67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
man in diesem Logis. Was machst da für einen Lärm und Skandal bei nachtschlafender Zeit! Wer hat das Viehzeug hereingebracht?“
„Ich nicht.“
„Wer sonst? Und wanns ein anderer wesen ist, so bist doch du selber nur Schuld daran. Die Dame bleibt hier!“
„Nein, sie muß fort!“
„Sie bleibt!“
„So werf ich sie hinaus!“
„Du? Mit deinem Podagra?“
„Wann ich nicht selber kann, so hab ich meine Leut dazu.“
„Da kannst ein großes Unheil anrichten. Da kannst in die Käsen fliegen, du und alle deine Leutln.“
„Wieso?“
„Weil – ah, das weißt ja gar nimmer. Hast's noch nicht gehört, wer der Mann ist, der das Logis gemietet hat?“
„Den kenn ich wohl. Wagner heißt er.“
„Und was ist er?“
„Das weiß ich nicht; das geht mich nix an.“
„So! Er heißt nicht nur Wagner, sondern auch noch Richard dazu. Verstehst mich nun jetzt deutlich?“
Der Müller machte ein erstauntes Gesicht.
„Richard Wagner?“ fragte er.
„Ja freilich.“
„Etwa gar der berühmte Opernmann?“
„Ja, derselbige.“
„Verteuxeli! Sollt man's glauben!“
„Der ist's. Und zu ihm ist einer mit eingezogen, der sich nur Ludwig nennt. Verstehst auch das?“
„Doch nicht etwa der König Ludwig?“
„Derselbige.“
„Da muß doch gleich die ganze Wand wackeln! Der Wagner und der König! Wohnen bei mir in der Mühlen! Das muß ich sogleich allen Leutln sagen! Hört, ihr –“
„Halt!“ gebot die Leni, indem sie ihm schnell den Mund zuhielt. „Willst wieder eine Dummheiten machen?“
„Wieso?“
„Die beiden Herren wohnen inkognito bei dir.“
„Inkognito? Unsinn! Im Parterre sind sie!“
„Du verstehst das Wort nicht. Inkognito heißt, daß niemand sie kennen soll.“
„Ach so!“
„Kein Mensch darf es wissen, daß sie hier sind.“
„Warum?“
„Weil man sie sonst angaffen und nicht in Ruh lassen tät. Ich habe auch dir nur im Vertrauen gesagt, daß du nicht abermals eine Dummheiten machen sollst. Verstanden?“
„Ja, wanns so ist, dann muß ich wohl das Maul halten!“
„Das versteht sich ganz von selbst, denn –“
Sie mußte abbrechen, denn die andern traten ein. Leni hatte diese Mitteilung machen können, weil es grad jetzt niemand gehört hatte. Die erwähnten drei schoben die Direktorin zur Treppe hinan, und die andern standen unten im Haus, um zuzusehen. Jetzt aber war das vorüber, und sie kamen nun herein.
Die Knechte und Mägde faßten nun auch ein Herz und kamen näher, um zu sehen was es noch geben werde.
„Aber, Talmüllern, was hast doch nur gemacht?“ sagte der Sepp, indem er ein möglichst verwundertes Gesicht zog.
„Ich? Nein, du!“ rief dieser zornig. „Du bist's, der diese ganze Dummheiten angerichtet hat!“
„I – i – i – i – ch?“
„Ja, du nur allein!“
„Das kann ich nimmer begreifen!“
„Hast mir etwa nicht den Rat geben?“
„Welchen Rat?“
„Wegen dem Schatz.“
„Nun freilich!“
„Also bist doch schuld.“
„Ich gewiß nicht. Wer weiß, wast gemacht hast!“
„Was soll ich gemacht haben? Nix, gar nix weiter, als wast mir selber gesagt und geraten hast.“
„Und da war so eine Bescherung fertig worden?“
„Du siehst's ja! Schau das Getier an! Ist's nicht grad so, als täten wir in dem Noah seiner Archen sitzen?“
„Beinahe. Aber wie ist's so kommen?“
„Wie? Das fragst auch noch, Dummkopf? Aus dem Topf da sind sie kommen, die Frosch und Kröten alle!“
„Aus welchem Topfen? Ich seh doch keinen?“
„Aber die Scherben siehst?“
„Nun freilich. Also er ist zerbrochen?“
„Ist er etwa noch ganz?“
„Nein. Aber du mußt's erzählen, wie's gewesen ist!“
„Werd mich hüten!“
„Warum?“
„Weil alle da stehn und sperrn die Mäulern auf.“
„So jag sie fort. Nur die Käth mag da bleiben; die andern Knecht und Mägd können gehen. Vorher aber mögen sie einen Korb holen oder zwei, um die Tieren hinein zu tun und hinaus zu schaffen.“
Der Müller gab den betreffenden Befehl, und nun begann eine lustige Jagd. Keine Person des Gesindes wollte ein solches Tier mit den Händen anfassen, darum gab es die verschiedensten lächerlichen Situationen, ehe die krabbelnde Einquartierung sich in den Körben befand und hinausgeschafft werden konnte.
Die mitanwesenden Gäste des Spiel-Matthes durften bleiben, weil sie bereits Mitwisser des Schatzheber-Geheimnisses waren, die anderen alle mußten fort, auch Leni und Paula. Der Fex ging auch; er tat so, als ob er gar noch
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