67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
beweisen. Hast ihn etwa auf deinem Grund und Boden gfunden?“
„Ja. Ist der Polsterstuhlen etwa nicht der Grund und Boden, der mir gehören tut?“
„Ja, aber der Schatz hat draußen gelegen auf dem Kreuzweg. Er gehört also nicht dir, und weil wir beide daran arbeitet haben, ich noch mehr als du, so haben wir beide auch gleiches Recht daran. Er wird also in zwei Hälften teilt, ich eine und du eine.“
„Ach! Schau, wast für ein gescheites Wurm bist. Teilen willst? Das ist schön! Das ist prächtig! Aber ob ich mitmachen tu, das wirst gleich schaun. Nun bekommst nämlich gar nix, nicht ein Markerl und nicht einen Pfennig. Der Topf ist mein, und du magst dich davonmachen, sonst weck ich die Leuteln und laß dich hinauswerfen oder gar verarretieren!“
Er hatte gar nicht darauf geachtet, daß die Leute, von denen er sprach, bereits erwacht waren. Es waren Schritte zur Treppe herabgekommen, und draußen vor der Tür stand man, um zu horchen, was es in der Stube für einen Lärm gebe.
Die Käthe hatte ihn ganz neben den Polsterstuhl setzen müssen; er konnte den Topf also sehr leicht erreichen und legte bei seinen letzten Worten beide Arme um denselben zum äußeren Zeichen, daß er das Anrecht auf denselben für sich allein beanspruche. Damit aber war die Käthe ganz und gar nicht einverstanden.
„Was?“ schrie sie auf. „Allein willst den Topf? Ganz nur für dich? Da kommst freilich bei mir an die Richtige! Ich habe dich auf dem Karren schleppen müssen, hin und zurück, bin naß worden durch und durch, vor Schweiß und Regen, und nun soll ich nix haben! Ich hab das gleiche Recht mit dir. Und wann du ihn allein haben willst, so kann ich ihn auch ganz für mich behalten. Her also mit dem Topf!“
Sie griff nach demselben. Er hatte eine ziemliche Schwere und war oben mit einem alten Lappen zugebunden. Beide zogen hin und her.
„Laß los!“ schrie er, „sonst hau ich zu!“
„Das kann ich auch!“ zeterte sie. „Wannst den Topf nicht frei gibst, werf ich ihn dir an den Kopf.“
„Was? Wart! Da hast eins!“
Den Topf mit der Linken festhaltend, stieß er ihr die rechte Faust vor die Brust. Darüber ergrimmte sie noch mehr. Zornbebend rief sie:
„Schlagen tust mich schon wiedern? Wart, das will ich dir heimgeben!“
Mit einem gewaltigen Ruck entriß sie ihm den Ofentopf, holte aus und stieß ihm denselben mit aller Gewalt an den Kopf. Obgleich er beide Arme zur Abwehr vorgehalten hatte, traf ihn dieser Stoß doch mit solcher Gewalt, daß er mitsamt dem Stuhl um- und in die Stube stürzte.
Das hatte die Magd nicht berechnet. Die von ihr angewendete Kraft war größer als der Widerstand, den sie gefunden hatte, und darum stürzte sie auch mit ihm nieder – der Topf auf den Müller und sie oben darauf. Dem konnte das alte Geschirr nicht widerstehen – es zerbrach in mehrere Stücke.
Einige Augenblicke nach dem Krach, den der Topf getan hatte, war es still in der Stube, dann aber brach ein Lärm los, welcher gar nicht größer gedacht werden konnte. Der Topf war nämlich bis oben an den Rand herauf mit allerlei Getier, meist kalten Lurchen gefüllt gewesen, Fröschen, Kröten, Salamandern, Wassereidechsen. Dazu kam ein halbes Dutzend Fledermäuse, welche in einem dunklen Winkel des Kornspeichers ihren Winterschlaf gehalten hatten, von dem Fex vor einiger Zeit entdeckt und nun heut mit in den Topf gesteckt worden waren. Sie flatterten ängstlich in der Stube und um die Lampe herum. Eine derselben war mit ihren Krallen im Zopf der Magd hängengeblieben und schlug nun mit ihren Flughäuten um sich, um loszukommen. Der kalte, kribbelnde und krabbelnde Inhalt des Topfes hatte sich natürlich zunächst über den Müller ergossen. Kröten auf dem ganzen Leib und im Gesicht – er fürchtete sich vor dem Teufel nicht, vor diesem Viehzeug aber desto mehr, und konnte doch wegen der Gicht nicht aufspringen. Die Folge war, daß er um Hilfe nicht schrie, sondern geradezu brüllte. Und die Magd, welche aufgesprungen war, getraute sich nicht, das vermeintliche Ungetüm, welche sie auf dem Kopf hatte, anzugreifen. Sie kreischte, schrie und zeterte mit dem Müller um die Wette. Es war ein ganz und gar unbeschreiblicher Skandal.
„Hilfe, Hilfe! Feuer! Mörder! Diebe! Um Gottes willen, herein, herein! Hilfe, Hilfe!“
Draußen standen die Neugierigen aus der Stadt. Sie hörten natürlich diese Rufe und konnten doch nicht zur geschlossenen Haustür herein. Darum schlugen und trommelten sie mit aller Gewalt an
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