69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
blasen, du unnützer Bauerslump. Jetzt werd ich mein Musikantencorps von dir schimpfíeren lassen. Mach dich von dannen mit deinem jungen Starmatz, der da steht und das Maul aufsperrt, als ob die Maccaroninudeln achtundzwanzig Ellen lang wären. Ihr seid mir die richtigen.“
„Aber, Schmied! Was fällt dir ein“, rief der Kery-Bauer. „Wie kannst du meinen Gast da in den Dreck setzen!“
„Was sagst du zu mir? Was soll ich sein? Schmied soll ich sein?“
„Natürlich.“
„So? Siehst etwan hier meine Klarinetten nicht? Bist wohl blind worden?“
Während er diese Fragen in zornigem Ton ausrief, hielt er dem Bauer die Klarinette dicht unter die Nase. Dieser fuhr zurück und antwortete fast erschrocken:
„Natürlich sehe ich die Klarinette.“
„Nun, so mußt auch wissen, daß ich an diesem Augenblick nicht der Schmied bin, sondern der Musikdirektor. Ich will meine Ehre haben für mich und meine musikalische Kapellen, und wer sie mir nicht gibt, dem sollen sogleich Hunderttausendmillionen Teufeln in die Strümpfen fahren!“
Er trat bei diesen Worten drohend auf Kery zu. Dieser wich vorsichtig zurück, denn bei einer Rauferei hätte er gegen den Schmied unbedingt den Kürzeren gezogen, und antwortete in beruhigendem Ton:
„Na, na, nur nicht gleich so hitzig! Du hast keinen Lump vor dir!“
„Du auch nicht. Ich hab einen Bauer vor mir, du aber einen Klarinettisten. Kartoffeln kann ich auch pflanzen, du aber, wannst Klarinetten lernt hast, so blas sie doch mal! Hier ist sie.“
Er hielt ihm das Instrument abermals entgegen.
„Das kann ich freilich nicht“, gestand Kery halb verlegen und halb belustigt.
„Nun, so tu auch nicht so dick, und verlang nicht von uns, daß wir euch gehorchen sollen!“
„Aber wenn wir euch bezahlen, so müßt ihr doch auch blasen!“
„Wer hat dir sagt, daß wir von dir Geld haben wollen. Laß dir vom Wind was vorblasen. Da kannst auch tanzen. Wir machen Musik, wann's uns gefällig ist. Für diese beiden Osecs aber nun grad gar nicht. Die sind nicht mal von hier. Die zählen hier nix; die sind Luft vor unsern Augen!“
„Sie sind meine Gäste. Beleidige sie mir nicht!“
„Was willst machen, wann ich's dennoch tu? Meinst, weilst der reiche Kery-Bauer bist, so kannst das ganze Dorf in den Sack stecken? Da bist falsch berichtet. Reiche Bauern gibt's genug überall. Aber sag doch mal deinen gescheiten Gästen, sie sollen jetzt mal da die Wenzelposaune blasen oder den Wenzelviolen spielen. Hebt euch nur schnell hinweg, sonst lauft mir die Gallen noch mehr über, und nachher kommen andre brave Leutln schlecht weg, denn wann's mir einfallt, so mach ich nun heut gar keine Musik!“
Da ergriff die Kery-Bäuerin ihren Mann beim Arm, zog ihn fort und bat:
„Komm! Mach keinen weitern Streit, sonst kann nicht getanzt werden!“
Die Worte verfehlten die beabsichtigte Wirkung nicht, obgleich der Bauer sonst einer solchen Bitte niemals zugänglich war. Er ließ sich fortziehen, konnte es aber nicht übers Herz bringen, ganz zu schweigen, vielmehr gab er noch einen kleinen Hieb zurück:
„Ja, ich gehe; aber lange warte ich auf die Musik nicht. Ich hab's nicht nötig.“
Der Schmied aber rief zornig nach:
„Tu nicht so groß! Vielleicht kommt auch noch mal die Zeit, in welcher du recht gern wartest, weilst's nötig hast!“
Osec, der Vater, war still wieder vom Boden aufgestanden und hatte kein Wort gesagt. Er hatte wohl geglaubt, daß dies dem Schmied gegenüber das beste sei. Der Kery-Bauer verschwand mit den Seinen in der Tür des Gasthauses. Er war nicht beliebt, dafür aber gefürchtet im Dorf. Jetzt nun, da er es nicht hören konnte, wurde oben im Saal, von wo aus man den Vorgang mit angesehen hatte, ein Fenster geöffnet, und einer der Burschen rief herab:
„Bravo, Herr Musikdirektor! So war es recht! Wenn sich die Osecs etwa auch hier oben vornehm aufspielen wollen, geigen wir ihnen zur Treppe hinab, Bravo!“
„Schaut, die Jungens haben's also sehen“, lachte der Schmied. „Ja, fein bin ich nicht, aber grob kann ich werden, wann man mich auch grob behandelt. Übrigens hab ich's denen Osecs schon längst zugedacht. Wann ich denen mal einen Streich spielen könnt, so sollt mich's von ganzem Herzen freuen.“
„Ist das dein Ernst, Landsmann?“ fragte da Ludwig.
„Kannst's gern glauben.“
„Nun, die Gelegenheit dazu kannst bereits heut schon haben.“
„Wirklich? Die sollt mir gar sehr willkommen sein. Sie haben grad heut ein Gesicht macht, als
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