69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
gingen ihm natürlich entgegen.
„So hat meine Depeschen dich also richtig troffen“, sagte der Alte. „Das ist schön; das ist gut! Nun ist die Sach in Ordnung! Aber schau, stell dich doch mal so grad vor mir her!“
Er faßte seinen jungen Freund bei den Armen und gab ihm die beabsichtigte Haltung. Er überflog ihn mit scharfem Blick vom Kopf bis zu den Füßen herab, nickte befriedigt vor sich hin, drehte die eine Spitze seines Schnurrbarts und fuhr fort:
„Weißt, das ist fast gar nimmer auszuhalten.“
„Was?“
„Wast für ein hübscher Kerlen bist.“
„Unsinn!“ lachte der Fex, indem er sofort eine andere Stellung annahm.
„Nein, das ist kein Unsinn, sondern die reine Wahrheiten! Du bist fast ein so akkurater Kerlen, wie ich dazumalen war, als ich in deinem Alter stand. Mir liefen die Dirndln ebenso gleich nach, grad wie jetzt dir.“
„Woher weißt du, daß sie das tun?“
„Meinst, ich hab keine Augen? Da steht ja gleich eine. Kaum bist hier angekommen und aus dem Coupé stiegen, so hast schon eine bei dir. Ja, so ist's halt in der Jugend!“
„Wir trafen uns zufällig.“
„Soll ich das glauben?“
Er musterte die beiden mit einem seiner bekannten freundlich-pfiffigen Blicke.
„Ja. Ich ging hierher, weil ich überzeugt war, dich hier zu finden und hörte von dem Fährmann, daß Paula im Wald sei. Natürlich suchte ich sie sofort auf.“
„Und das hat er gar recht macht“, fuhr Paula fort. „Wenn er nicht kommen wär, so hätt ich einen schlechten Stand mit dem Fingerl-Franzen.“
„Mit dem wiederum? Wie ist das kommen?“
Paula erzählte es ihm und belobte dabei den Geliebten in solcher Weise, daß dieser sehr oft Einspruch erheben mußte, um nicht gar als ein halber Gott beschrieben zu werden. Dabei vermochte sie kaum, ihre bewundernden Blicke von ihm zu wenden. Sie fühlte sich unendlich glücklich, ihn so stattlich, zu seinem großen Vorteil verändert, vor sich zu sehen.
„Nun wird er zum Vatern gehen und ihm alles berichten“, schloß sie ihre Erzählung.
„Und da hast wohl gar eine große Angst?“
„Eine Ängsten grad nicht. Der Vatern darf mich nicht zwingen, ihn zu heiraten; das weiß ich ja gewiß; aber ein schlimmes Wesen gibt's doch gewiß. Ich bekomm Scheltworte und böse Reden vom Morgen bis zum Abend, sogar wann fremde Leuten dabei zugegen sind.“
„Das könntest doch wohl anderst machen.“
„Wieso?“
„Wannst weggehen wolltst von der Talmühlen. Dann wär der ganze Ärger vorüber.“
„Ja, das hab ich auch schon denkt. Ich bin wie ein Garnix daheim. Alles schimpfiert auf mich hinein. Wann das so fortgeht, und ich derfahr einen Ort, wo es einen guten Dienst gibt, den ich derfüllen kann, nachher bin ich sogleich bereit, die Talmühlen zu verlassen.“
„Was für ein Dienst soll das aber sein?“
„Das weiß ich nicht.“
Da bemerkte der Fex:
„Als gewöhnliches Dienstmädchen in eine gewöhnliche Familie einzutreten, davon würde ich dir auf alle Fälle abraten.“
„Ja“, lächelte der Sepp, „der Fex will gar hoch hinaus, mit sich und auch mit seiner Paula!“
„Das bin ich mir schuldig. Ich werde in München nachschauen, ob sich eine passende Stellung finden läßt.“
„Soweit brauchen wir gar nimmer zu gehen. Eine passende Stellung findet sich auch hier in der Umgegend.“
„Schwerlich!“
„Wirst's wohl besser wissen wollen als der Wurzelseppen?“
„Nun, weißt du vielleicht eine?“
„Ja, eine ganz gute.“
„Wo?“
„Das willst auch schon gleich wissen? Ja, wo irgend was braucht wird, ein Rat oder eine Hilfen, da ist der Sepp immer derjenige, welcher bereit ist, beizustehen. Weißt Fex, ich kenn eine vornehme Dame, die ist noch jung und so gut wie die Liebe selbst; ich weiß zwar nicht, ob sie ein Mädchen braucht, aber wann ich's ihr sag, so nimmt sie die Paula sogleich zu sich.“
„Wer ist das?“
„Das ist eine Baronessen Milda von Alberg, die vor kurzer Zeiten drüben in Steinegg das Schloß kauft hat.“
„Kennst du sie?“
„Grad so, als ob sie meine Großmuttern wär.“
„Aber wenn du nicht weißt, ob sie jemanden braucht, so ist uns nicht geholfen.“
„Ich hab ja sagt, daß sie die Paula zu sich nehmen wird, wann ich mit ihr sprech. In so einem großen Schloß ist gar viel Platz, und da werden Leutln braucht zu jeder Zeit. Und wer weiß, wie bald die Paula Veranlassung hat, fortzugehen! Das kann gar vielleicht schon heut kommen.“
„Wie? Schon heut? Hast du eine bestimmte
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