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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hinein. Er tat natürlich außerordentlich erschrocken und ließ sich nicht merken, daß er alles wisse.
    „Wie ist denn das gekommen?“ fragte er.
    „Ganz plötzlich und unerwartet. Wir saßen so fröhlich und freundschaftlich beisammen und redeten über die Saaten, daß sie so schön stehen draußen. Da plötzlich legte er sich hintenüber, tat einen Seufzer und war tot.“
    Ludwig öffnete dem Bauern die Weste, knüpfte ihm die Halsbinde ab und griff ihm mit der Hand unter das Hemd nach der Herzgegend. Seine bang besorgten Züge erheiterten sich.
    „Er ist nicht tot. Er lebt noch“, sagte er. „Er ist nur ohnmächtig gewest.“
    „Gott sei Dank! Das war ein Schreck! Den mag ich im Leben nicht wieder mitmachen“, rief der Alte, welcher soeben erst gesagt hatte, daß es das beste sei, wenn der Bauer wirklich der Schlag getroffen habe.
    „Ja, er wird wohl bald aufwachen“, erklärte Ludwig. „Soll jemand geweckt werden?“
    „Jetzt nun nicht. Vielleicht ist keine Hilfe notwendig.“
    „So kann auch ich wieder gehen.“
    Er verließ die Stube, tat, als ob er vom Hof her Wasser hole und es nach dem oberen Stockwerk trage, kehrte aber heimlich in die Küche zurück, deren Tür er wieder hinter sich verriegelte. Dazu hatte er aber wegen der dabei anzuwendenden Vorsicht eine ganz beträchtliche Zeit gebraucht, im ganzen wohl über eine Viertelstunde, und so wunderte er sich nicht, als er von der Küche aus bemerkte, daß Kery indessen das Bewußtsein wiedererlangt hatte.
    Die beiden Osecs hatten ihn nach dem Kanapee getragen, in dessen Ecke er nun saß. Sie waren miteinander übereingekommen, ihm von dem Erscheinen Ludwigs gar nichts zu sagen. Daß dieser letztere im vollständigen Anzug war, das hatten sie übersehen, sonst hätten sie sich wohl veranlaßt gefühlt, größere Vorsicht anzuwenden.
    Kery vermochte bereits wieder mit ihnen zu reden. Er war noch leichenblaß, und seine Stimme klang eintönig. Als Ludwig zum Fenster trat, um in die Stube zu blicken, hörte er ihn eben sagen:
    „Das war das erste Mal in meinem Leben, daß mich eine solche Schwäche überkommen ist. Gebt mir jetzt Ruhe, sonst könnte es wiederkehren und würde gefährlich sein. Aus der Ohnmacht könnte ein Schlaganfall werden.“
    „Ja, wir wollen dir Ruhe geben. Wir haben ja Zeit“, antwortete der Alte. „Wir setzen uns her und warten. In einer Viertelstunde wirst du dich wohl erholt haben!“
    „So schnell geht das nicht.“
    „Ja, länger brauchen wir doch nicht dazubleiben. Wir wollen doch auch unsern Schlaf genießen.“
    „So fahrt ab!“
    „Und was gibst du uns für eine Antwort?“
    „Heut keine.“
    „Aber zum Mittwoch will ich sie haben.“
    „Da sollst du sie bekommen.“
    „So merke es dir genau! Wenn die Gisela nicht Ja sagt, hast du die Wechsel zu bezahlen. Schlaf wohl!“
    Er bot ihm die Hand zum Abschied. Kery zog schnell die seinige zurück, schüttelte den Kopf und sagte mit matter Stimme:
    „Geh nur, geh! Eine Hand bekommst du von mir niemals wieder. Ich weiß nun, woran ich mit euch bin.“
    „So? Woran denn?“
    „Ihr seid Gauner.“
    „Donnerwetter! Sagst du das etwa im Ernst? Zum Spaß taugt es nichts.“
    „Es ist mein Ernst. Ich sehe jetzt alles klar. Erst habt ihr mir geschmeichelt, bis ich mit euch zu spielen begann. Ich wurde ein leidenschaftlicher, heimlicher Spieler und verlor ohne Unterlaß bedeutende Summen. Ich wollte sie wiedergewinnen und verlor immer mehr dazu. Das Geld begann mir zu mangeln. Da verführtet ihr mich zum Paschen. Ihr habt einen festen, schuftigen Plan verfolgt, und es ist euch gelungen. Ihr könnt zu Mittwoch kommen. Meine Antwort sollt ihr hören.“
    „Schön! Was du da Schlimmes von uns sagst, das wollen wir dir vergeben, denn einem, der ohnmächtig gewesen ist, dem muß man so etwas verzeihen. Wenn du weißt, woran du mit uns bist, so wissen wir auch, wie wir mit dir halten. Du bist vollständig fertig mit deinem Vermögen und kannst dich nur dadurch retten, daß mein Sohn deine Tochter heiratet.“
    „Oho! Fertig bin ich noch nicht.“
    „So? Was hast du denn noch?“
    „Ihr seid über meinen Besitz fast noch besser unterrichtet als ich. Die Wechsel, welche ihr von mir in den Händen habt, betragen genau den Wert meines Gutes und –“
    „Ja“, unterbrach ihn der Alte lachend, „da haben wir immer genau nachgerechnet. Die Wechsel liegen daheim in meinem Pult, und dieser neue kommt auch mit dazu. Dabei liegen auch alle Lieferscheine, die du

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