69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
gut und wohl auch noch besser sind. Er ist doch nicht etwa gar ein richtiger Engel! Das hat er vorhin bewiesen. Er hat doch mit dir und auch gegen mich gesprochen, als ob er ein Polizist wäre. Das klang ja ganz so, als ob er uns anzeigen wolle!“
„Wird ihm nicht einfallen!“
„Vielleicht doch, wen er von dir fort ist. Dann wird er sich rächen wollen. Ich bin gradezu erschrocken. Ich habe stets gedacht, daß kein Mensch ein Ahnung hat, was für ein Geschäft wir betreiben, und da sagt dein Knecht es uns auf öffentlichem Tanzboden gradezu in das Gesicht.“
„Er weiß nichts.“
„So könnte er nichts sagen!“
„Er ahnt es bloß.“
„Das ist schon genug. Wenn er es ahnt, so muß er doch irgend etwas gemerkt haben.“
„Das wohl.“
„Was denn? Weißt du es?“
„Ja. Wir brauchen uns nicht zu fürchten.“
„So sage doch, was und wieviel er weiß!“
„Viel ist es nicht. Kannst du dich besinnen, als wir im Februar erwischt wurden und draußen vor dem Dorf umkehren mußten?“
„Das weiß ich noch sehr gut. Wir verloren alle unsere Güter, und die Grenzer waren hart hinter uns her.“
„Damals warst du schneller als ich. Du flüchtetest nach meinem Gut zu, und ich kam einige Minuten später. Da stand der Ludwig vor der Tür. Weiß der liebe Himmel, was er zu so später Stunde da noch zu treiben hatte. Wir fürchteten schon, von den Grenzern erkannt worden zu sein; aber es kam keiner. Du schliefst bei mir und gingst erst am nächsten Morgen fort. Ich glaubte, die Sache sei nun gut. Aber am Mittag fuhr ich mit dem Ludwig nach der Stadt, und unterwegs sagte er pfiffig:
‚Das war gestern gefährlich.‘
‚Was?‘ antwortete ich.
‚Das mit den Grenzern.‘
‚Mit welchen Grenzern?‘
‚Nun, mit denen, welche hinter euch herkamen.‘
‚Hinter uns her? Was meinst du denn eigentlich?‘
Er tat einen Zug aus seiner kurzen Pfeife; dann sagte er:
‚Erst kam der Osec und versteckte sich; dann kamst du ebenso eilig herbeigelaufen. Ihr hattet beide keinen Atem mehr. Sodann kamen drei Grenzer gesprungen. Sie sahen mich stehen und fragten mich, ob ich nicht zwei Kerls hätte laufen sehen. Natürlich antwortete ich, daß sie vor fünf Minuten hier vorüber seien, das Dorf hinab, und so eilten sie weiter. Die beiden Kerls aber, welche ich gesehen hatte, waren gar nicht zum Dorf hinab. Ich kannte sie gar wohl und wußte, wer sie waren.‘“
Nachdem Kery dies berichtet hatte, blieb er für einige Augenblicke still; dann sagte der alte Osec:
„Warum hast du nicht gegen mich davon gesprochen?“
„Was hätte es genützt?“
„Vielleicht sehr viel!“
„Ich möchte es wissen! Ich bin vollständig überzeugt, daß der Ludwig uns niemals verraten wird.“
„Diese Überzeugung habe ich nicht.“
„Nun gut, wenn er auf das Amt ginge und uns anzeigte, was könnte er da sagen, und was könnte er beweisen? Nichts, gar nichts. Er hat dich und mich kommen sehen. Das ist alles!“
„Weißt du wirklich, ob das alles ist?“
„Ja.“
„Ich denke anders.“
„Er hat ja niemals wieder etwas gesehen.“
„Das darfst du nicht behaupten. Du, du hast ihn nicht gesehen, er aber dich vielleicht um so besser. Er hat uns damals beobachtet und sogleich Verdacht geschöpft. Natürlich ist er neugierig geworden und hat dich heimlich beobachtet. Weißt du da, was er alles erfahren haben kann?“
„Donnerwetter!“
„Ja, fluche nur!“
„Daran habe ich gar nicht gedacht!“
„Daß er mehr weiß, als du denkst, das ist erwiesen aus der Art und Weise, wie er uns heut antwortete.“
„Jetzt geht mir freilich ein Licht auf!“
„Wenn es dir eher aufgegangen wäre, so wäre es besser für uns. Er weiß daß du ein Schmuggler bist. Nur das hat ihm den Mut gegeben, mit deiner Tochter zu tanzen. Darauf kannst du dich verlassen. Er hat keinen Respekt mehr vor dir.“
„So soll er ihn recht bald wieder bekommen.“
„Keine Unvorsichtigkeit! Wenn du ihn falsch behandelst, kann er uns gefährlich werden. Das mußt du bedenken.“
„Er ist nicht rachsüchtig.“
„Pah! Ein jeder Mensch ist rachsüchtig. Ich möchte einmal einen sehen, welcher es vergißt, wenn er beleidigt worden ist.“
„Ein solcher ist der Ludwig. Er ist gradezu das, was man edel nennt.“
„Mache dich nicht lächerlich! Ein Bauernknecht und edel! Darüber könnte man sich totlachen! Übrigens glaube ich nicht, daß du von dem sogenannten Edelmut sehr viel verstehst.“
„So viel wie du gewiß!“
„Das ist kein
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