Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Briefe daraus hervor.
    „Hier, Paula, sind sie“, sagte er in so ruhigem Ton, als ob gar nichts geschehen sei. „Steck sie ein; sie sind dein Eigentum.“
    Während sie dieselben in ihrer Tasche verbarg, raffte sich der Franz vom Boden auf. Seine Augen schienen aus ihren Höhlen treten zu wollen; seine Zähne knirschten; er schnappte nach Luft und zitterte am ganzen Körper.
    „Hund!“ stieß er pfeifend hervor. „Das sollst büßen! Hast mich anfallen, hast mich derschlagen wollen. Nun üb ich Notwehr und derschlag dich!“
    Er drang auf den Fex ein. Dieser führte einen Gegenhieb, so schnell, daß gar nicht zu sehen war, wohin er den Gegner eigentlich traf. Es klang dumpf und hohl, und sodann stürzte der Franz abermals hin wie ein Sack. Seine Augen schlossen sich; keines seiner Glieder bewegte sich, aber seine Brust hob und senkte sich krampfhaft, als ob er am Ersticken sei.
    „Um Gottes willen!“ schrie Paula auf. „Er stirbt sogleich!“
    „Nein! Dieses Unkraut hat ein zähes Leben. Das ist durch zwei Hiebe nicht tot zu machen“, antwortete der Fex.
    „Du siehst es aber ja!“
    „Beruhige dich! Es war ein Boxhieb auf den Magen. Nun schnappt er eine Weile nach Luft. Indessen können wir gehen. Hat er Lust, so mag er dann nachkommen und sich den dritten Hieb holen. Bitte, gib mir deine Hand, mein liebes Kind.“
    Er ergriff sie bei der Hand und führte sie fort. Sie blickte sich wiederholt und voller Angst um.
    „Wenn er uns nachkommt und unerwartet über dich herfällt!“ warnte sie zitternd.
    Für sich hatte sie vorhin nicht gezittert; für den Geliebten aber bangte ihr.
    „Hab keine Sorge! Der bleibt noch einige Minuten unfähig, zu einem Angriff auf mich. Ehe er die Fähigkeit dazu erlangt, befinden wir uns in Sicherheit.“
    „Ist das wahr?“
    „Gewiß. Du kannst es glauben.“
    Er sagte das im Ton solcher Überzeugung, daß sie die Sorge fallen ließ. Die Gegenwart trat ja in ihre Rechte. Ihren Blick mit inniger und dankbarer Liebe zu seinem Gesicht erhebend, sagte sie:
    „Abermals bist mein Retter gewest, lieber Fex! Und das ist fast für eine Unmöglichkeiten anzuschaun. Wer konnt denken, daßt hier bei uns bist. Wann bist kommen?“
    „Vorhin mit dem Zug.“
    „Auf Besuch wohl?“
    „Ja“, lächelte er.
    „Bei wem?“
    „Bei dir natürlich. Oder gibt es hier noch eine andere Person, zu denen ich eine Besuchsreise unternehmen könnte?“
    „Vielleicht den Musikdirektoren in der Stadt drinnen.“
    „Oh, der ist vor mir sicher! Wollte ich ihn besuchen, so würde ich riskieren, von ihm gar nicht wieder fortgelassen zu werden.“
    „Also zu mir hast wollt! Aber leider mußt mich nur heimlich sehen. In der Mühlen darfst dich nicht blicken lassen.“
    „So ist dein Vater noch immer so streng?“
    „Noch strenger als vorher.“
    „Vielleicht muß ich ihn dennoch besuchen.“
    „Nein, das wirst nicht tun. Es kann jetzt ja zu gar nix führen.“
    „Freilich. Aber ich muß aufrichtig sein und dir gestehen, daß ich eigentlich nicht aus freiem Antrieb komme. Ich erhielt eine Depesche von dem Wurzelsepp, welcher mich für heut hierher rief.“
    „Von dem? Heut? Hierher? Was mag der von dir wollen?“
    „Ich weiß es nicht, werde es aber wohl erfahren.“
    „Etwas Notwendiges muß es sein, sonst hätt er nicht telegrafiert.“
    „Das sage ich mir auch. Wo mag er sich jetzt befinden? Ist er vielleicht in den letzten Tagen hier in der Gegend gewesen?“
    „Ich hab ihn nicht sehen.“
    „So war er auch nicht da, denn dich hätte er ganz sicher aufgesucht. Da sind wir am Fluß. Wir fahren über.“
    „Nun schnell, bevor der Fingerl-Franz kommt!“
    Die beiden winkten, und der Fährmann kam herüber, um sie abzuholen. Er wunderte sich nicht wenig, den ihm unbekannten vornehmen Herrn bei der Müllerstochter zu sehen. Zugleich freute er sich auf die reichliche Bezahlung, welche er jetzt zu erhalten hoffte. Da aber hatte er sich geirrt. Als der Fex drüben ausgestiegen war, wendete er sich mit strenger Miene an ihn:
    „Bekommen werden sie für dieses Mal nichts, Sie sind ein schlechter Mensch. Sie verraten die Tochter Ihres Herrn für einige Groschen an einen gewalttätigen und ebenso ehrlosen Kerl wie Sie selbst sind. Schämen Sie sich!“
    Er wollte mit Paula weitergehen, hin nach dem Zigeunergrab, da hörten sie links vom Wiesenweg her eine Stimme rufen:
    „Fex, Fex! Lauf doch nicht davon. Ich weiß sonst nicht, wo ich dich zu suchen hab!“
    Es war der Wurzelsepp. Die beiden

Weitere Kostenlose Bücher