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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tür.
    „Halt!“ schrie der Kery-Bauer. „Das laß ich mir nicht gefallen!“
    „Brauchst keine Sorg zu haben“, antwortete der Schmied zurück. „Wann's dir nicht recht ist, daß der da eher nausworfen wird als du, so kannst dich trösten. Wirst gleich auch drankommen. Wart nur noch einen einzigen kleinen Augenblick!“
    Der alte Osec hing in den Armen des starken Mannes wie ein schwacher Knabe. Er bewegte kein Glied. Er kannte die Körperkraft des Schmieds und wußte, daß Widerstand ganz vergebens sein werde.
    Sein Sohn, sonst keineswegs ein Held und mutvoller Charakter, wagte es dennoch, seinem Vater zu Hilfe zu kommen. Er eilte dem Schmied nach, zur Tür hinaus, und erreichte ihn, als derselbe grad die Treppe betreten wollte.
    „Willst du gleich meinen Vater frei geben!“ schrie er ihn an. „Ich mach dich tot!“
    „Du? Mich?“ lachte der Schmied. „Gut, daßt kommst! So kannst ihn gleich begleiten.“
    Er gab dem Alten einen Stoß, daß dieser zur Treppe hinab – zwar nicht stürzte, aber in der Weise hinabtaumelte, daß er sich nicht eher zu erhalten vermochte, als bis er unten angekommen war. Inzwischen faßte der Schmied den Jungen, drückte ihm die Arme so fest an den Leib, daß er vor Schmerz laut aufschrie, und expedierte ihn dem Vater nach. Das ging so schnell und exakt, daß beide unten zusammenstießen und miteinander an die Wand stürzten.
    Da trat der Kery-Bauer unter die Tür.
    „Willst auch nachfolgen?“ fragte ihn der Schmied. „Ich bin einmal bei der Arbeit, und da geht's aus einer Schüssel. Ihr könnt gleich alle so gespeist werden, daß ihr satt bekommt.“
    Da war auch die Bäuerin nachgeeilt. Sie ergriff den Arm ihres Mannes und bat ihn:
    „Keine Prügelei! Das schickt sich für dich nicht!“
    „Ich weiß selbst, was sich für mich schickt, und du brauchst's mir nicht erst zu sagen“, antwortete er. „Mit einem Schmied raufe ich mich nicht. Das ist mir viel zu despektierlich. Ich wollte nur sehen, was die Osecs mit ihm beginnen.“
    „Sie haben gar nix mit mir beginnen können, sondern ich mit ihnen“, lachte der Schmied. „Und wann du zu vornehm bist, mit einem Schmied zu raufen, so rat ich dir, dich von dannen zu heben. Es könnt sonst sein, daß ich mich nicht für zu vornehm halte, dich tüchtig durchzuwalken. Ein Schmied ist auch ein Mensch, und vielleicht ein besserer noch als du!“
    Die beiden Osecs machten Miene, wieder die Treppe emporzusteigen.
    „Bleibt unten!“ rief ihnen Kery zu. „Ich komme auch gleich nach. Will nur erst unsere Zeche bezahlen.“
    Er ging zum Wirt und bezahlte; dann gebot er seiner Frau und Tochter, ihm zu folgen, und verließ mit ihnen die Schenke. Das war das Ende des Wirtshausgehens, welches unter ganz anderen Voraussetzungen begonnen hatte.

FÜNFTES KAPITEL
    Heimliche Liebe
    Die fünf Personen befanden sich keineswegs in einer guten Stimmung. Die drei Männer fühlten, daß sie sich außerordentlich blamiert hatten. Sie waren anfangs aufgetreten, als ob kein anderer mit ihnen zu vergleichen sei, und nun waren sie mit Gewalt gezwungen worden, das Lokal zu verlassen. Eine solche Demütigung fühlten sie, welche sich für die Besten und Vornehmsten der ganzen Umgegend hielten, doppelt peinlich. Darum schritten sie zunächst schweigsam nebeneinander her. Jeder von ihnen scheute sich, merken zu lassen, daß er in ganz wohl verdienter Weise bestraft worden sei.
    Mutter und Tochter gingen eine Strecke voraus. Sie beeilten sich mehr, als sie eigentlich nötig gehabt hätten. Sie wollten aus der Nähe der Männer kommen.
    „Ich habe es mir gleich gedacht“, sagte die Bäuerin. „Wenn die Osecs mit dem Vater sind, so gibt es stets so einen Auftritt.“
    „Ja, er ist so schon stolz und herrisch und wird doppelt gebieterisch, wenn er diese Übermütigen neben sich hat. Und da sollen wir den Jungen nun gar noch in das Haus bekommen!“
    „Als Schwiegersohn! Man möchte beten, daß die Heiligen es abwenden; aber das würde doch vergeblich sein, denn was der Vater sich einmal in den Kopf gesetzt hat, das führt er auch hinaus. Und wenn man einen Widerstand leistet, so wird es nicht besser, sondern doppelt so arg. Du armes, liebes Kind! Ich möchte mein Leben hingeben, wenn ich dich dadurch glücklich machen könnte, und nun muß ich ruhig mit zusehen, daß du an so einen Menschen verschachert werden sollst.“
    „Gräme dich nicht um mich, Mutter“, sagte Gisela in munterem Ton. „Es wird wohl zu ertragen sein.“
    „Das sagst du so

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