67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
nichts wisse. Dann, als die Eingeweihten alle beisammen waren, wurde die Tür von innen verriegelt.
„Also hast wirklich keinen Fehlern gemacht?“ fragte der Sepp den Müller.
„Gar keinen.“
„Auch die Käth nicht?“
„Nein.“
„Das glaub ich nicht.“
„So brauchst mich doch gar nicht zu fragen, wannst mir nicht glauben willst, was ich dir sag.“
„Verzähl mir doch mal die ganze Sachen!“
„Was gibt's da zu verzählen! Gar nix!“
„Hast denn der Käth die Ohrfeigen geben?“
„Freilich.“
„Und wohl fein sanft?“
„Nein, sondern so derb, wie ich's nur könnt hab.“
„Und was hat sie dazu sagt?“
„Nun, die erst hat sie sich wohl gefallen lassen!“
„Ach so! Die erst allein! Und die zweit?“
„Bei der hat sie freilich aufbegehrt.“
„Himmelsakra! Das war draußen im Haus?“
„Ja, bevor wir die Stubentüre aufmacht haben. Ich könnt nix sehen, weil's finstern war; da habe ich ihr den Kopf mit der linken Hand fest halten und mit der rechten die Ohrfreigen geben.“
„Also kräftig?“
„Das kannst dir denken; so derb war's, daß sie gleich grob worden ist.“
„Sie hat also geredet?“
„Geredet nur? Nein, zankt hat sie und geschumpfen.“
„Und du wieder auch?“
„Soll ich etwa zu ihren Grobheiten ruhig sein?“
„Hab's mir wohl dacht, daß so etwas gewesen ist. Und aber nachher? Was habt ihr nachher miteinander getan?“
„In die Stuben sind wir und haben das Licht anbrannt. Ich hatt's brennen lassen, als wir gingen; es muß indessen ausgelöscht sein. Als wir nachher sehen konnten, da hat der große Topf da auf meinem Stuhl gestanden.“
„Der Schatz also! Ganz, wie ich's vorhergesagt hatte.“
„Der Schatz? Das kommt's schön an! Hast's ja gesehen, was da alles in dem Topfen drin steckt hat. Lauter Gewurmern und Viehzeugers, das man nimmer anfassen kann. Wannst das einen Schatz nennst, so bist dümmer als dumm!“
„Wolln erst sehn, wer der Dumme ist! Was habt ihr denn nachher getan, als ihr herein in die Stuben kommen seid und den Topfen gesehen habt?“
„Da hat die Käth mich zu ihm setzen müssen, und ich wollt ihr die dritt Ohrfeigen geben. Das aber hat sie nicht leiden wollen. Sie hat sich dagegen gewehrt und gesträubt.“
„Warum?“
Die Käthe war mit anwesend. Sie saß in einer Ecke und hatte bisher nichts gesagt; nun aber antwortete sie schnell:
„Weil der Müllern ausholt hat, als ob er hat einen Ochsen derschlagen wollen. Mein Kopf brummt mir noch jetzt davon wie eine große Baßgeigen.“
„Das mußt so sein“, meinte der Müller. „Aber ich hab sie doch noch derwischt und ihr eine geben, die war nicht von Pappe.“
„Ja, hast sie aber wiederkriegt, doppelt und dreifach!“ erklärte die Magd schadenfroh und selbstgefällig.
„Was? Geschlagen hat sie dich?“ fragte der Sepp in Ton des allergrößten Erstaunens.
„Ja“, gestand der Müller. „Das niederträchtige Weibsbild hat auf mich einhauen, daß ich gar nimmer dazu kommen bin, mich zu verteidigen.“
„So habt ihr euch geprügelt, richtig geprügelt?“
„Ja.“
„Und auch dabei geredet?“
„So laut, daß die Leut aufwacht und herbeikommen sind.“
„Und da nennst mich dumm? Mich, mich?“
„Wer ist's sonst?“
„Du, du selber! Hab ich euch nicht gesagt, daß kein Wort gesprochen werden darf?“
„Ja freilich.“
„Und da haut ihr euch und schimpft, daß die Leut erwachen und herbeigerannt kommen!“
„Soll ich etwa dulden, daß mich die Magd totschlägt?“
„Das geht mich gar nix an! Ihr habt geredet, und da ist's ganz aus mit dem Schatz. Das duldet der Geist nicht, und da hat er das Geldl in Frosch und Kröten verwandelt.“
„Darum? Wegen dem Sprechen?“
„Natürlich!“
„Alle tausend Wetter! Daran hab ich in der Wut und im Ärger gar nicht mehr dacht!“
„So bist eben selber schuld an allem, aber nicht ich!“
„Ich könnt mich gleich selber maulschelliern!“
„Tu's nur. Und wann's nicht gut geht, so sag's nur mir. Ich will dir so viel Kopfwatschen geben, wie du nur immer verlangen kannst, du Dummkopf, du!“
Und sich an die anderen wendend, fuhr er fort:
„Da schaut nun mal her, diese Scherben! Wie groß und wie stark! Was für ein Topfen muß das gewesen sein! Der hat ja mehr als einen ganzen Scheffel gefaßt! Und der ist voller Geld gewesen! Denkt's euch!“
„Sapristi!“ rief der Barbier.
„Ja. Vielleicht ist's gar lauter Gold gewesen und Kassenscheiners von hundert Talern. Und da prügeln sich die
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