69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Bescheid sagen.“
„Das kann ich nicht. Ich habe der Gisela vierzehn Tage gewährt.“
„Aber ich gewähre dir nur die Zeit von heute bis Mittwoch.“
„Bis dahin kann ich ihr keine anderen Gedanken beibringen.“
„So werde ich sie ihr beibringen!“
„Wieso?“
„Ich bin dein Freund, wenn aber die Freundschaft so mit Füßen getreten wird, wie es von deiner Tochter geschieht, so hört sie eben auf, Freundschaft zu sein, und verwandelt sich in das gerade Gegenteil. Sagt deine Tochter bis nächsten Mittwoch nicht ja, so zieht ihr aus dem Hof.“
Der Bauer fuhr kerzengerade aus seinem Stuhl auf.
„Ausziehen?“ fragte er.
„Ja.“
„Wie meinst du das? Meinen Hof soll ich verlassen?“
„Ja, das meine ich.“
„Niemals.“
„Nicht? Schau, was du für ein Querkopf bist. Wie willst du es denn anfangen, hier bleiben zu dürfen?“
„Wie ich es anfangen will? Gar nicht. Ich bleib eben sitzen. Es kann mir niemand mein Eigentum nehmen. Ich halte es fest bis zum Tod.“
„Auch wenn ich die Wechsel präsentiere, die ich von dir in den Händen habe?“
„Ja.“
„Kannst du zahlen?“
„Ja.“
„Womit denn wohl? Hast du etwa Geld daliegen?“
„Nein. Aber wenn du wirklich so schlecht wärst, sogleich auf Einlösung der Papiere zu dringen, so würde ich eine Hypothek aufnehmen.“
Da lachte Osec laut auf, und sein Sohn stimmte mit ein.
„Von wem willst du denn diese Hypothek bekommen?“
„Von überall her. Der reiche Kery-Bauer bekommt geborgt, so viel er haben will.“
„Auch so viel, wie die Summe meiner Wechsel ist?“
„Allemal.“
„Du scheinst keine Ahnung zu haben, wie hoch diese Summe gestiegen ist. Hast du dir alles aufgeschrieben?“
„Das Spielgeld nicht; das will ich wiedergewinnen.“
„Oder noch mehr dazu verlieren! Ich habe mir alles ganz genau notiert, die Summe und das Datum. Hier steht es auf dem Zettel. Lies einmal nach! So viele Wechsel habe ich von dir in meinen Händen, alle auf Sicht.“
Er gab ihm den Zettel hin. Als Kery zu lesen begann, wurde sein Gesicht totenbleich und seine Nase zusehends spitz. Seine Hände zitterten, und als dann sein Blick auf die unten stehende Hauptsumme fiel, entglitt der Zettel seinen Händen. Er legte sich in die Lehne seines Stuhles zurück und schloß die Augen.
Die beiden Osecs stießen sich triumphierend mit den Ellenbogen. Sie warteten, bis er sprechen werde, vergebens.
„Kery!“ rief nach einer Weile der Alte.
Er erhielt keine Antwort.
„Kery! Rede doch!“
Diese Aufforderung hatte ganz denselben Mißerfolg. Der Bauer rührte sich nicht. Da ergriff der Alte ihn an der Schulter und rüttelte ihn, aber auch vergebens.
„Sapperment“, meinte sein Sohn. „Ich glaube, der Schlag hat ihn getroffen!“
„Das wäre das allerbeste. Er käme in den Sarg und seine Familie in das Armenhaus. Wir aber hätten den schönen Hof für uns.“
„Er bewegt sich wirklich nicht!“
Jetzt stand der Alte auf und strich dem Bauern über das Gesicht.
„Er ist tot, wirklich tot!“ sagte er dann. „Wir haben gewonnen!“
„Wie immer. Es ist doch gut, wenn man mit den Karten richtig umzugehen versteht. Der Dummkopf hat es niemals bemerkt, daß wir ihn betrogen habe.“
„Weil wir ihn vorher immer betrunken machten. Wäre er nüchtern gewesen, so hätte er sich nicht betrügen lassen. Er ist ein gar schlauer Kerl gewesen.“
„Aber was tun wir jetzt?“
„Wir müssen die Leute wecken. Lauf doch einmal hinauf und weck die Frau!“
„Magst du das nicht lieber tun?“
„Fürchtest du dich etwa, sie zu erschrecken?“
„Ja.“
„Schwachkopf! So werde ich gehen.“
Er ging hinaus und traf da auf – Ludwig. Dieser war Zeuge des ganzen Vorgangs gewesen und hatte, als der Alte sich anschickte, aus der Stube zu kommen, schnell die Küche verlassen. Er tat, als ob er zur Treppe herabgekommen sei.
„Wer kommt da?“ fragte der Alte, da es so finster im Flur war, daß er den Knecht nur hörte, aber nicht sah.
„Ich.“
„Wer denn?“
„Der Ludwig.“
„Was machst denn du hier unten?“
„Frisches Wasser will ich holen für meine Muttern. Es ist ihr unwohl worden.“
„Komm schnell da herein, da ist einer, dem es noch viel unwohler geworden ist.“
„Wer ist's?“
„Dein Herr.“
„Der geht mich nix mehr an.“
Er tat, als ob er sich entfernen wolle.
„Kerl, bleib! Der Bauer ist tot!“
„Tot? Um Gottes willen! Ist das wahr?“
„Ja, der Schlag hat ihn gerührt.“
Jetzt ging der Knecht mit
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