68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
huhuhuhuuuuuuu!‘
Zu gleicher Zeit wurden die Stiefelpantoffeln immer weiter hervorgestreckt; zwei lange Beine kamen zum Vorschein, dann ein Leib, der Hals, der Kopf – der Mann richtete sich auf. Es war der alte Peter, der Knappe, welcher laut weinend sich mit beiden Händen die Augen rieb und dabei im allertiefsten Baß schluchzte:
„Nein, nein, das ist halt gar zu schön und rührend. Das könnt ich nimmer aushalten da unten. Wann so ein Glücken vom Himmeln kommt, so lauft mir das Wassern in die Augen, und es stoßt mich dera Bock, daß ich weinen und flennen muß wie ein Kind. Ja, das ist doch gar zu rührend, gar zu schön. Ich mußt heraus unterm Ofen, sonst hätt's mich schon bald umibracht vor lauter Interess' und Sympathie. Man ist doch auch ein Menschenkind und hat ein Herz wie ein Schnee und ein Gemüt wie ein Wachs. Herr Ludwigen, Sie sind halt ein sakrisch braver Kerlen! Das sagt halt dera Peter, und was der sagt, das ist gewiß und wahr – – – huhu – – – hhh – – – huhu – – – hhh – – – huhuhuuuuuuu.“
Er weinte so laut und nachdrücklich weiter, als ob er es nach dem Kilometer oder nach dem Klafter bezahlt bekomme. Seine Rührung hatte etwas Gewaltsames; sie war dem Ausbruch eines Vulkans ähnlich; aber grad dadurch wirkte sie nicht lächerlich, sondern ansteckend. Die Anwesenden stimmten alle mit ein.
Der Finken-Heiner hielt mit seinem einzigen Arm seine Tochter umschlungen und schluchzte:
„Und wie er alles so schön einirichtet hat! Nun geht die Muttern mit dem Hans fort, so daß die Leut hier nix zu reden haben. Und dera Hans wird ein berühmter Malern, auf den wir stolz sein können.“
Die Frau Bürgermeisterin lag am Herzen ihres Sohnes.
„Max“, flüsterte sie weinend. „Welch eine Gnade! Für mich noch mehr als für dich. Danke ihm dafür, indem du sie fruchtbar an dir wirken läßt. Zwar muß ich dich für längere Zeit nun wieder meiden, nachdem ich dich kaum erst gefunden habe; aber ich will gern auf das Glück verzichten, gleich von jetzt an deiner Seite sein zu können, denn diese Trennung wird ja dir zum Segen und Heile gereichen.“
Und der Sepp schlich sich hin zur Barbara und sagte, seine Rührung mit Anstrengung verbergend:
„Jetzt, Barbara, mußt dem Herrn Ludewigen auch ein gutes Wörtle geben.“
„Ich? Was für eine Bitten sollt denn ich an ihn haben?“
„Daßt auch mit nach dem Süden darfst.“
„Bist närrisch! Wo sollt denn dieser Süden liegen?“
„Nun, in dem Afrika, wo die schönen Mohren sind. Da kannst so einen Schwarzen heiraten, und dann bist sogleich unter dera Hauben. Das ist doch dein größter Wunschen, denst auf dera Erden hast. Und wannst nachher mit deinem Mann herkommst nach Hohenwald, so kannst ihn für Geld sehen lassen und eine gewaltig reiche Frauen werden.“
„Halts Maulen, alter Hallodri! So ein schwarzer Negern wär mir doch tausendmal liebern noch als du. Hier hast was für den guten Rat!“
Sie holte aus und gab ihm einen Hieb auf das Ohr, welcher noch kräftiger was als der wenig geistreiche Witz, den er gemacht hatte.
Dieses kleine Intermezzo war von den andern gar nicht beobachtet worden; es war also auch gar nicht imstande, die Stimmung zu stören, welche sich der Anwesenden bemächtigt hatte.
Der König erinnerte den Heiner:
„Gehen Sie jetzt nach Hause, um Ihrem Sohne die freudige Nachricht mitzuteilen. Ich hoffe, daß sie auf seinen Zustand von vorteilhafter Wirkung sein werde. Es ist jetzt nur das allgemeine erwähnt worden. Die besonderen Arrangements werden wir treffen, wenn wir uns die Angelegenheit reichlicher überlegt haben. Herr Doktor, begleiten Sie mich auf mein Zimmer!“
Die beiden Herren entfernten sich, und es läßt sich denken, daß die Zurückbleibenden sich in Lobeserhebungen ergingen und allerlei Pläne für die Zukunft schmiedeten.
Das dauerte, bis der Nachmittag vorüber war und der Abend hereinzudunkeln begann. Da brach die Bürgermeisterin auf. Am Morgen noch von Zagen und Bangigkeit erfüllt, befand sie sich jetzt in einer so glücklichen Stimmung, wie sie sie im Leben fast noch niemals empfunden hatte. Sie konnte an der Seite ihres so lange Zeit und so sehnlichst gesuchten Sohnes gehen. Sie hatten sich tausend Zärtlichkeiten zu sagen, und daß der alte, brave Sepp mit ihnen ging, das konnte die Ergüsse nicht stören, denn er war es ja, dem sie diese Wonne zu verdanken hatten, und er war ja auch so sehr diskret: Er schritt nämlich sehr
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