen weit hinterher.“
„Nein, ihr bleibt zurück. Morgen könnt ihr kommen. Da will ich ihn euch zeigen.“
„Na, meinswegen. Er ist dein, und wir haben nichts dran zu befehlen. So fahr also allein!“
Die Käthe kam aus der Küche zurück, und der Müller wurde aufgeladen. Ohne Ach und Weh ging das nun freilich nicht ab.
„Stöhn und lamentier nicht so!“ warnte der Sepp. „Wann ihr hier zur Türen hinaus seid, so dürft ihr kein Wort sprechen und auch keinen Laut hören lassen; nicht mal gehustet oder geniest darf
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