68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
höflicher sein als bisher.“
„Kerl, bringe mich nicht auf, sonst werf ich dich hinaus!“
„Du, willst abermals noch eine Maulschellen! Wannst mich hinauswirfst, so kann's mir grad sehr lieb sein; da hast's mit dem Herrn alleini abzumachen. Aber, wannst vom Hinausiwerfen sprichst, so kann ich das auch. Ich soll hier warten, und du hast hier nix zu suchen. Wannst nicht bald verschwindest, so fliegst hinausi, ohne daß ich dir vorher die Türen aufimach! Verstanden? Schau also, daßt fortkommst, sonst kriegt die Türen noch ein größeres Loch als dera Spiegel!“
Der Hausmeister ballte beide Fäuste, getraute sich aber nicht an den Sepp, welcher eine Stellung eingenommen hatte wie ein großer Leonberger Hund, welcher einen kleinen Kläffer mit einem einzigen Biß zur Ruhe bringen will. Darum zog er es vor, einstweilen mit der Miene eines gewissen Sieges vom Schauplatz abzutreten.
„Gut, ich gehe! Aber nicht etwa, weil ich mich fürchte, sondern um den gnädigen Herrn Baron zu benachrichtigen, wer dieses Unglück hier verschuldet hat.“
„Ja, das magst halt tun, denn dann brauch ich nix davon zu sagen. Also troll dich fort, Schlangangerl! Laufen kannst ja gut, weilst nun um vierhundert Gulden leichter bist!“
„Spotte nur! Der hinkende Bote wird ganz gewiß nachkommen.“
Er ging, und der Sepp setzte sich auf einen Samtfauteuil, welcher am Tisch stand. Auf demselben stand ein Etui mit Zigaretten. Er nahm sich eine derselben und steckte sie in Brand. So, in aller Gemütlichkeit den Rauch von sich blasend, wartete er auf den Baron.
Dieser hatte sich mit dem Essen beeilt. Als der Nachtisch serviert wurde, erbat er sich einen kurzen Urlaub und entfernte sich, um dem Sepp die erbetene Audienz zu erteilen. Er hatte nicht gedacht, daß sich der Alte so schnell einstellen werde. Das Kommen des Wurzelhändlers war ihm heut abend im höchsten Grad unangenehm. Er wußte nicht, wie er sich bereits heut mit demselben arrangieren solle. Wo sollte er ihn unterbringen? Es war fatal.
Befand er sich schon aus diesem Grund nicht in der allerbesten Laune, so wurde diese negative Stimmung noch erhöht, als er draußen hörte, daß der neue Parkaufseher den kostbaren Spiegel zertrümmert habe. Er eilte daher in wirklichem Sturmschritt nach seinem Zimmer. Als er die Tür derselben öffnete, blieb er erstaunt in derselben stehen. Da saß der Sepp, hatte den Hut auf dem Kopf, den Bergstock in der Hand, rauchte bereits seine dritte Zigarette und hatte die Asche ganz gemütlich herunter auf den kostbaren Teppich fallen lassen.
„Mensch, bist du toll!“ rief der Baron, die Tür hinter sich zuziehend.
Der Alte nickte ihm vergnügt entgegen, tat eine kräftigen Zug und sagte, ohne sich von seinem Sitz zu erheben:
„Guten Abend, mein lieber Herr Baronen! Schön, daßt endlich kommst! Hab lang warten mußt und mir daher einstweilen so ein Rauchpusterl anbrannt.“
„Und läßt die Asche auf den Teppich fallen!“
„Schadet nix! Odern hast kein Dienstbotendirndl, die's wieder wegkratzen tut? Setz dich nur mit herbei, und brenn dir auch eins an! Nachher können wir vergnügt mitnander plauschen. Es ist bei dir auch gar zu hübsch und vornehm!“
„Das seh ich! Sogar der Spiegel ist vornehm!“
„So vornehm, daß er vor Stolz zerbrochen ist. Aber das schadet auch nix. Dera Hausmeistern wird's zahlen.“
„Der? Ich meine vielmehr, daß du den Schaden wirst tragen müssen!“
„Ich? Da hast mal einen sehr schiefen Gedanken. Er hat ihn zerbrochen; ich bin's nicht gewest.“
„Das wird sich finden! Jetzt vorderhand aber wirst du aufstehen und dich höflich bis an die Tür zurückziehen!“
„Warum? Hier auf dem Samtschemel ist's halt gar nicht übeln. Und wann man Parkaufsehern worden ist, so hat man schon was zu bedeuten und kann sich's in dem Herrn seiner guten Stuben mit bequem und lieblich machen.“
Der Baron trat hart an ihn heran und sagte in drohendem Ton:
„Jetzt ist's genug! Steh auf!“
Der Sepp blickte lachend zu ihm auf und antwortete:
„Geh! Mach nur keine Wespen! Es steht dir gar nicht gut! Setz dich her, und laß einen Wein kommen! Zwei Leutln, wie wir sind, die müssen sich gut vertragen, denn was der eine nicht weiß, daß weiß halt der andre. Wir passen gar so sehr gut zunander.“
„Das – das bietest du mir! Steh auf, sag ich dir, Mensch, oder ich laß dir durch den Diener zeigen, daß du hin an die Tür gehörst!“
„So! Ich glaub gar, jetzt beginnst gar einen Ernst zu
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