69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
welche du heute übernommen hast. Darunter setzt du deine Empfangsbescheinigung und Quittung.“
Er gab ihm einen eng beschriebenen Papierbogen hin. Kery nahm denselben in die Hand, las ihn aufmerksam durch und fragte dann:
„Es sind doch wirklich alle diese Gegenstände in den Paketen?“
„Hat jemals etwas gefehlt?“
„Nein. Aber heute handelt es sich um fünfzehntausend Gulden; da möchte man recht sichergehen.“
„Du kannst ja nachsehen!“
„Dazu war und ist keine Zeit, und wenn ich die Pakete öffne, so verlieren sie ihr gutes Aussehen. Also will ich euch vertrauen und den Zettel unterschreiben.“
Er schrieb unter das Verzeichnis:
„Diese sämtlichen Handelsgegenstände vom Lieferanten richtig, voll und in gutem Zustand empfangen zu haben, bescheinigt hiermit
Slowitz. Georg Kery.“
„Und nun akzeptierst du diesen Wechsel. Das ist eine leichte Arbeit. Deinen Namen vorn quer herüber, so ist es getan.“
„Das ist leicht, jawohl; aber das Einlösen und Zahlen ist schwerer.“
„Ich präsentiere dir das Papier nur erst dann, wenn du bei Kasse bist.“
Kery las die wenigen Zeilen.
„Ah, du hast ihn nicht auf ein bestimmtes Datum, sondern auf Sicht gestellt? Warum das?“
„Eben nur aus Freundschaft und Rücksicht für dich. Da kann ich dir ihn präsentieren, wenn es dir paßt. Stelle ich ihn aber auf einen gewissen Tag, so kann es möglich sein, daß du an demselben gerade nicht bei Geld bist.“
„Wenn du das wirklich freundschaftlich handhabst, so ist es ja gut.“
„Daran brauchst du nicht zu zweifeln. Übrigens lauten auch alle die anderen Wechsel, welche ich von dir in Händen habe, auf Sicht. Ich habe sie nie präsentiert und auch niemals einen Kreuzer Zins verlangt. Ist das Freundschaft oder nicht?“
Das Gesicht des Bauern nahm jetzt einen ganz anderen Ausdruck an. Er war bleich geworden; er sagte:
„Auf Zinsen könnt Ihr leicht verzichten, denn Ihr habt das Geld auch leicht verdient – im Spiel.“
„Nun ja; aber wenn du das einem sagst, so glaubt er es dir nicht. Ein jeder wird es für eine Unwahrheit halten, daß der geizige Kery-Bauer solche Summen im Spiel verloren hat. Übrigens bist du uns ein sicherer Mann, und es fällt uns gar nicht ein, dich zu drängen. Das Spiel wendet sich oft rasch. Vielleicht hast du in einem Vierteljahr uns alles wieder abgewonnen. Also schreib!“
Kery griff abermals zur Feder und akzeptierte den auf Sicht und fünfzehntausend Gulden lautenden Wechsel. Die beiden Osecs verfolgten die Bewegungen seiner Feder mit gierigen Blicken. Ein triumphierendes Lächeln glänzte in ihren Zügen, als er ihnen dann das verhängnisvolle Papier hingab. Jetzt gehörte das Kery-Gut ihnen. Er hatte seine letzten Fünfzehntausend für Pakete hingegeben, welche nur Lumpen und Papier enthielten.
Der Alte steckte Empfangsbescheinigung und Wechsel zu sich, legte sich bequem im Stuhl zurecht und sagte:
„So, das Geschäft ist geordnet, und nun können wir wieder von Familienangelegenheiten reden. Wie steht es also mit deiner Tochter? Wird sie die Frau meines Sohnes?“
„Wenn es nach meinem Willen geht, ja.“
„Ist es denn möglich, daß es gegen deinen Willen gehen kann?“
„Ihr wißt so gut wie ich, daß in der Welt alles möglich ist. Kann ich sie zwingen, wenn sie nicht will?“
„Ja.“
„Wie denn? Etwa sie vor den Altar schleppen? Was würde die Behörde dazu sagen?“
„Das ist deine Sache und nicht die unserige. Ich will ganz aufrichtig mit dir sein. Ich pfeif eigentlich auf deine Gisela. Sie hat nichts, und mein Sohn kann unter den Reichsten des Landes wählen.“
„Was! Sie hätte nichts?“ rief Kery.
„Ja, gar nichts hat sie!“
„Oho! Bin ich nicht Besitzer des Kery-Hofes!“
„Einstweilen! Aber streiten wir uns nicht über solche selbstverständliche Sachen! Also eigentlich bin ich ganz dagegen, daß mein Sohn deine Tochter heiraten will. Es ist eine Mißheirat –“
„Donnerwetter!“
„Ruhig! Laß mich sprechen und dann kannst auch du reden. Leider hat er sich so in sie vergafft, daß er meint, er könnte ohne sie gar nicht leben. Darum will ich Rücksicht nehmen und meine Zustimmung geben. Dafür verlange ich aber auch, daß mir von euch nichts in den Weg gelegt wird. Du hast der Gisela heute einen Aufschub gewährt. Ich bin nicht damit einverstanden, ich laß mich nicht auf die lange Bank strecken. Ich will Gewißheit haben, und zwar bald. Ich will nächsten Mittwoch nach Tisch wiederkommen, da sollst du mir
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