69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
tun können!“
„Es ist fast schwer.“
„Pah! Was Leichtes zu tun, das ist keine große Ehr. Heraus damit!“
„Nun, es ist doch nicht möglich, daß ich so stets und immer bei der Gisela stehen bleib. Ich komm auch mal ab von ihr. Da wird wohl der Osec natürlich sogleich zugreifen, um mit ihr zu tanzen. Nachher könntet ihr mir den großen Gefallen tun, daß ihr – daß ihr – daß –“
„So red' doch weitern! Was schnappst denn so nach Luft?“
„Weil's gar zu viel ist, was ich euch zumuten möcht.“
„Ob's zu viel ist oder zu wenig, das werden wir besser wissen als du. Sag's nur erst getrost heraus.“
Da zog Ludwig seinen Beutel aus der Tasche, nahm ein Zehnmarkstück aus demselben, legte es vor den Schmied hin und antwortete:
„Dieses Goldstückerl geb ich euch, wann ihr allemal gleich mit der Musiken aufhört, sobald er zu tanzen beginnt.“
Der Schmied sagte zunächst kein Wort. Er öffnete den Mund und blickte dem Burschen starr ins Gesicht.
„Nicht wahr, das war zu viel verlangt?“ fragte dieser.
Jetzt stand der Schmied langsam auf, schlug mit der Faust auf den Tisch, daß man hätte meinen mögen, das Holz desselben müsse zersplittern, und rief:
„Nein, nein, nein! Hat man schon mal so was hört oder sehen! So eine Beleidigungen, so eine Schlechtigkeiten! Nicht wahr, Herr Kollege Wenzel, der Ludwig ist ein schlechter Kerlen?“
Der Schuster zögerte mit der Antwort. Da erhob der Schmied den Arm und sagte in drohendem Ton:
„Ja, Herr Direktor, er ist einer!“
„Das wollt ich dir geraten haben, daßt mir zustimmen tust! Und du, Herr Kollege Frenzel, du meinst's doch auch, daß er ein Lump und Beleidiger ist?“
Der Schneider schüttelte verlegen den Kopf und antwortete:
„Mit gütigem Verlaub, Herr Direktor, ich denke, daß diese Worte –“
„Gar nix hast zu denken, gar nix!“ brauste der Schmied auf. „Ich bin euer Herr Direktorn; ich hab für euch zu denken, und ihr habt mir zuzustimmen. Wannst's nicht sogleich auf der Stellen tust, so hau ich dir eine Watschen herunter, daßt mit dem Gesichten sofort in die Baßgeigen einifährst! Also red'!“
„Ja, er ist ein schlechter Kerl!“ gestand der Violonkünstler nun.
„So ist's richtig! Aber warum ist er ein Lump? Warum? Das wißt ihr doch auch!“
Beide schwiegen.
„Ja, da sitzt ihr nun und könnt nicht antworten. Was wärt ihr für traurige Kerlen, wann ihr nicht mich, euern Herrn Direktorn hättet. Aber es ist auch gar kein Wunder, denn ich hab mir meine Klarinetten ganz von selber repariert und keinen Teuxel dazu braucht. Und Noten hab ich auch lernt, ganz ohne eine fremde Hilf und Zutat. Darum kann ich jetzt auch den Kapellmeistern spielen.“
Ludwig erbarmte sich jetzt der beiden sogenannten Künstler, indem er sagte:
„Ich hab's gar wohl wußt, daß es euch beleidigen muß.“
„So? Was denn?“ fragte der Schmied, indem er ihn gespannt anblickte.
„Daß ich euch zugemutet hab, gegen Amt und Pflicht zu handeln. Ihr dürft wohl eigentlich gar nicht aufhalten, wann ihr einmal anfangen habt.“
„Meinst? Wer will's uns denn verbieten, es zu tun, wann's uns beliebt, he? Nein, grad das, daßt das von uns verlangst, das hat mir sehr gefallen; das ist eine Infamitäten sondergleichen. So ein armer Schluckern wie du bist, und wir, die noblen Künstlern, sollen dich um deine Ersparnisse bringen! Dazu will ich gar nicht rechnen, daßt mein Landsmann bist. Sollst's auch gleich hören, wie die andern davon denken. Nicht wahr, Herr Kollege Wenzel, es hat dich beleidigt, daß er uns das Geldl anboten hat?“
Der Schuster warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf das Goldstück und antwortete:
„Ja, schlecht genug war's von ihm.“
„So recht! Und du, Herr Kollege Frenzel?“
Der Schneider kratzte sich so lange hinter dem Ohr, daß sich seine Perücke verschob.
„Nun, wirst gleich antworten! Oder soll ich's dir etwa hier mit denen beiden Fäusten vordemonstrieren?“
„Hm!“ antwortete der Bedrängte. „Es ist eine sehr schöne Sache um so ein hübsches Geldstück; aber wenn es dem Herrn Direktor so beliebt, so hat der Ludwig freilich sehr unrecht gehandelt. Es war eine große Beleidigung für uns!“
„Natürlich! Das ist wahr!“
„So hätte er nicht an uns handeln sollen. Ich hätte nicht geglaubt, daß er uns das antun könnte. Aber wenn der Herr Direktor nichts von dem Geld wissen will, so könnte der Ludwig es uns nachher vielleicht heimlich geben. Dann hätte ja ein jeder seinen
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