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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und wollte eben beginnen, kam aber nicht dazu.
    „Pfififififif!“ erklang die Klarinette. „Pfifififapppp!“
    Der Baß und die Posaune schwiegen. Alle schauten nach dem Orchester.
    „Donnerwettern!“ rief der Schmied. „Das ist eine gar alberne Geschichten!“
    „Was ist denn geschehen?“ fragte Ludwig.
    „Mein Klarinettenschnabel hat wieder mal die Diphterumdis bekommen. Es geht nicht weiter.“
    „Kannst's nicht kurieren?“
    „Ja, aber das geht nicht so schnell. Aus dem Oberländer wird nun nix. Setzt euch wieder auf eure Plätze. Der Schnabel kann nur durch fließendes Wasser geheilt werden. Ich muß also nunter gehn in den Dorfbach. Wartet also. Vielleichten geht's nachher wieder besser.“
    Er nahm die Klarinette unter den Arm, stieg vom Podium herab und schritt zum Saal hinaus. Die Burschen führten ihre Tänzerinnen an ihre Plätze zurück. Osec mußte dasselbe tun. Er machte ein weniger siegreiches Gesicht als früher. Doch ahnte er nicht, daß die Klarinette ihre Diphtheritis nur seinetwegen bekommen hatte.
    Nach einer Weile kehrte der Schmied wieder zurück und erklärte:
    „Es hat gut holfen. Die Klarinetten hat ihre Stimm wiederum erhalten. Also kann der Ball fortgesetzt werden. Ich will hoffen, daß unsere Instrumenten auch fernerhin gesund bleiben. Wir wollen nun den Oberländer nochmal anfangen.“
    Die Tänzer suchten ihre Mädchen wieder auf, und auch Osec kehrte zur Gisela zurück. Doch mußte er abermals erleben, daß sie ihm von Ludwig entführt wurde, welcher gar nicht erst in die Reihe trat, sondern sogleich zu tanzen begann.
    „Himmeldonnerwetter!“ fluchte Kery. „Da hat dieser Kerl sie abermals weggenommen. Welche Frechheit! Jetzt gehe ich hin und halte das Paar mitten im Tanz an!“
    Er führte diesen Vorsatz aus. Er ergriff seine Tochter am Arme, riß sie von Ludwig los und wies diesen durch eine strenge Handbewegung fort. Der Knecht gehorchte ohne Widerstreben und entfernte sich.
    „Habe ich dir nicht verboten, mit ihm zu tanzen!“ donnerte der Bauer.
    „Ich dachte, du meintest nur die vorige Tour.“
    „Nein, ich meine es überhaupt, ein für allemal!“
    „Aber wenn er eher kommt als der Osec, so muß ich mit. Ich kann ihn nicht zurückweisen. Das würde die andern beleidigen, und dann wär der Skandal sofort da. Der Osec mag doch schneller machen!“
    „Das kann er nicht, weil er weiter entfernt von dir ist als dieser Ludwig. Du wirst dich mit zu uns setzen. Und jetzt tanzt du mit deinem Zukünftigen.“
    Er winkte den letzteren herbei. Dieser folgte dem Wink, nahm Gisela in den Arm und erhob bereits den Fuß zum Tanze; aber da –
    „Fumfumfumfum! Klapp!“
    Die Musik schwieg, und alle Paare blieben stehen.
    „Sapperment! Das ist dumm!“ rief der Violon-Frenzel.
    „Was hast denn macht?“ fragte der Herr Direktor in ärgerlichem Ton.
    „Da ist mir gar der Steg umgefallen, auf dem die Saiten liegen. Nun kann ich eine Viertelstunde arbeiten, ehe ich ihn wieder aufbringe.“
    „Das ist freilich ein Unglück, schuld bist aber glücklicherweise nicht daran. Wannst schuld wärst, da tät ich dich gleich aus meiner Kapellen entlassen und ohne Pangsion aus den Dienst jagen.“
    „Oho!“ fuhr der lange Schneider auf.
    „Ja, das ist wahr. Da brauchst du dich nicht zu wundern. Eine Nachlässigkeiten duld ich nicht im Dienst. Meine Kapellen ist berühmt, und ich muß zuschauen, daß sie diesen guten Ruf auch fort behalten tut. Oder meinst etwa, daß solche Nachlässigkeiten mich nicht in Schaden bringt?“
    Der Schneider verstand ihn sehr gut; darum fragte er:
    „Wie denn in Schaden? Das möchte ich doch wissen.“
    „Weil's Störung macht im Tanz. Da haben wir wiederum aufhalten müssen. Die andern haben doch wenigstens ein paar Mal herumschwenken könnt; aber dera Osec ist schlecht weggekommen. Der arme Kerlen hat eben beginnen wollt und ist gar nicht dazu kommen. Schau nur, was für ein mitleidiges Gesichten er macht! Grad als ob ihm das Kartoffelfeld verhagelt wär! Das kann einem jeden, der ein ordentlich Herz und ein gutes Gemüt besitzt, beinahe sehr weh tun.“
    Ein lautes Gelächter erschallte rundum, und der Schneider begann, seinen Baß wieder in Ordnung zu bringen.
    Natürlich waren die Burschen abermals gezwungen, ihre Mädchen nach den Plätzen zurückzuführen. Osec brachte Gisela zu ihrem Vater, wo sie sich niedersetzte, ohne mit einer Miene zu verraten, was sie eigentlich dachte.
    „Du“, meinte der alte Osec zu Kery, „das kommt mir

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