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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Weile. Osec schimpfte und die Kapelle machte eine Heidenspektakel.
    Das sah so urkomisch aus, daß es nun nicht mehr bei einem Lächeln blieb. Man lachte laut, immer lauter und endlich so laut, daß kaum die Musik mehr zu hören war.
    Erst jetzt nun erkannte Osec, wie die Sache stand. Er rannte zu der Bäuerin zurück und zog sie von dannen. Man sah, daß er entsetzlich räsonierte, aber was er sagte, das war ja nicht zu vernehmen. Sein Sohn folgte ihm mit seiner Tänzerin nach dem Tisch zurück, wo sie sich niedersetzten und mit Kery in einen sehr erregten Wortwechsel zu geraten schienen. Das war an ihren eifrigen Gestikulationen zu erkennen.
    Die Kapelle spielte wacker weiter, bis das Stück zu Ende war. Der Schmied setzte die Klarinette ab und rief:
    „Jetzund ist's vorüber. Ich hab gar nicht denkt, daß das Stück so gut gelingen wird, denn wir haben's nur erst ein paarmal probiert. Freilich, bei einem guten Direktorn ist das eine Leichtigkeit.“
    Da brach der alte Osec los. Er schrie von seinem Platz herüber:
    „Jetzt verlange ich augenblicklich einen Walzer. Aber schnell!“
    „Einen Walzer? Für wen denn?“
    „Für uns.“
    „Willst wohl noch eine Extratouren?“
    „Das fällt mir nicht ein! Ich habe die bezahlte noch abzutanzen.“
    „Oho! Denkst etwa, wir blasen in alle Ewigkeiten weiter, bis dir endlich mal die Musiken und deren Takt in die Beinen fährt? Da kannst dich sehr irren!“
    „Aber wenn wir bezahlt haben, wollen wir auch tanzen!“
    „Natürlich! Das nehm ich auch gar nicht übel. Und darum hab ich mich sehr darüber wundert, daß ihr gar nicht tanzt habt.“
    „Jetzt, jetzt haben wir tanzen sollen?“
    „Freilich! Ihr aber seid dastanden und habt Maulaffen feil halten. Nun verlangst gar auch noch einen Walzern!“
    „Ich will einen Tanz haben, den ich auch wirklich tanzen kann!“
    „Hast den denn nicht kennt?“
    „Nein.“
    „Ja, dann ist's freilich gefehlt. Das hättst halt sagen sollen!“
    „Ich hab dir es ja gesagt. Ich habe mir die Lunge fast aus dem Leib herausgebrüllt.“
    „Meinst, als wir spielten? Ja, da war es zu spät. Wann ich einmal im Spielen bin, so hör ich nicht eher auf, als bis das ganze Stückerl zu Ende ist. Das wär ein schöner und sauberer Musikdirektorn, der in dera Mitten aufhalten wollt! Die Leut müßten doch denken, daß er nix kann. Nein, das muß gehen wie bei einer Uhren. Wann die mal aufizogen ist, so hört's nicht eher auf, als bis sie wieder abilaufen ist.“
    „Aber so einen Tanz wollt ich nicht, so einen habe ich mir gar nicht bestellt.“
    „Red' keine Dummheiten! Einen Nobeln hast dir bestellt, und das ist der feinste und nobelste, den ich hab.“
    „Was war es denn?“
    „Ja, weißt das wirklich nicht?“
    „Woher sollt ich's wissen?“
    „Ein Cotilljong war's, ein französischer Cotilljong, wie er in Paris tanzt wird.“
    „Ich aber will keinen französischen! Ich bin kein Franzose! Ich bin nicht in Paris, sondern in Slowitz in Böhmen.“
    „Nein, nicht in Slowitz bist, sondern im Irrtum bist. Ich hab meine Schuldigkeiten tan. Wir haben spielt, wast verlangt hast, einen Noblen, und wir sind mitnander fertig. Wannst ihn nicht tanzt hast, so bist selber schuld daran!“
    „So verlange ich mein Geld wieder!“
    „Das kannst, nämlich, es verlangen. Dagegen habe ich nix, aber wiederbekommen tust's nicht. Was ein Musikus mal in der Taschen hat, das gibt er nicht wieder heraus.“
    „Es muß zurückgezahlt werden!“
    „Nein, es bleibt. Für diese zehn Gulden haben wir uns rechtschaffen plagt und schunden.“
    „So ist's ein Betrug!“
    „Du, nimm dich in acht! Beleidigen laß ich mich nicht. Merks dir.“
    „Ein Betrug ist's; ich sage es noch einmal! Das heißt, einem gradezu das Geld aus der Tasche stehlen.“
    Da stieg der Schmied vom Podium herab, kam herbei, stellte sich breitspurig vor ihm hin und sagte:
    „Einen Betrüger hast mich nannt. Willst's gleich widerrufen?“
    „Das fällt mir nicht ein. Verklagen werde ich dich extra!“
    „Also um Verzeihung bitten willst mich nicht, he?“
    „Nein. Was ich gesagt habe, das ist wahr!“
    „Nun, so mach ich wahr, was ich vorhin sagt hab: Wer Lärm macht, der wird hinausgeworfen.“
    „Wag es einmal!“
    Dennoch aber wich er ängstlich zurück.
    „Was ist da zu wagen! So einen schmalen Federkiel, wie du bist, setz ich an die Luft, ohne daß ich es merk, daß ich ihn in denen Händen hab. Paß aufi!“
    Er packte ihn mit eisernen Fäusten und schaffte ihn nach der

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