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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihr nicht. Es ist im ganzen Land Brauch, daß man Extratouren tanzen kann, und ihr werdet es auch nicht so weit bringen, daß es anders wird.“
    „Wir bringen es so weit; darauf kannst du dich verlassen. Wir tanzen eben, und ich möchte wohl wissen, wie man uns daran verhindern wird.“
    Der Schmied gab ihm einen verstohlenen, beruhigenden Wink und sagte in scheinbar zornigem Ton:
    „Was hast du dreinzureden? Bist du's etwa, der hier zu befehlen hat? Bist du der Herr Musikdirektorn, oder bin ich es? Ob eine Extratour tanzt werden darf oder nicht, darüber hab nur ich ganz allein zu bestimmen.“
    „Nun, so bestimme schnell!“ sagte Osec.
    „Das kann gar kein Zweifel sein, daß man Extratouren tanzt.“
    „Nun gut, ich will eine haben, und zwar sogleich.“
    „Was für einen Tanz?“
    „Das ist mir gleich; aber ein feiner muß es sein, den ihr nicht alle Tage und einem jeden vorspielt.“
    „Also soll ich selber einen wählen?“
    „Ja.“
    „Da mußt auch zahlen.“
    „Das versteht sich ja allein. Wieviel kostet es?“
    „Zehn Gulden.“
    Da fuhr Osec zurück.
    „Bist du toll! Zehn Gulden eine Tour!“
    „Meinst, daß ich's billiger machen kann?“
    „So viel kostet es nirgends. Ich weiß, daß du von andern nur im höchsten Fall einen einzigen Gulden nimmst.“
    „Da hast du recht. Aber du bist ein Fremder, und sodann ist heut mein nobler Tag. Wer nicht zahlen kann, der braucht auch nicht zu tanzen. Mit Extratouren groß tun und dabei doch kein Geld im Beuteln haben, das kann ein jeder Lump. Willst dich mit einem solchen vergleichen lassen? Du, der reiche Osecbauer?“
    „Fünf Gulden will ich dranwenden!“
    „Handeln hilft nix. Ich hab auch gar keine Zeit, mich mit einem abzuquälen, der da tanzen will, Geld ausgeben aber nicht. Geh aus dem Weg hier! Jetzund wird getanzt.“
    Er legte seinen Stummel weg und griff nach der Klarinette.
    Was blieb Osec übrig? Er wollte durchsetzen, daß sein Sohn mit Gisela tanzen könne; das konnte nur durch Extratouren geschehen. Zehn Gulden war freilich eine unerhörte Forderung; sein Geiz wand sich in ihm wie ein zertretener Wurm; aber er wollte seinen Willen haben und durfte auch nicht zurücktreten, weil er sich sonst gradezu unerhört blamiert hätte. Darum sagte er jetzt:
    „Nur nicht so rasch! Ja, getanzt wird, aber nicht ohne meine Erlaubnis. Ich bezahle die Tour.“
    „Schön! Aber sogleich!“
    „Natürlich! Oder meinst du etwa, daß der Osec nicht zehn Gulden einstecken hat?“
    Er zog den Beutel und gab die verlangte Summe hin. Dann schritt er erhobenen Hauptes nach seinem Platz zurück. Er hatte gesiegt und seinen Zweck erreicht.
    Der erwähnte Bursche ärgerte sich gewaltig. Er kam zum Schmied herbei und warf ihm vor:
    „Das ist Verrat an uns! Nun wird sein Sohn mit der Gisela tanzen.“
    Der Schmied versenkte die zehn Gulden schmunzelnd in die Tasche und antwortete, listig mit den Augen blinzelnd:
    „Hältst mich wirklich für einen Verrätern? Da wärst dumm genug!“
    „Aber nun tanzt er doch!“
    „Das wirst erst abwarten müssen! Hast denn nicht hört, daß er einen Feinen verlangt hat?“
    „Das ist eben das Ärgerlichste. Er will einen Besseren aufspielt haben als wir.“
    „Den soll er auch bekommen.“
    „Ich begreife dich nicht. Ich habe sehr große Lust, es so weit zu bringen, daß alle Burschen und Mädchen fortgehen. Dann bist du allein hier mit deiner Kapelle, und kannst spielen, was und für wen du willst.“
    „Das ist eine schlimme Exekution!“ lachte der Schmied. „Aber es ist mir gar nicht bange. Wirst schon anderst denken, wannst nur ein paar Minuten wartest. Ich hätt den Osec gleich ganz abgewiesen. Aber es ist besser, ich hab ihm die zehn Gulden abnommen. Ich kann sie brauchen, und er wird nix davon haben.“
    „Nichts? Aufspielen mußt du ihm doch, denn er hat bezahlt.“
    „Ja, aufspielt soll werden, und wie! Nun mach dich von dannen! Ich hab keine Zeit mehr, da mit dir herumzuschwatzen. Die große und berühmte Extratouren wird beginnen.“
    Der Bursche zog sich zurück.
    „Verdammter Kerl“, hatte Osec gesagt, als er an seinen Tisch kam. „Nimmt mir da volle zehn Gulden ab.“
    „Hättest sie ihm wohl lieber nicht gegeben?“ fragte Kery ärgerlich.
    „Nun, ist's etwa nicht zu viel?“
    „Teuer ist es, über den Span teuer. Aber du kannst es geben, und es ist ein Sieg für uns.“
    „Das ist freilich richtig. Ich will diese Kerls ärgern, daß sie platzen. Paß einmal auf!“
    Da ertönte die laute

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