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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zeigen, daß ich ein nobler Kerl bin. Sie sollen ein Freibier haben. Wenn der reiche Mann sich eine Güte tut, so soll der arme Lazarus auch einen Brocken davon bekommen.“
    Die Burschen steckten die Köpfe zusammen, flüsterten miteinander und warfen dem stolzen Protzen finstere Blicke zu.
    „Das machst du recht“, antwortete der Wirt, welcher sich über dieses ‚Freibier‘ freute. Natürlich glaubte er ein gutes Geschäft damit zu machen. „Zeig einmal, was du kannst. Wieviel soll ich bringen?“
    „Sechs Gläser.“
    Der Wirt glaubte nicht richtig gehört zu haben. Er sagte:
    „Ich hab dich wohl falsch verstanden. Hast du wirklich sechs Gläser gemeint?“
    „Natürlich. Wann ich einmal was verschenk, so geb ich auch gleich ordentlich.“
    „Donnerwetter, ja, das ist nobel! Gleich sechs Gläser voll für – ja, wieviele Trinker sind denn da?“
    „Sechsundzwanzig, die Mädelns nicht gerechnet“, antwortete einer der Burschen.
    „Sechs Gläser für sechsundzwanzig Burschen. Wieviel kommt da auf den Mann? Wer kann sich das ausrechnen? Der muß die Bruchrechnung gut verstehen.“
    Der Bursche, welcher geantwortet hatte, war der Sohn desjenigen Bauern, welcher nach Kery der reichste im Ort war. Er konnte weder den Kery noch die Osecs leiden. Er trat in die Mitte des Saales und rief laut:
    „Kameraden, der Osec will uns sechs Glas Bier geben, sechs Glas, sechs Glas für sechsundzwanzig Burschen. Sind wir denn gar solche Lumpen, daß wir uns für einen halben Schluck bedanken müssen? Es ist eine Beleidigung. Ich zahle den Osec sechsundzwanzig Gläser, auf jeden Burschen eins. Wir hier in Slowitz können auch noch zahlen. Wir sind nicht bankrott und auch keine Bettler; Wirt, gieß die sechsundzwanzig ein. Er mag saufen, bis er platzt. Dann ist auf der Welt ein Großtuer und Prahlhans weniger.“
    „Bravo, bravo! So ist's recht!“ riefen die Burschen rundum.
    „Halt, Wirt!“ schrie Osec. „Schenk nicht ein. Nun sollen sie das Bier nicht haben, und ich mag auch das ihrige nicht. Solche Leute sollten froh sein, wenn sie etwas geschenkt erhalten. Jetzt aber behalte ich mein Geld!“
    „Behalte es!“ antwortete der Bursche. „Ich aber nehme meine Bestellung nicht zurück. Die sechsundzwanzig trinken wir, und außerdem bekommt die Musikkapelle ein halbes Dutzend. Schenk ein, Wirt!“
    „Himmelsakra!“ rief da der Schmied. „Was bist für ein braver Kerlen! Ein halbes Dutzend für meine Kapellen! Das laß ich gelten. Durst hat ein Schmied halt immer und zu jeder Zeit, besonders wann er zugleich Musikdirektorn ist. Von dir nehmen wir's gern an. Von denen Osecs aber möchten wir keinen Tropfen haben. Wißt ihr etwa, weshalb diese beiden heut hier in Slowitz sind?“
    „Nun, warum?“
    „Die Gisela wollens haben. Verspruch wollens halten. Denkt euch mal, das reichste Dirndl im Dorf wollens uns wegfischen; Verlobung soll sein, und da gibt dera Osec sechs Glas Bier für sechsundzwanzig Mäulern. Wann das bei dera Verlobung geschieht, wie mag es da erst bei dera Hochzeiten werden. Da müssen die Leutln halt alle verdursten. Nein, wer von denen was trinkt, dem schau ich all mein Lebtagen nicht mehr ins Gesicht. Für unser Deputat aber will ich mich gern gleich extra bedanken.“
    Er sprang vom Orchester herab und reichte dem Burschen, welcher sich als so freigiebig erwiesen hatte, die Hand. Einige andere Burschen traten hinzu, und diese Gelegenheit benutzte der Schmied, ihnen zu sagen, daß Gisela nicht mit dem Osec tanzen wolle, sondern dem Knecht Ludwig die heimliche Weisung erteilt habe, sie sofort wegzuengagieren, wenn der Kerl auf sie zukomme.
    Jetzt zeigte es sich, wie beliebt Ludwig war. Die Burschen freuten sich aufrichtig dieses großen Vorzugs, welchen er vor ihnen erhalten hatte, mit dem reichsten und schönsten Mädchen des Dorfes tanzen zu können, er, der arme Knecht.
    „Aber“, meinte der Schmied, „ihr müßt halt auch mithelfen. Vielleichten gibt's einen Skandalen, denn der Kery wird es nicht dulden wollen, daß seine Tochtern mit dem Knecht tanzt. Nachher dürft ihr die Zung nicht schonen und die Hände nicht in die Taschen stecken. Ihr müßt zeigen, daß hier im Saal ein Vatern keine Gewalt über seine Tochtern hat. Hier haben nur die Burschen zu gebieten, und ich bin der Herr über alle, weil ich halt der Herr Kapellmeistern bin.“
    „Aber was geschieht dann, wenn der Osec sich dennoch einmal die Gisela aufdrängt?“ fragte einer der Burschen.
    „Was dann geschehen wird, das

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