69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Ludwig so bald wie möglich aus dem Haus kommt.“
„Das soll er, das soll er!“
„Schön; so sind wir soweit einig.“
„Also nun nach Hause, damit wir die Sache zu Ende bringen.“
„Gibt es nicht noch vorher etwas zu besprechen?“
„Was?“
„Das Geschäft für morgen.“
„Darüber können wir später reden.“
„Nein. Jetzt ist's besser. Jetzt sind wir ungestört und unbelauscht. Später sind wir vielleicht gar nicht mehr allein.“
„Nun meinetwegen. Also es kommt ganz sicher Ware?“
„Noch heute.“
„Wieviel?“
„Sehr viel und sehr teuer. Das ist es eben, weshalb wir uns besonders besprechen müssen. Für gewöhnlich beträgt's nur so um tausend Gulden. Dieses Mal aber handelt es sich um viel mehr. Willst du es wagen?“
„Ja, wenn's nicht gar zu hoch ist.“
„Fünfzehntausend sind's.“
„Gut, ich wage es trotzdem. Wir haben meist immer Glück gehabt, und so läßt sich annehmen, daß wir wohl auch jetzt, wo es sich um eine solche Summe handelt, nicht unglücklich sein werden.“
„Daran ist nicht zu denken. Natürlich werden wir doppelte Vorsicht anwenden. Das zu tun, ist deine Sache. Ich liefere dir die Waren ins Haus, bis dahin habe ich die Verantwortung; nachher beginnt die deinige. Wie aber steht es mit dem Geld?“
„So viel habe ich natürlich nicht bar daliegen.“
„Und ich kann nichts ohne Bezahlung abgeben.“
„Hoffentlich habe ich Kredit bei dir!“
„Natürlich. Aber gegen Wechsel.“
„Einverstanden! Stelle sie auf drei Monate. Wann kommen die Leute?“
„Punkt zwei Uhr. Sorge dafür, daß niemand mehr wach ist!“
„Die Leute sollen alle zu Bett sein.“
„Ganz besonders aber der Ludwig, denn dem traue ich nicht.“
„Da habe ich keine Sorge. Heute ist seine Mutter da, was ich übrigens niemals gern geduldet habe. Da geht er mit ihr zeitig auf seine Kammer. Nun aber wollen wir machen, daß wir nach Hause kommen.“
Sie setzten den unterbrochenen Weg jetzt wieder fort. Als sie das Gut erreichten, zeigte es sich, daß die zur Verlobung erwartete Frau Osecs nicht gekommen war. Ihr Mann grämte sich nicht gerade sehr darüber.
Kery ging in die Küche und sagte seiner Frau und Tochter:
„Heute abend wird oben in der guten Stube gegessen. Was dort vorgeht und was da gesprochen und ausgemacht wird, das braucht das Gesinde nicht zu hören.“
Nun wußten die beiden genau, daß die Verlobung eine fest beschlossene Sache war.
Der Nachmittag war längst vorübergegangen und der Abend angebrochen. Droben in der guten Stube wurde die Lampe angebrannt, und bald war der Tisch gedeckt. Große Kocherei war nicht gemacht worden. Das war nicht nach dem Geschmack des Kery-Bauern, und die beiden Osecs waren so geizig, daß sie es gar nicht übelnahmen, daß ihnen nur kalte Küche vorgesetzt wurde.
Das Essen begann. Die drei Männer ließen es sich schmecken. Der Bäuerin quoll der Bissen im Mund. Sie vermochte fast nicht zu schlucken, solche Angst hatte sie. Wie es im Inneren Giselas aussah, konnte man nicht merken. Sie machte sich mit der Bedienung der Gäste so zu schaffen, daß man ihr keine Besorgnis ansehen konnte. Übrigens war sie munter, und die Farbe ihres Gesichtes hatte sich nicht im mindesten verändert.
Endlich war der Appetit gestillt. Die Messer wurden fortgelegt und Gisela mußte eine Flasche Wein entstöpseln. Nachdem die Gläser gefüllt waren, erhob der Bauer das seinige.
Ein tiefer, tiefer, angstvoller Seufzer entquoll der Brust der Bäuerin. Jetzt sollte es beginnen! Die schwerste und wohl auch die traurigste Stunde ihres Lebens war da.
„Laßt uns anstoßen“, sagte Kery, „auf das Gelingen unseres jetzigen Vorhabens!“
Was das für ein Vorhaben sei, sagte er freilich nicht. Die Gläser klangen aneinander. Auch Gisela stieß munter mit an. Sie tat so, als ob es sich um etwas ihr ganz Willkommenes handle.
„Setze dich nieder, Gisela“, sagte ihr Vater. „Ich habe mit dir zu sprechen.“
Sie nahm ihm gegenüber Platz und blickte ihm scheinbar unbefangen und erwartungsvoll ins Gesicht.
„Du bist mein Kind, meine einzige Tochter“, begann er. „Du wirst einmal alles erben, was wir besitzen, und ich möchte dafür sorgen, daß es nicht in schlechte Hände kommt.“
„Hältst du denn die meinigen für schlecht?“ fragte sie erstaunt.
„Nein, denn du bist eine brave, fleißige und sparsame Wirtschafterin, wie ich als dein Vater aufrichtig sagen muß.“
„Nun, so brauchst du dich also gar nicht zu sorgen. Wenn es
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